Heute greifen viele Künstler, von sich selbst ausgehend, Themen auf, die gesellschaftliche Fragestellungen aufwerfen bzw. Infragestellungen provozieren. Deshalb bilden die Wechselbeziehungen zwischen persönlichem Ansatz, künstlerischer Entscheidung und kollektiver Reflektion einen Schwerpunkt der Klasse. Fotografie als Medium eignet sich in vielfacher Weise, um an diesem Diskurs teilzuhaben bzw. einzugreifen: Die sozialen, kulturellen, psychologischen und politischen Bedingungen unseres Lebens können über individuelle künstlerische Äußerungen auf ungewöhnliche Weise untersucht werden. Dabei werden biografische Hintergründe, die Kenntnis spezifischer Lebenszusammenhänge, sowie intensive Recherche und kommunikative Prozesse zu wichtigen Voraussetzungen für die künstlerische Arbeit. Die Fotografie soll in diesem Kontext als Möglichkeit für verschiedene künstlerische Praktiken benutzt werden, die sich der Erforschung des unittelbaren bzw. gesuchten Alltags, dem öffentlichen und privaten Raum, der konkreten Erfahrung, der zwischenmenschlichen Beziehungen, dem Verhältnis zwischen individueller Erscheinung und gesellschaftlichen Strukturen zuwenden. Dabei können die dokumentarischen, inszenatorischen, performativen, narrativen und abstrahierenden Potentiale der Fotografie verschieden ausgelotet bzw. auch um andere Medien erweitert werden. Der in der letzten Zeit häufig benutzte Begriff der Identität könnte zum Ausgangspunkt gemeinsamer Auseinandersetzung werden, der die inhaltlichen und konzeptionellen Interessen in möglichst unterschiedliche Richtungen lenkt. Grundsätzlich soll die Klasse offen sein für alle Überlegungen, die sich aus der Kommunikation und den jeweiligen studentischen künstlerischen Arbeiten ergeben.
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