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Studienpreis des HGB-Freundeskreises und der Sparkasse Leipzig 2022/23

Lorin Brockhaus: Cases/Contents

Lorin Brockhaus studiert seit 2020 in der Klasse für Malerei und Grafik von Michael Riedel und seit 2022 als Erasmus Student an der Akademie der Bildenden Künste Wien in der Klasse von Daniel Richter.

Für die mit dem Studienpreis 2022/23 ausgezeichnete Arbeit Cases/Contents hat Lorin Brockhaus zwanzig Aluminiumgehäuse entwickelt, welche bis zu vier auf Acrylglas gedruckte Elemente digitaler Malereien fassen. Die Gehäuse können an vier Seiten geöffnet bzw. verschlossen, der Inhalt enthüllt oder verdeckt werden. Je nach Anordnung behandeln sie Bildentstehungs- und Lagerungsprozesse, deuten die Möglichkeit von Inhalt an oder rahmen konkrete Bildentscheidungen. Wie Objektträger unter einem Mikroskop tragen die Acrylgasscheiben Proben/Muster eines möglichen Individuums, einer Handlung, eines Gegenstandes, die gespeichert und immer neu zueinander in Beziehung gesetzt werden können. Malerei als eine momentane Entscheidung, die gleichzeitig darauf hinweist, dass sie auch in anderer Kombination hätte angeordnet werden können.

Yeongseon Jeong, Nelly Nakahara, Hagen Tanneberger: Back End – most Never Spoke Again

Die Videoarbeit Back End — Most Never Spoke Again porträtiert eine hypothetische Gesellschaft in der die multimediale Technologie, den Zenit überschritten hat, und die Krisen so weit fortgeschritten sind, dass Lese- und Schreibkenntnisse weder notwendig noch üblich sind. Die gegenwärtige Befragung der gesellschaftlichen Handlungsfähigkeit, das Drängen auf Effizienz und Einsparung, sowie die Auswirkungen auf das künstlerisch-gestalterische Schaffen unter veränderten kulturellen Rahmenbedingungen führten zur Ausformulierung dieser Narration. Die Erzählung betritt einen Arbeitsplatz und beobachtet letzte archivarische Bewegungen, in denen asemische Reste und grafische Fragmente geordnet und bewahrt werden.

Die Arbeit befragt die Zukünfte des Visuellen im Grafikdesign und gegenwärtige Kommunikationstechniken, den Verlust von Informationen, die Komprimierung kommunikativer Datenmengen, sowie den möglichen Zerfall.

Salome Lübke: only illusion is sacred

Salome Lübke ist Studierende in der Klasse Fotografie im Feld der zeitgenössischen Kunst. Die von ihr eingereichte Arbeit „Only illusion is sacred“ besteht aus einer 3-Channel-Videoinstallation, 3D-Skulpturen, die auf einer Öl-Malerei positioniert sind, und in Leuchtkästen angeordnete referenzielle Zitate. Fasziniert und abgestoßen zugleich von der vollkommenen Illusion skulpturaler und malerischer Darstellungen von Heiligenfiguren aus ihrer Kindheit versuchte Lübke, ihren eigenen Körper mit dem Abbild der Figuren in ein Verhältnis zu setzen - und scheiterte. Das Heilige verzerrte sich dabei und wurde zu einer Negativform, einer Aversion. Doch die Sehnsucht nach der nicht greifbaren Illusion, die von jenen Figuren ausgeht, und nach fiktiven Ankerpunkten, um sich in der Welt zu situieren, blieb. Aus diesem Zwiespalt wuchs die Frage, was in der Lücke der Abwesenheit einstiger Mystifizierungen und auferlegter Zeichen entstehen kann. Denn gegenwärtige Körper können nicht ohne ihre Einschreibungen vergangener Stigmata gelesen werden. In ihrer Arbeit reflektiert Lübke diesen Kontrast, indem sie eine Übersetzung zwischen Fotografie, Skulptur, Text sowie Bewegtbild findet und einen Raum für Assoziation erschafft. Dabei bewegt sie sich zwischen Fiktion und Dokumentation, Illusion und Dekonstruktion.

Adrian Q. Vardi: Deadlocked Phoenix

Adrian Q. Vardi studiert bei Prof. Clemens von Wedemeyer in der Klasse expanded cinema. Ausgezeichnet wird sein animierter Kurzfilm „Deadlocked Phoenix“.

Als Videoloop konzipiert, porträtiert die Endlosschleife den vergeblichen Versuch eines virtuellen Vampirs, seiner Immortalität zu entfliehen und sterblich zu werden.  Der Film ist im Rahmen der Ausstellung „Déad (a set of teeth)“ im Silent Green Berlin entstanden. Ausgangspunkt war das 100jährige Jubiläum des 1922 erschienenen Stummfilms „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“. Inspiriert von dieser Vorlage adaptiert Q. Vardi einige Elemente des Stummfilms in das zeitgenössische Medium des 3D Animationsfilms.