Kervin Saint Pere Huarcaya (*1991 in Lima) ist ein peruanischer Künstler und Forscher indigener Herkunft. Geboren und aufgewachsen in Lima, zog er 2014 zunächst nach Hamburg, 2019 nach Wien und 2022 schließlich nach Berlin. Er studierte Zeitbezogene Medien an der HFBK Hamburg sowie Kunst und Digitale Medien als Stipendiat der Art School Alliance an der Akademie der bildenden Künste Wien. Derzeit lebt und arbeitet er in Berlin.
Saint Peres künstlerische Praxis und Forschung konzentrieren sich auf dekoloniale Denk- und Bildpraktiken, die sich mit Archivmaterialien und Räumen ethnologischer Museen sowie mit kolonialen Spuren im Stadtraum auseinandersetzen. Dabei entwickelt er, ausgehend von Aby Warburgs Theorien das »Nachleben des Kolonialismus«, eine dekoloniale Perspektive auf Aby Warburgs Bildwissenschaft, die er in eine dekoloniale Ästhetik überführt.
Seine künstlerischen Arbeiten und Forschung wurden unter anderem mit dem Ursula-Schneider-Preis (2022), dem RUNDGANG 50HERTZ-Preis in Kooperation mit dem Hamburger Bahnhof (2023) und dem Kaleidoskop-Preis von Kampnagel zur Erinnerung an ehemalige Zwangsarbeiter und Widerstandskämpfer der NS-Zeit (2024) ausgezeichnet. Seine Filme wurden auf internationalen Festivals wie der Diagonale in Graz (2023), dem PORTO/POST/DOC in Porto (2023) und dem European Media Art Festival (EMAF) in Osnabrück (2021) gezeigt.
In seiner Arbeit bewegt sich Saint Pere am Grenzbereich zwischen zeitgenössischer Kunst und Forschung, ein Schwerpunkt ist die Dekolonisierung von Archivmaterialien sowie die neue Lesbarkeit des öffentlichen Raums durch künstlerischen Interventionen. Neben Ausstellungen im Hamburger Bahnhof - Nationalgalerie der Gegenwart in Berlin, in der Städtischen Galerie Nordhorn und beim Fluctoplasma Festival spielt die künstlerische Forschung eine zentrale Rolle in seiner Praxis. Saint Pere hat als Referent an verschiedenen Konferenzen teilgenommen, u.a. an der University of Oxford (Margins in Latin American Studies), an der HFBK Hamburg (Staying with the Conflict) und in Dortmund (STADT_RAUM - Zukunft Museum).
Master of Fine Arts (M.F.A.)
Hochschule für bildende Künste Hamburg
Studienschwerpunkt: Zeitbezogene Medien, Klasse Michaela Melián und Theorie: Dr. Nora Sternfeld
2020 – 2021
Stipendiat der Art School Alliance (ASA)
Akademie der bildenden Künste Wien, Klasse Constanze Ruhm
2015 – 2019
Bachelor of Fine Arts (B.F.A.)
Hochschule für bildende Künste Hamburg, Klasse Jeanne Faus
2024
Kaleidoskop-Preis für marginalisierte Künstler*innen (Kampnagel), in Erinnerung an ehemalige Zwangsarbeiter*innen und Widerstandskämpfer der NS-Zeit.
2023
Preisträger des »Rundgang 50Hertz« 2023, in Kooperation mit der Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin
2022
Ursula-Schneider-Preis 2022, Freunde des Hamburger Museums der Arbeit e.V.
Preis für die Masterarbeit
2020
Stipendiat der Art School Alliance (ASA) Internationales Austauschprogramm der HFBK Hamburg
Veröffentlichungen
»Epistemischer Extraktivismus - Das Nachleben des nicht-visuellen Bildes«
In Detour / Umwege / Desvíos: Künstlerische Wissenspraktiken als dekoloniale Strategien/ Artistic knowledge practices as decolonial strategies, edited by Mariel Rodriguez and Amalia Barboza, arthistoricum.net-ART-Books. Forthcoming.
2023 Dezember
»Dekolonisierung des Archivs«
Beitrag im Sammelband: Zwischen „Südsee“ und „Sea of Islands“: Ozeanien in visueller Selbst- und Fremdrepräsentation Institut für Kultur- & Sozialanthropologie, Universität Wien.
2021 März
»Wir sind alle Kanaken«
Essay im Sammelband: BIG CRITICAL ENERGY: Künstlerisch-wissenschaftliche Forschung Verlag Schlebrügge.Editor, Wien
»Op´n Kiwief - Neue Perspektiven aus Hamburg« Kuratiert von Anne Meerpohl (HFBK) und Thomas Niemeyer (Städtische Galerie Nordhorn). Ort: Städtische Galerie Nordhorn
2023 Mai
Installation: »Die Stadt Hamburg und ihr Nachleben des Kolonialismus« Veranstaltung: Preisverleihung und Ausstellung »Displacement als ästhetische Strategie« Rundgang 50Hertz. Ort: Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart, Berlin
Juli 2023
Installation: »Emil Nolde und das Nachleben des Kolonialismus« Ort: MARKK Zwischenraum, im Rahmen des Fluctoplasma Festivals, Hamburg
2022 - April
Heide, Gruppenausstellung, kuratiert von Bettina v. Dziembowski, in Kunstverein & Stiftung Springhornhof, Lüneburg
2022 - Januar
Teilnahme am Rundgang der Akademie der bildenden Künste Wien, Präsentation der Arbeiten der Studierenden des Fachbereichs Kunst und digitale Medien im Filmmuseum Wien
2022 - Juli
Absolvent*innenausstellung der HFBK, Abschlussarbeit »Die Stadt Hamburg und ihr Nachleben des Kolonialismus«
2021 - Dezember
Who has the right to represent the other? - Installation und Para-City-Walk im Rahmen der Konferenz »Counter-Monuments and Para-Monuments. Contested Memory in Public Space« organisiert von Michaela Melián und Nora Sternfeld
2021 - Juni
Eco Flirt, Gruppenausstellung, kuratiert von Elisabeth von Samsonow in Rahmen der Vienna Biennale for Change 2021, in der SMOLKA Galerie
2020 - November
Teilnahme an der Ausstellung Home Museum, Lagos Photo Festival: »Rapid Response Restitution«, Konzept entwickelt von Azu Nwagbogu und Dr. Clémentine Deliss
2020 – Juli
Tupi or not –Gruppenausstellung mit Christiany Erler, Esteban Perez, Saray Purto, Kervin Saint Pere und Luísa Telles, Galerie linksrechts, Hamburg
2019 – Juli
Absolvent*innenausstellung der HFBK, Abschlussarbeit »Die Blumen des Gartens der Lüste«
2016 - Februar
»Ich bin eine Kartoffel« Installation im Rahmen der Jahresausstellung in der HFBK-Hamburg
2017 - Juli
»Ich bin eine Kartoffel« Künstlerbuch, Gruppenausstellung: Pflanzen kartografieren im Rahmen der Graduate Show in der HFBK - Hamburg
2017 - Februar
How the other half lives, Gruppenausstellung im Rahmen des Jahresausstellung HFBK - Hamburg
2014
Artist in Residence Programme
Teilnahme an Association Selva Art and Science Center, Residenz für Künstler*innen, Ort: Pucallpa