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Cold Glass Doesn't Flow
Nadine Rangosch
Das höchste Gebäude der Welt, der Burj Khalifa in Dubai, zeigt in Richtung des Himmels und verbirgt sein Inneres hinter der Fassade. Der Wolkenkratzer ist einerseits hypersichtbar und entzieht sich gleichzeitig dem Blick. In der Installation „Cold Glass Doesn't Flow“ wird die kühle Härte des Wolkenkratzers der fließenden Verhüllung von Textil gegenübergestellt.

Installationsansicht, Westpol A.I.R. Space Cold Glass Doesn't Flow
© Nadine Rangosch

Installationsansicht, Westpol A.I.R. Space Cold Glass Doesn't Flow
© Nadine Rangosch

Installationsansicht, Westpol A.I.R. Space Cold Glass Doesn't Flow
© Nadine Rangosch

Installationsansicht, Westpol A.I.R. Space Cold Glass Doesn't Flow
© Nadine Rangosch

Detail, Cold Glass Doesn't Flow (2020)
© Nadine Rangosch

Videostill, Cold Glass Doesn't Flow (2020)
© Nadine Rangosch

Videostill, Cold Glass Doesn't Flow (2020)
© Nadine Rangosch

Videostill, Cold Glass Doesn't Flow (2020)
© Nadine Rangosch
Der Titel COLD GLASS DOESN’T FLOW bezieht sich auf das Gerücht, dass Kirchenfenster aus dem Mittelalter nach unten fließen und Glas demnach eine Flüssigkeit sei, die extrem langsam fließt. Manche Mythen halten sich lange, weil man sie gerne glauben will. Eines der härtesten Materialien ist eigentlich eine Flüssigkeit — unsere zeitliche Wahrnehmung ist nur nicht ausreichend um das zu erkennen.
Roland Barthes schrieb über den Striptease: die nackte Frau selbst [bleibt] irreal, glatt und geschlossen wie ein schöner glänzender Gegenstand, der gerade durch seine Extravaganz dem menschlichen Zugriff entzogen ist.
Der Striptease in Mythen des Alltags endete mit der geometrischen Form: dem Dreieck, welches laut Barthes das Geschlecht wie einen Riegel versperrt und die Frau in dieser Konstellation als totales und nutzloses Objekt markiert. Es erinnert an einen Diamanten: wertvoll, nutzlos und erdverbunden. Eine Vermutung was hinter einer schönen Fassade liegt ist das Gegenteil von Schönheit, vor allem aber bleibt ein Objekt, das sich über seine äußere Erscheinung definiert inhaltsleer und charakterlos. Es wehrt sich nicht dagegen, dass sämtliche Fantasien in ihm Platz finden.
Ein Haus ist dem Menschen gegenüber immer in der Übermacht und kann in der Größenordnung des Burj Khalifa visuell nicht bezwungen werden. Eher noch ist er für das mechanische Auge der Kamera geschaffen, einer Drohne, die ihn umkreisen und von allen Seiten abfahren kann. Verhüllung ist nicht die Lösung dieses Problems sondern eine Fantasie von einem utopischen Kräfteverhältnis, in dem Glas fließt und Architektur weich ist.
Fachklasse: Klasse Expanded Cinema von Clemens von Wedemeyer
Studiengang: Medienkunst
Abschlussarbeiten 2020
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