„Schauplätze sind solche Orte, an denen eine Handlung stattfindet oder vielleicht auch nicht stattfindet. Ohne einen Schauplatz kann der Mensch nicht handeln. Es ist der Ort, der die Anwesenheit von Menschen erst vermittelt. Er bringt sie sozusagen auf die Welt, damit sie auf ihr handeln.“*
Was Hartmut Bitomsky hier auf das Medium Film bezieht, haben die Teilnehmer*innen im Seminar „Schauplatz“ am Beispiel der Leipziger Innenstadt auf die fotografische Praxis übertragen. Die Auseinandersetzung mit konkreten Orten, Geschichte und Architektur spielt dafür eine wesentliche Rolle. Die Diversität der kollektiven Sehgewohnheiten wird thematisiert, und folglich changiert das Ergebnis zwischen Nähe und Distanz, Subjektivität, Fragment und Ausformulierung. Die Präsentation der Resultate, die in dem WS 2020/21 entstanden sind, wird so zu einer Untersuchung des Umgangs mit Bildern und dem zeitgenössischen Verständnis von Fotografie.
Die Bilder entstanden mit der freundlichen Genehmigung der Gedenkstätte Museum in der »Runden Ecke« in Leipzig
*aus: Hartmut Bitomsky, Geliehene Landschaften. Zur Praxis und Theorie des Dokumentarfilms, n.b.k. Ausstellung. Band 9
Abrupt wechselnde Bewegungen zeigend, im Wesentlichen ohne Ecken
und Kanten. Die Bildserie lässt den historisch beladenen Ort „Runde Ecke“
mit Facetten seiner gegenwärtigen Nutzung verschmelzen.
Ein neuer Schauplatz entsteht.
Räume, in denen sonst Personen warten – auf das Flugzeug, die Ärztin oder das Gepäck – werden selbst zum Ausdruck der Zeit und der Vergänglichkeit. Zwei Phänomene, die uns beim Warten bewusst werden. Die Warteräume sind zu „Wartenden Räumen“ geworden, die sich in einem Zwischenzustand befinden. Dort, zwischen Anfang und Ende, liegt eine ganze Welt.
Alle wissen es.
Jetzt ist es nur noch schwach zuerkennen, wie Nebel am Berghang, schau ich weit in mich selber und wieder raus fixiere einen Punkt mit meinem Daumen und dann schieße ich los schiebe die Sonne nachunten mit kaum Kraftaufwand, damit mir noch Atem bleibt, für das was danach kommt.
Leise erinnere ich mich an dich.
Du bist da.
Und ich liebe dich.
Vergiss mein nicht
Doch du musst dir ins Auge blicken, wenn du mich sehen willst
das ganze Universum getarnt hinter einem blauen Himmel
euer Handeln wirkt immer noch in mir
Ich sehe nichts (Der subjektive Blick), 2021 - Serie aus 14 Fotografien
Ein subjektiver Blick ist für mich ein Blick, der eigentlich nichts sieht - Er übersieht das Historische oder das Politische. Eben diesen Gedanken habe ich auf den Kontext des ehemaligen Hauptgebäudes der Staatssicherheit in Leipzig übertragen und in meinen Fotografien intuitiv lediglich Materialien, Formen und Flächen betont.
Drei Ansichten einer Formsteinwand, 2021
Die Betonformsteine von Karl-Heinz Adler und Hubert Schiefelbein sind in unzähligen Städten der ehemaligen DDR zu finden. Augrund der vorherrschenden Mangelwirtschaft wurden sie damals als Baukastensystem in Form von standartisierten, modularen Bauelemente konzipiert. Kulturpolitisch betrachtet sind sie dabei ein fast schon grenzgängerischer Geniestreich: Nicht nur bewahrten sie die Stadtbilder vor der grauen Monotonie, sie ermöglichten auch noch die konrekte Umsetzung einer abstrakten Kunstform, die im Sozialismus aus ideologischer Sicht so gar nicht vorgesehen war. Ein Fakt der das Relief am ehemaligen Hauptgebäude der Staatssicherheit in Leipzig, das bei "Drei Ansichten einer Formsteinwand" zu sehen ist, schon fast wie ein Trojanisches Pferd erscheinen lässt.
Obwohl in Deutschland weniger als 1% der Fälle illegaler Polizeigewalt in einer Verurteilung enden, ist die Möglichkeit Polizeieinsätze vollständig aufzuzeichnen noch immer nicht garantiert.
Für dieses Projekt habe ich Videos gesammelt, in denen ein Moment der Zensur sichtbar wird. Diese Videos habe ich anschließend in einzelne, statische und abstrakte Bilder umgewandelt, welches so den Zeitablauf sichtbar machen und den Betrachter dazu zwingen, sich Fragen zu stellen. Neben den abstrakten Bildern zeige ich den spezifischen Akt der Zensur in Form von Videotranskriptionen.