Die albanisch-deutsche Künstlerin Anna Ehrenstein (*1993) untersucht Formen des Wissens und deren Konstruktion. Lebendige skulpturale und virtuelle post-fotografische Installationen hinterfragen vernetzte Objekte, Ideen, Gemeinschaften und Epistemologien in einer post-digitalen und neokolonialen Welt. In verschiedenen Formen, darunter bildbasierte Medien, Textilien, Skulpturen, Installationen, soziale Interaktionen und Schreiben – mit einem Fokus auf Recherche und Kollaboration – erforscht sie, wie Technologie und digitale-materielle Kultur Machtverhältnisse verändern. Wie fließen fotografische Vermächtnisse durch virtuelle und physische Realitäten? Ehrenstein verfolgt einen Ansatz, den sie als „prekäre Assemblage“ bezeichnet und arbeitet intensiv mit diversen Materialien und Gruppen, insbesondere durch Süd-Süd-Kollaborationen, indem sie Ressourcen des globalen Nordens umverteilt. Sie versteht Kritik als Akt der Liebe und sieht radikale Möglichkeiten in spiritueller Koalition, Ritualen, Neuroplastizität, kollektivem Verlernen und ständiger Erneuerung. Geboren in Deutschland als Kind albanischer Eltern mit transosmanischen Wurzeln – interessiert sie sich für Konzepte wie Kreolisierung, Plastizität, Mythologie, islamische und proto-science-fiction sowie kritische Theorie und Popkultur. Verschiedene Druckmethoden werden mit digitaler und physischer Malerei kombiniert; skulpturale Formen der Fotografie entstehen in Textilassemblagen sowie durch generative KI, 3D-Druck-, Multi-Screen- oder 360°-Video-Installationen, die mit Keramik, Silikon und Epoxidharz-Skulpturen verschmelzen.
Von 2023 bis 2024 war Ehrenstein Gastprofessorin im interdisziplinären MFA-Programm „New Practice In Art And Technology“ zwischen TU und UDK Berlin. Im Jahr 2021 erhielt Ehrenstein das Forschungsstipendium der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa und im Jahr 2020 den C/O Berlin Talent Award 2020 für „Neue Dokumentarische Strategien“ mit ihrer Arbeit „Tools for Conviviality“. 2019 gewann sie das DAAD-Stipendium für ein Forschungssemester an der UNAL in Bogotá, Kolumbien. In den vergangenen Jahren hat sie unter anderem auf der Lagos Biennale, im Kunstverein Braunschweig, im HEK Basel, auf der Ural-Biennale in Jekaterinburg, bei KOW Berlin, der C/O Berlin Foundation und dem Kunstraum Kreuzberg ausgestellt. Sie lebt und arbeitet zwischen Berlin, Tirana und der „Cloud“.