1764 Am 6.2.1764 werden die sächsischen Kunstakademien in Dresden, Leipzig und Meißen gegründet. Direktor der „Zeichnungs-, Mahlerey- und Architecturakademie“ in Leipzig wird Adam Friedrich Oeser. Oeser beginnt den Zeichenunterricht mit 23 Schülern in den Räumen seiner Privatwohnung in der Petersstraße, anschließend stehen ihm Räume im kurfürstlichen Amtshause in der Klostergasse, Ecke Thomaskirchhof zur Verfügung.
1765–1766 Umzug der Akademie in den Westflügel der Pleißenburg, wo sie bis 1890 bleibt. Die Zeichenakademie stand den Studierenden der Leipziger Universität offen. Dieses Angebot wird auch von Johann Wolfgang Goethe angenommen.
1814 Hans Veit Schnorr von Carolsfeld wird Direktor und leitet die Akademie bis 1841. Er organisiert einen Schulbetrieb, der durch Stundenpläne geregelt ist und Aufnahme und Abgänge von Schülern registriert.
1847 Gustav Jäger wird Direktor leitet die Akademie bis 1871. Wie schon unter seinem Vorgänger Bernhard Neher spielt die im Gründungsgedanken betonte Bindung zu den Leipziger Gewerbetreibenden und der Buchindustrie keine Rolle mehr. Ab 1855 unterrichtet neben dem Direktor nur noch Gustav Adolph Henning.
1868 Die Stadt Leipzig stellt im Landtag den Antrag zur Auflösung der Leipziger Akademie, in der nur noch 27 Schüler unterrichtet werden.
1872 Ludwig Nieper wird Direktor und leitet die Akademie bis 1901. Bereits ein Jahr zuvor war er, nach Jägers Tod 1871, als einziger in der Schule tätiger Lehrer, vom Ministerium mit der Reorganisation der Schule betraut worden, um deren Schließung durch ein neues zeitgemäßes Lehrkonzept entgegenzuwirken. In Anlehnung an die Gründungsaufgaben unter Oeser werden neue Verbindungen zum Leipziger Gewerbe und zu Industriebetrieben hergestellt. Eine Abendschule zur Weiterbildung von Werktätigen wird eingerichtet.
1874 Der Grundstock der heutigen Hochschulbibliothek wird mit einer Schenkung von 155 Bänden durch den Kunstverlagsbuchhändler E.A. Seemann gelegt.
1875 Die Reformbestrebungen sind in einen vollständig neuen Lehrplan eingeflossen, der erstmals in gedruckter Fassung vorgelegt wird. In Konsequenz des neuen Lehrplanes erfolgt 1877 die Einführung des Faches „Holzschneidekunst“ als Reproduktionsverfahren und Einrichtung neuer Werkstätten für Kupferstich, Lithografie und Holzschnitt.
1876 Die Schule erhält den offiziellen Namen „Königliche Kunstakademie und Kunstgewerbeschule“.
1890 Fertigstellung des 1887 begonnenen Neubaus in der Wächterstraße auf dem Gelände des ehemaligen botanischen Gartens. Die Kunstakademie hat damit erstmals ein ganz auf ihre Bedürfnisse ausgerichtetes Gebäude, das der Umsetzung einer durch Werkstattarbeit ergänzten künstlerischen Lehre entgegenkommt.
1891 Das breit angelegte kunstgewerbliche Ausbildungsangebot konzentriert sich zunehmend auf Berufszweige, die der Buchgestaltung und Buchherstellung verbunden sind.
1893 Mit Gründung der „Fachschule für photomechanische Vervielfältigungsverfahren“ reagiert die Akademie auf den Bedarf an in modernen Reproduktionstechniken ausgebildeten Fachkräften.
1900 Die Schule erhält den offiziellen Namen „Königliche Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe“.
1901 Max Seliger wird Direktor und leitet die Akademie bis 1920. Jetzt erfolgt die konsequente Ausrichtung der Lehrinhalte auf das Buch in höchster gestalterischer und verarbeitungstechnischer Qualität.
1905 An der Akademie werden die ersten 27 Frauen immatrikuliert. 1913 studieren an der Akademie bereits 134 Frauen und 178 Männer.
1907 Emanuel Goldberg tritt die Nachfolge von Georg Aarland an und baut den Unterricht in Reproduktionsfotografie zu einer eigenen Abteilung aus.
