Die erweiterte Kunstpraxis befasst sich mit den fluiden Grenzen zwischen Kunst, Wissenschaft, Technologie, Politik und Gesellschaft, künstlerischem und kuratorischem Handeln, Kunst und Nachhaltigkeit, Kunst und (Über)Leben. In der Klasse werden Materialien, Medien, Formate, Begrifflichkeiten oder künstlerische Strategien ebenso verhandelt wie systemische Fragen nach der gesellschaftlichen Relevanz von künstlerischem Handeln und danach: Was kann Kunst? Wo findet sie statt? Wie macht sie sich bemerkbar?
Ausgehend von eigenen künstlerischen Fragestellungen und Praktiken werden aktuelle Diskurse im Kontext ihrer sozialen, medialen und gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen und Realitäten beleuchtet. (Frei)Räume künstlerischen Handelns und Denkens zwischen öffentlich und privat, Individuum und Gemeinschaft sind ebenso Thema wie ein fluider Werkbegriff, der ein Kunstwerk nicht als abgeschlossene Entität sondern als Teil eines Prozesses im raum-zeitlichen Gefüge betrachtet. Jede „Ausstellung“ als Ergebnis situationsbedingter Entscheidungs- und Aushandlungsprozesse ist ein singuläres Ereignis, an dem das Publikum als Betrachter*innen, Besucher*innen oder Mitwirkende Teil hat.
Künstlerisches Handeln und Forschen basiert auf ganzheitlichen, multisensorischen und ästhetischen Erfahrungen und widersetzt sich der Disziplinierung durch wissenschaftliche Regelsysteme. Als gleichwertige Form der Wissensbildung zwischen präzisem Wahrnehmen und achtsamer Beiläufigkeit bezieht sie neben Intuition und konzeptionellem Denken bewusst Parameter wie Zufall, Fehler oder Scheitern in ihre mehrdimensionalen Erkenntnisprozesse ein. Die Kraft der Kunst liegt in ihrer Freiheit, offene Fragen zu stellen. Sie ist nie alternativlos. Genau darin liegt ihr innovatives, gemeinnütziges Potential und das, was die Resilienz einer Gesellschaft ausmacht.
Die Klasse arbeitet multi-, inter- und transmedial, interdisziplinär, genreübergreifend und undiszipliniert, mit Wertschätzung ephemerer, fragiler, zufälliger oder auch alltäglicher Momente in der Schwebe. Auf der Suche nach geeigneten „Bildern“ und Übersetzungen bedient sie sich der gesamten Bandbreite von Materialitäten, medialer Erscheinungsformen, Ausdrucksweisen und Strategien zwischen analogen und digitalen, physischen und virtuellen Welten. Der Fokus liegt auf dem „Wirkcharakter“ von Kunst und ihrem Potenzial, Möglichkeiten aufzuzeigen, Fragen aufzuwerfen, Prozesse anzustoßen, nachhaltige Impulse zu setzen und ein virales Geflecht aus Beziehungen zu produzieren. Im Zusammenspiel von Kunst, Gesellschaft und Publikum werden Konzepte, Strategien und Arbeitsweisen erprobt und kommunikative Kompetenzen zu einer situativen Handlungsfähigkeit entwickelt.

RUNDGANG HGB, 2023




























