Terms and Conditions. Die Rechtsform der Bilder
Öffentliches Seminar
Mi. 10.04.2024, 15:30 – 19:00 Uhr
Mit Gwinyai Machona, Asia Bazdyrieva und einer Einführung von Tom Holert und Doreen Mende (Harun Farocki Institut, Berlin)
Do. 11.04.2024, 10:00 – 13:00 Uhr
Mit titre provisoire (Cathleen Schuster/Marcel Dickhage) im Gespräch mit Renan Laru-an
Ort: HGB Galerie
Das öffentliche Seminar bildet den Auftakt zu „Performing a Case Study“ in der HGB Galerie (10.4. – 10.5.2024) mit der Beteiligung der Klassen Klasse Expanded Cinema (Clemens von Wedemeyer / Mareike Bernien) und Fotografie / Klasse Fotografie und Medien (Ines Schaber / Susanne Keichel).
Auf Initiative des Harun Farocki Instituts, Berlin beteiligt sich die HGB in den kommenden zwei Jahren an dem künstlerischen Forschungsprojekt „Terms and Conditions. Die Rechtsform der Bilder“. Gemeinsam mit Künstler*innen, Filmemacher*innen, Kunsthistoriker*innen, Rechtswissenschaftler*innen und Medientheoretiker*innen sowie in Zusammenarbeit mit verschiedenen Ausstellungsorten in Berlin, Leipzig, Dresden, Zürich und Locarno wird das Projekt die rechtlichen und para-legalen Rahmenbedingungen untersuchen, die die Gegenwartskunst und visuelle Kultur der Gegenwart in zunehmendem Maße prägen.
„Terms and Conditions. Die Rechtsform der Bilder“ startet mit einer zweitägigen Auftaktveranstaltung in der HGB Galerie. Als öffentliches Seminar konzipiert, wird es Präsentationen, Gespräche und Austausch mit der Kunsthistorikerin Asia Bazdyrieva, dem Rechtswissenschaftler Gwinyai Machona und dem Künstler*innenduo titre provisoire (Cathleen Schuster/Marcel Dickhage) (im Gespräch mit dem Forscher, Kurator und künstlerischen Leiter von Savvy Contemporary Art Renan Laru-an) geben.
Die Veranstaltung bildet zugleich den Auftakt zu verschiedenen Case Studies, die mit den Studierenden der Fachgebiete Medienkunst / Klasse Expanded Cinema (Clemens von Wedemeyer / Mareike Bernien) und Fotografie / Klasse Fotografie und Medien (Ines Schaber / Susanne Keichel) beziehungsweise in der HGB Galerie (Leitung: Ilse Lafer) entwickelt werden.
Zunehmend gerät die visuelle Kultur der Gegenwart unter den Einfluss von rechtlichen und paralegalen Rahmenbedingungen. Von staatlichen Gesetzen bis hin zu privatwirtschaftlichen Regulierungen, von geistigem Eigentum und Urheber*innenrecht bis hin zu Fragen des Schutzes der Privatsphäre durchziehen und determinieren die Operationen des Rechts oder rechtsähnlicher Akteure und Institutionen die Bereiche der Kunst und der Bildkultur.
Lange Zeit von Kulturschaffenden und ihrem Publikum gleichermaßen verleugnet, wird die Aufmerksamkeit der Praktiker*innen für diese Rahmenbedingungen derzeit immer größer. „Terms and Conditions. Die Rechtsform der Bilder“ setzt sich mit dieser neuen Arbeit von Künstler*innen, Filmemacher*innen und Forscher*innen an den Schnittstellen zwischen dem Audiovisuellen und dem Recht auseinander, sowohl auf lokaler als auch auf globaler Ebene.
Ein Hauptziel des kollaborativ angelegten Projekts ist die Förderung einer allgemeinen juristischen Kompetenz im Bereich der zeitgenössischen Bildkultur – einer Fähigkeit, die Rechtsmatrix zu verstehen, in die Bilder (worunter hier mehr verstanden werden soll, als visuelle Repräsentationen) eingebettet sind.
Das Themenspektrum von „Terms and Conditions“ umfasst die Infrastrukturen und Mechanismen, die die Sichtbarkeit (und Unsichtbarkeit) von Bildern unter den Bedingungen des Rechts bestimmen, die Nutzung audiovisueller Medien in der Strafverfolgung, in Gerichtsverfahren und anderen juristischen Kontexten, die Auswirkungen technologischer Entwicklungen (Digitalisierung, KI) auf audiovisuelle Formen und Grammatiken sowie das Erbe kolonialer Gesetze und deren Herausforderung durch dekoloniale Rechtskonzepte.
Die vielfältigen Überschneidungen von Recht und Bild erfordern ein multidisziplinäres Verständnis und fördern das In-Erscheinung-Treten neuer Akteur*innen, die in der Lage sind, diese rechtlichen Strukturen sowohl durchzusetzen als auch kritisch zu bewerten. Im Zentrum dieser Konstellation von Fragestellungen steht die Spannung zwischen sozialen Kämpfen und Rechtsverhältnissen. Sie verschärft sich fortwährend mit der Krise jenes Wahrheitsregimes, das die westlichen Vorstellungen von Aufklärung, Liberalismus und Demokratie einst strukturierte.
Entwickelt und realisiert wird das Projekt gemeinsam mit bildenden Künstler*innen, Filmemacher*innen, Kunsthistoriker*innen, Rechtswissenschaftler*innen und Medientheoretiker*innen und in Zusammenarbeit der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (HGB), den Lehrstühlen für Film- und Medienwissenschaft (EMW, Potsdam; UZH, Zürich), dem Berliner Förderprogramm künstlerische Forschung (BFKF, Berlin), dem Arsenal - Institut für Film und Videokunst, Berlin, dem Filmfestival Locarno und verschiedenen Ausstellungsorten (KV Leipzig und SKD, Dresden).
Ein Kooperationsprojekt der HGB Leipzig mit dem Harun Farocki Institut, Berlin.