1909 Der „Verein Deutscher Buchgewerbekünstler“ wird in der Akademie gegründet, die gleichzeitig auch sein Sitz ist. Von hier kommen entscheidende Impulse für die erste Internationale Buch- und Grafikausstellung 1914, die Internationale Buchkunst Ausstellung 1927 und für den Wettbewerb schönster Bücher Deutschlands ab 1929.
1912 Das erste große Fest der Akademie unter dem Motto „Fest am Hofe von Ferrara“ wird ausgerichtet. Die Akademiefeste, meist in der Faschingszeit, werden zum kulturellen Ereignis in Leipzig. Für Lehrende und Studierende ergibt sich hier die Möglichkeit freier künstlerischer Zusammenarbeit zum gewählten Thema.
1914 Die Schule hat sich als Buchgewerbeakademie national und international etabliert und steht in aktiver Zusammenarbeit mit den Verlegern, den buchherstellenden Betrieben, kulturellen Einrichtungen und Vereinen der Stadt Leipzig. Im 150. Jubiläumsjahr findet mit der BUGRA eine erste internationale Leistungsschau der Buchkunst nach dem Vorbild der Weltausstellungen in Leipzig statt.
1920 Walter Tiemann wird Direktor und leitet die Akademie bis 1941. Der Theorieunterricht wird um die Geschichte der Buchgestaltung und Schrift erweitert. Fritz Götz, der von 1919 bis 1926 unterrichtet, leitet das photomechanische Institut mit einem technisch hervorragenden Lehrangebot, das auch von Lucia Moholy (1925) und Walter Peterhans (1926) wahrgenommen wird. Johannes Tschichold, der bei Hermann Delitsch und Walter Tiemann Unterricht nahm, wird mit seinen Schriften „Elementare Typografie“ 1925 und „Neue Typografie“ 1928 zum Träger einer Reform der Typografie hin zur Moderne.
1933 Nach dem Machtantritt der deutschen Faschisten werden die Professoren Hugo Steiner-Prag und Willi Geiger entlassen. Walter Gasch, der bereits 1929 als Lehrbeistand für Licht- und Tiefdruck eingestellt wurde, wird Walter Tiemann als Stellvertreter zur Seite gestellt und hat durch seine aktive Arbeit in der NSDAP großen politischen Einfluss innerhalb der Akademie. 1937 und 1938 werden mit Hans-Alexander Müller und Hellmuth Weissenborn zwei weitere Lehrkräfte, die mit jüdischen Frauen verheiratet sind, entlassen.
1940 Das „Institut für Farbenfotografie“ wird gegründet. Das Institut soll als Schnittstelle zwischen Produktion und Anwendung funktionieren und zum „richtigen Farbsehen“ erziehen. Das Institut beteiligt sich an der fotografischen Archivierungskampagne der Baudenkmäler Deutschlands ab 1942.
1942 Arno Drescher wird Direktor der Akademie und leitet sie bis 1945.
1943 Bei der Bombardierung Leipzigs im Dezember werden ca. 2/3 der Bausubstanz des Gebäudes zerstört. Der Unterricht läuft weiter.
1945 Nach Kriegsende wird Walter Tiemann von der amerikanischen Besatzungsmacht als kommissarischer Direktor eingesetzt. Er versucht an die Vorkriegstradition der Akademie anzuknüpfen. Parallel wird, gestützt durch die sowjetische Militäradministration, Kurt Massloff für die Leitung der Akademie vorbereitet.
1946 Kurt Massloff wird mit der „lehrplanmäßigen und baulichen Aufbauarbeit“ betraut und leitet diese bis 1958. Während der Umstrukturierung wird der Unterricht in Arbeitsgemeinschaften weitergeführt.
1947 Wiedereröffnung der Schule als „Akademie für Graphik und Buchkunst – staatliche Kunsthochschule“. Das Studium gliedert sich in Grund- und Meisterklassen. Die Werkstätten Lithografie, Holschnitt und Radierung werden erhalten und zunehmend für Arbeiten in der freien Grafik genutzt.
1950 Die Schule erhält den offiziellen Namen „Hochschule für Graphik und Buchkunst“.
1951 Nach einer Zuspitzung der Formalismusdebatte verlassen Walter Arnold, Max Schwimmer und Eberhard Strüning die Hochschule. Vorwürfe unzeitgemäßen Schaffens treffen auch den Bereich Buchgestaltung. Durch die Debatte werden die seit Jahrzehnten gewachsenen Beziehungen zum Verlagswesen, das sich selbst neu orientierte, empfindlich gestört.
