H
G
B

1937 – 2017: Von Entarteter Kunst zu Entstellter Kunst Situation #3

Eiko Grimberg mit „Casa Pound“ und einer Respondenz von Marc Rölli
Anschließende Diskussion mit der Arbeitsgruppe „Entartete Kunst“, Adam Szymczyk, Ilse Lafer, Kilian Schellbach und Arthur Zaleweski

Eiko Grimberg fotografiert rechtsradikale Zeichen und solche des Politischen Islam im öffentlichen Raum. Er dokumentiert Formen von Streichung, Korrektur und Kommentar als feindliche Übernahmen, Aneignungen oder Umdeutungen. So entsteht eine Art Biografie der Zeichen. Dabei richtet sich sein besonderes Augenmerk auf die Aktivitäten der neofaschistischen Gruppierung „Casa Pound“ in Italien. Benannt nach dem Dichter und bekennenden Antisemiten Ezra Pound unterhalten die Neofaschisten des dritten Jahrtausends – wie sich selbst gerne nennen–, ein Netz verschiedenster politischer, sozialer und kultureller Einrichtungen inklusive eines eigenen Modelabels. Ihre kommunikative Praxis bedient sich sowohl der künstlerischen Sprache der historischen Avantgarde wie auch zeitgenössischer Street Art-Techniken und zeichnet sich insgesamt durch visuelle Kompetenz und raffinierte Formen der Codierung aus. Den Identitären Bewegungen in Frankreich, Deutschland und Österreich ist sie nicht nur deswegen Vorbild.

Eiko Grimberg wird in seinem Beitrag kontaminiertes Material zeigen und decodieren. Marc Rölli wird im Anschluss daran einen Zusammenhang zwischen Identitären Bewegungen und völkischem Denken wie aus der Zeit des NS bekannt, herstellen. Dies könnte der Auslöser für eine anschließende Diskussion über die aktuelle Brisanz rechtsradikaler Positionen (Politik, Kunst, Philosophie) sein, worin sie bestehen und wie ihnen entgegengetreten werden kann.

Eiko Grimberg arbeitet mit Text, Fotografie und Video. Seine künstlerische Form ist der visuelle Essay. In vielen seiner Arbeiten stellt er das Überschüssige des Alltags ins Zentrum seiner Betrachtung. Er veröffentlichte die Fotobücher "Future History" und "Rückschaufehler" (2013). Hier beschäftigt er sich mit der Architektur des italienischen Faschismus und dem Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses. 2015 realisierte Eiko Grimberg für die Zeitschrift Camera Austria gemeinsam mit Clemens von Wedemeyer und Marco Poloni einen Essay zu Michelangelo Antonionis archaisch-futuristischem Wohnhaus auf Sardinien. Aktuell arbeitet er an einem Langzeitprojekt zur Erforschung des öffentlichen Raums im Berliner Bezirk Neukölln.