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Vergabe des DAAD-Preises für ausländische Studierende 2022 an Anna Perepechai

Vergabe des DAAD-Preises für ausländische Studierende 2022 an Anna Perepechai

Die Fotografie-Studentin Anna Perepechai ist mit dem DAAD-Preis für ausländische Studierende 2022 ausgezeichnet worden. Der mit 1.000 € dotierte Preis ehrt ausländische Studierende für herausragende Leistungen und interkulturelles Engagement. Die Preisverleihung fand im Rahmen der feierlichen Verabschiedung der Diplomand*innen am 15.07.2022 in der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig statt.

Anna Perepechai wurde 1989 in Polpawa in der Ukraine geboren. Die ehemalige Journalistin zog kurz nach Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine 2014 nach Deutschland und beschäftigt sich seitdem mit den Themen russischer Imperial- und Kolonialpolitik in Osteuropa. Sie studierte an der Bauhaus-Universität Weimar, der Concordia University in Montreal, bevor sie 2020 ihr Studium an der HGB Leipzig in der Klasse für Fotografie und Bewegtbild von Tina Bara begann. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Leipzig.

In ihren künstlerischen Arbeiten beschäftigt sie sich mit gesellschaftspolitischen Fragestellungen und Transformationen, insbesondere in Gesellschaften, die während des Regimes der Sowjetunion existiert haben, sowie in öffentlichen und privaten Räumen. Interessiert an analogen Prozessen, in denen die Fotografie als Objekt selbst in den Vordergrund tritt, arbeitet sie auch mit experimentellen, kameralos produzierten Bildern.

Seit Beginn des groß angelegten russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine 2022 arbeitet Anna in Leipzig in ukrainischen gesellschaftspolitischen und auch künstlerischen Bereichen. Sie betreibt eine Plattform auf Instagram für Ukrainer*innen in Leipzig und begleitet Demonstrationen fotografisch, engagiert sich in Initiativen und unterstützt geflüchtete Studierende an der HGB Leipzig. Außerdem ist sie Mitbegründerin des ukrainisch-deutschen Óstov Kollektivs mit Elza Gubanova, Leon Seidel und Alina Radomska, das den russischen Krieg gegen die Ukraine aus der kunstaktivistischen Perspektive bearbeitet.

Im Gutachten von Prof. Tina Bara heißt es:
„Hervorzuheben ist die künstlerische Qualität der Arbeiten von Anna Perepechai, die sich neben einer direkten Fotografie, experimentellen und performativen Methoden zuwendet. Ebenso verfügt sie über eine außergewöhnliche, vielschichtige und sensible Reflektionsfähigkeit, visuelles und sprachliches Talent. Bereits lange vor Ausbruch des Krieges hat Anna Perepchai ein Gespür für die Bedrohung entwickelt, die in ihren Arbeiten subtil aufscheint. Fragen nach Grenzen, Prägungen, Verlusten finden sich neben dem Wunsch und der Anstrengung, sich in das westeuropäische System einzufügen, oft mit einer empfundenen, aber in den letzten Arbeiten auch reflektierten Ambivalenz in Bezug auf die Schwierigkeiten als Migrantin anerkannt zu werden. Mit dem Ausbruch des Krieges ist Anna wieder – wie bereits auf dem Maidan – aktiv, politisch, helfend bis über ihre körperlichen und psychischen Grenzen hinaus gegangen, in dem sie in öffentlichen Hilfsorganisationen tätig ist, ebenso wie an der HGB, wo es um die Integration der Geflüchteten geht.“

Der DAAD‐Preis kann an Universitäten und Hochschulen vergeben werden, an welchen mehr als 30 ausländische Studierende immatrikuliert sind. Die Auswahl der Preisträger*in liegt in der Verantwortung der jeweiligen Hochschulen. An der HGB Leipzig wird der Preis seit 2010 vergeben.

Weitere Information:
www.annaperepechai.com
www.instagram.com/annachai