1953 Die Leipziger Hochschule fällt durch didaktisch-propagandistische, formal an einem Realismus des späten 19. Jahrhunderts geschulte Bilder in der 3. Deutschen Kunstausstellung in Dresden auf. Infolge kommt es zu deutlichen Auseinandersetzungen innerhalb der Hochschule, die in der Mitte der 50er Jahre zu einem Personalwechsel führen und u.a. Bernhard Heisig, Werner Tübke und Hans Mayer-Foreyt in der Lehre verpflichten.
1955 Das Instituts für Buchgestaltung wird gegründet. Die Leitung übernimmt Albert Kapr, der seit 1951 an der Hochschule lehrt.
1957 Die Abendakademie der Hochschule wird neu eingerichtet und von Walter Münze und ab 1964 durch Gerd Thielemann geleitet.
1961 Bernhard Heisig wird Direktor und leitet die Hochschule bis 1964.
1964 Gerhard Kurt Müller wird Direktor der Hochschule und leitet sie bis 1966.
1972 Eine Ausstellung von Buch- und Schriftgrafik der HGB im Mai in der Biblioteca Palatina in Parma wird die erste offizielle Ausstellung einer DDR-Kunsthochschule in Italien.
1973 Werner Tübke wird Direktor und leitet die Hochschule bis 1976.
1976 Bernhard Heisig wird Direktor und leitet die Hochschule bis 1987. Nachdem eine aus der Hochschule hervorgegangene Malergeneration zum Ende der 60er Jahre durch zeichnerische Exaktheit, einen erweiterten Traditionsbegriff, Neigung zur Allegorie und mit Bildern zur Literatur auffiel, gewinnt die Studienrichtung Malerei zunehmend öffentliche Aufmerksamkeit und bestimmt das Außenbild der Schule maßgeblich. Im Bereich Fotografie hat sich etwa zur gleichen Zeit eine starke sozial engagierte Sichtweise herausgebildet, die im Blick auf den Einzelnen die gesellschaftliche Wahrheit schonungslos vorführt, verbunden mit großer Bildästhetik.
1979 Die Galerie der HGB wird offiziell eröffnet. Die Leitung wird Christine Rink übertragen. In den folgenden Jahren geben Ausstellungen wichtiger Vertreter der internationalen Kunst des 20. Jahrhunderts für viele Besucher erstmals die Möglichkeit der Begegnung mit Originalen der klassischen Moderne in bildender Kunst und Fotografie. Zu den bemerkenswertesten Präsentationen gehören die von Arbeiten Pablo Picassos (1980), Herbert Sandbergs (1981), August Sanders (1981), El Lissitzkys (1983), die Ausstellungen „ Amerikanische Pop-Art“ (1984), Man Ray (1986), Henri Cartier Bresson (1987) und Joseph Beuys (1988).
1987 Arno Rink leitet die Hochschule bis 1994. Er steht in dieser Zeit vor der Aufgabe, einen unvergleichlichen Umwandlungsprozess der Hochschule hin zu einer im bundesdeutschen Wettbewerb bestehenden Ausbildungsstätte aktiv mitzugestalten.
1990 Es beginnt ein Umstrukturierungsprozess, der die Evaluation der Lehrinhalte und Lehrkräfte einschließt. Aus einer ersten Medienwerkstatt entwickelt sich eine eigenständige Fachrichtung Medienkunst, die ab 1993 Studierende immatrikuliert. Das Theorieangebot, das vor 1990 sehr politiklastig war, wird hochschulspezifisch ausgebaut.
1994 Albrecht von Bodecker leitet die Hochschule bis 1997, In seine Leitungszeit fällt der Beginn einer umfassenden Baurekonstruktion, die 2001 im Wesentlichen abgeschlossen ist.
1997 Ruedi Baur leitet die Hochschule bis 2000. Der Ausbau internationaler Hochschulkontakte wird forciert. Der Umbau der Galerie wird unter seinem Rektorat ebenso betrieben wie ein Architektur-Wettbewerb für ein audiovisuelles Labor, das die Werkstattstruktur der Schule bereichern soll.
