Im Rahmen der Eröffnung des M24-Festivals der Meisterschüler*innen der HGB haben Steffen Hildebrand, Sammler und Geschäftsführer der G2 Kunsthalle, sowie Leo Wedepohl, Direktor der G2, den Meisterschüler*innen-Preis 2024 verliehen. Die diesjährige Preisträgerin ist Michalina Ludmiła Musielak. Für ihre Abschlussarbeit „Mit sozialistischem Gruß“ erhält sie das Preisgeld in Höhe von 10.000 € und einen Arbeitsraum für den Zeitraum von 12 Monaten. Der Preis wurde in diesem Jahr zum achten Mal ausgelobt.
Michalina Ludmiła Musielak wurde 1990 in Wrocław, Polen, geboren. Vor ihrem Meisterschüler*innenstudium an der HGB bei Prof. Clemens von Wedemeyer, studierte sie bei dem Videokünstler Mirosław Bałka an der Akademie der Bildenden Künste in Warschau, wo sie auch ihren Master in New Media absolvierte. Sie graduierte in visueller und medialer Anthropologie an der Freien Universität Berlin. Musielak stellte unter anderem auf dem European Media Art Festival in Osnabrück, im Bauhaus Dessau und bei dem Architecture Weekend in Gdynia aus.
Zwischen 1986 und 1992, in einer Zeit bedeutender politischer Veränderungen, dem Fall der Berliner Mauer und der Entlassung Mandelas aus dem Gefängnis, fand eine architektonische Transplantation in Tansania statt. Ostdeutsche Architekten, finanziert von UN-Habitat, schlugen eine Technologie mit einem für diesen Anlass geschaffenen Namen vor: Wall-Panel-Column (WPC). Was ist die Geschichte dieses mobilen Artefakts? Für wen ist diese Geschichte wichtig und warum? Die Videoinstallation „Mit sozialistischem Gruß“ besteht aus drei Video-Loops, drei architektonischen Modellen, sowie Archiv-Dokumenten. Die Modelle werden auf einer Installation aus Holzständern und Betonblöcken präsentiert, die an diese Technologie erinnert. Musielak entwickelte die Arbeit während ihres Meisterschüler*innenstudiums an der HGB. Im Rahmen einer Residenz im Bauhaus Lab der Bauhaus Stiftung Dessau, sowie eines Stipendiums des Projekts Deconfining konnte sie die Video-Installation über ostdeutsche Architektur in Tansania weiter forschend ausbauen.
In der Jurybegründung heißt es: „Die 1990 in Wrocław, Polen geborenen Michalina Ludmiła Musielak erzählt in ihrer multimedialen Arbeit ‚Mit sozialistischem Gruß‘ über ein architektonisches System, das von ostdeutschen Architekten zwischen 1986 und 1992 in Tansania eingeführt wurde. Musielak verbindet präzise forschende Recherche mit künstlerischer Praxis. Dabei verknüpft sie technische Details des bautechnischen Systems mit historischen Ereignissen und gesellschaftlichen Umbrüchen wie dem Fall der Berliner Mauer oder Nelson Mandelas Freilassung und betont somit die Schnittstelle von Architektur, Politik und Geschichte. In dem Werk macht die Künstlerin nicht nur geopolitische Verbindungen sichtbar, sondern hinterfragt auch die eigene Position als Initiatorin der Recherche. Auf installativer und skulpturaler Ebene besticht die Arbeit durch die geschickte Verschränkung von Kunst und Forschung: Sie zeigt das architektonische System, nutzt es jedoch gleichzeitig als fragiles Display der Recherche und stellt damit die ursprüngliche bautechnische Intention subtil in Frage. ‚Mit sozialistischem Gruß‘ macht deutlich, wie Architektur als Träger ideologischer und kultureller Werte fungiert und dabei Kunst, Forschung und gesellschaftliche Reflexion verbindet.“
Die Mitglieder der Fachjury 2024 waren:
Carina Bukuts (Kuratorin Portikus), Lisa Marei Schmidt (Direktorin Brücke-Museum Berlin-Dahlem), Steffen Hildebrand (Sammler und Geschäftsführer G2 Kunsthalle), Leo Wedepohl (Direktor G2 Kunsthalle) und Agnes Wegner (Rektorin HGB).
Die Arbeiten von Michalina Ludmiła Musielak sind noch bis zum 29.09. im Rahmen des M24 Meisterschüler*innen-Festivals in der Techne Sphere Leipzig zu sehen.
Voraussetzung für die Bewerbung war der erfolgreiche Abschluss der Meisterschüler*innen-Prüfung an der HGB im Jahr 2024. Eingereicht wurden Arbeiten aus den Bereichen Buchkunst/Grafik-Design, Malerei/ Grafik, Fotografie und Medienkunst. Mit der Stiftung des medien- und klassenübergreifenden Meisterschüler*innenpreises fördert die G2 Kunsthalle gezielt und direkt junge Künstler*innen, die am Beginn ihrer Laufbahn stehen. Ziel ist die Unterstützung der Entwicklung zeitgenössischer Kunstproduktion vor Ort. Ausgelobt wird der Preis einmal jährlich unter allen Meisterschüler*innen der HGB eines Jahrgangs.