-- Symposion --
Freitag, 26. Januar 2001
20 Uhr
in der
Hochschule für Grafik und Buchkunst
Wächterstr. 11, Leipzig
Raum 2.30
Ein 18-Jähriger namens Shawn Fanning hatte eine Idee -- und die
Fertigkeiten und die Hartnäckigkeit, sie zu verwirklichen. Statt
Daten immer erst auf einen Internet-Server zu legen, könnte man doch
auch gleich die PCs an den Endpunkten des Netzes in Server verwandeln.
Die Idee: dem ohnehin schon dezentralen Internet wird eine weitere Schicht
von Millionen privater Rechner hinzugefügt. PCs, die bislang nur
als Clients fungieren konnten, werden zu aktiven Netzknoten. Mitte 1999
erschienen die ersten Versionen von Napster, die dem Tauschen von MP3-Musikdateien
dienen. Sie verbreiteten sie sich wie ein Lauffeuer.
Während die Musikindustrie den Untergang des Abendlandes bevorstehen sah, witterten smarte Investoren eine neue Business-Plattform. Sie förderten Napster mit Millionen von Dollar. Der Dachverband der amerikanischen Plattenindustrie erwirkte eine einstweilige Verfügung. Musiker nutzten die Gelegenheit, ihren Stücken Gehör zu verschaffen. Die Gerichte mutmaßen "Beihilfe zum Urheberrechtsverstoß". Bertelsmann dagegen entdeckte darin ein neues Business-Modell und kaufte sich in Napster ein. Und unbenommen von den Widersprüchen unter den "interessierten Parteien" tauschen Millionen von "Peers" fröhlich weiter, was ihre Festplatten nur hergeben. Kurz nach dem Start von Napster tauchten öffentliche Dokumentionen von dessen proprietärem Datenübertragungsprotokoll auf. Varianten der Software wie OpenNap, Gnutella und Freenet schossen wie Pilze aus dem Boden. Heute gibt es Clients und Server für jedes Betriebssystem. Das Napster-Modell ist um noch größere Dezentralität, Anonymisierung der Teilnehmer und Verschlüsselung der Daten erweitert worden. Auch Genetiker und verteilte Arbeitsgruppen in Unternehmen verwenden inzwischen Filesharing. Eine gerichtliche Entscheidung darüber, wie verboten das Tauschen von Dateien eigentlich ist, steht noch aus. Doch schon ist klar, das Rad der Zeit läßt sich nicht zurükdrehen. Peer-to- Peer Networks are here to stay. Ein auf Filesharing spezialisierter Urheberrechtsjurist, ein ebenfalls
auf Filesharing spezialisierter Publizist und -- in schriftlicher Form
-- der Verband der phonographischen Industrie diskutieren über
Napster und die Folgen. Das Symposion schließt an das gleichnamige Blockseminar
an der HGB an
Erik Möller Freier Journalist und Recherchedienst, Humanist und Betreiber von infoanarchy.org, einer Site zu P2P, Filesharing und verwandten Themen, Berlin Schöner
tauschen I: Napster und seine Freunde, Telepolis, 30. Juni 2000
Director Corporate Communications, Edel
Music AG, Hamburg
Till Kreutzer Rechtsreferendar und Mitarbeiter der auf Urheberrecht spezialisierten Kanzlei Kukuk in Hamburg Thesenpapier zum Thema: Rechtsfragen
von Filesharing-Systemen aus Sicht des deutschen Urheberrechts,
Hamburg 2000
Stream-Team Tamas Szakal, Sebastian Uhlig, Ulli Holzmann, Kai Buchele
Plakat Jirka Pfahl
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