1999 Es beginnt die Erprobungsphase für ein gemeinsames Grundstudium aller Fachrichtungen, das im ersten Jahr interdisziplinäre Angebote macht und allen Studierenden ermöglicht, die unterschiedlichen Werkstätten der Hochschule kennen zu lernen. Eine Zunahme bereichsübergreifender Projektarbeit ist zu verzeichnen.
2000 Dr. Klaus Werner übernimmt das Rektorat der Hochschule bis 2003. Es erfolgt die Wiedereröffnung der rekonstruierten Galerie unter der Leitung von Dr. Beatrice von Bismarck verbunden mit der Einrichtung des DOCK-Projektbereiches zur gemeinsamen kuratorischen Arbeit mit Studierenden.
2003 Joachim Brohm wird Rektor der Hochschule. Das Audiovisuelle Labor nimmt unter der Leitung von Christin Lahr seine Arbeit auf.
2004 Fred Smeijers tritt die neu geschaffene Professur für Schrift im Feld digitaler Medien an.
2005 Die Galerie feiert ihr 25-jähriges Jubiläum und das Institut für Buchkunst begeht das Jahr des 50-jährigen Bestehens.
2007 Die Hochschule nimmt ihre neue Dependance in der Trufanowstraße 6 (Stadtteil Gohlis) in Betrieb.
2008 Die erste Ehrendoktorwürde der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig wird an Prof. Dr. Hermann Schweppenhäuser verliehen.
2009 Die HGB gründet den neu konzipierten und in dieser Form einzigartigen Masterstudiengang „Kulturen des Kuratorischen“. Thomas Weski erhält eine Stiftungsprofessur und übernimmt die Leitung.
2010 An der Hochschule tritt eine neue Grundordnung in Kraft. Erstmalig konstituiert sich der Hochschulrat an der HGB Leipzig. Mitglieder sind: Dr. Joachim Apel, Alexander Farenholtz, Dr. Thomas Köstlin, Dr. Barbara Steiner und Dr. Christoph Türcke.
2011 Dr. Ana Dimke wird Rektorin an der HGB.
2014 Die Hochschule für Grafik und Buchkunst feiert ihr 250-jähriges Jubiläum. Ein umfangreiches, ganzjähriges Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm bildet den Rahmen der Feierlichkeiten.
2016 Mit der Gründung der Akademie für transkulturellen Austausch (AtA) bietet die HGB das bundesweit erste Studienangebot für Menschen mit Fluchtgeschichte im Bereich Bildende Kunst und Grafik-Design an, bei dem die Teilnehmer*innen regulär immatrikuliert sind.
2017 Thomas Locher wird neuer Rektor an der HGB.
2020 Während den Lockdowns in der COVID-19-Pandemie ruft die HGB im Sinne der Sächsischen Corona-Schutzverordnungen den Notbetrieb aus. Das Gebäude bleibt für die Öffentlichkeit geschlossen. Zutritt erhalten nur Beschäftigte und ein in einer gesonderten Anordnung festgelegter Kreis von Studierenden. Ebenfalls Zutritt erhalten Handwerker*innen und Dienstleistende, sofern dies zur Aufrechterhaltung des Betriebes der Hochschule notwendig ist. Der HGB-Freundeskreis und Lehrende der HGB schaffen mit der Spendenaktion „Umverteilen“ unbürokratische finanzielle Unterstützung für HGB-Studierende, die aufgrund der Pandemie Einnahmeausfälle kompensieren müssen.
2021 Der alljährliche Rundgang findet aufgrund der anhaltenden COVID-19-Pandemie erstmalig ausschließlich digital statt.
2022 Die Abendakademie an der HGB feiert ihr 150-jähriges Jubiläum.
Infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine schafft die HGB gebührenfreie (Gast-)Studien-möglichkeiten für Menschen, die sich aus der Ukraine (oder als Verfolgte und Oppositionelle aus Ländern wie Belarus und Russland) auf den Weg machen mussten, um sich in Sicherheit zu bringen. Mehr als 40 Kunst-/Grafikdesign-Studierende und Künstler*innen kommen im Sommersemester 2022 an die HGB. Die Spendenaktion „Umverteilen“ wird erneut aufgerufen, um diese Studierenden finanziell zu unterstützen.
2023 Agnes Wegner wird neue Rektorin an der HGB.
Zum 01.06.2023 liegt der Anteil weiblich besetzter Professuren bei 48 Prozent – historischer Höchststand an der HGB.