Clarita Maria, geboren 1997 in Solwezi, Zambia, absolvierte eine Ausbildung zur Fotodesignerin im Lette Verein, Berlin, bevor sie 2019 ihr Fotografiestudium an der HGB begann. Hier studiert sie im zweiten Studienjahr bei Prof. Annette Kisling und Carsten Benger. Ihre Arbeiten wurden bereits beim Wettbewerb Deutscher Jugendfotopreis und bei den IPPA jeweils mit dem 1. Preis ausgezeichnet.
Den Studienpreis 2020 erhält sie mit besonderer Auszeichnung für ihre fotografische Arbeit „margo & me“. Darin reproduziert die Künstlerin gefundene Aufnahmen ihrer Mutter, die sie nur in den ersten drei Lebensjahren gekannt hat, indem sie selbst ihre Mutter nachstellt. Die Fotografien suchen einen Umgang mit Verlust, ein Abmildern von Kindheitswunden, Heilung durch Inszenierung.
Minhye Chu lebt und arbeitet in Leipzig. Seit 2016 studiert sie Medienkunst an der HGB in der Klasse für expanded cinema von Prof. Clemens von Wedemeyer. 2019/2020 absolvierte sie zwei Gastsemester an der Royal Danish Academy of Fine Arts in Kopenhagen. Ihr künstlerisches Werk umfasst Videos, Installationen und Skulpturen. In vielen ihrer Arbeiten erforscht sie das Phänomen der Wiederholung, indem sie mit optischen Geräten und mechanischen Konstruktionen experimentiert. Andere Arbeiten beschäftigen sich mit der kollektiven Produktion von Werten durch Sprache, Bilder und deren materielle Träger. Für den Kurzfilm „Fair Grounds“ erhielt Minhye Chu 2019 Auszeichnungen beim 1. Verstärker Kunst-Film-Festival Dresden, beim 16. mitteldeutschen Kurzfilmfestival Kurzsuechtig Leipzig und der 25. Internationalen Kurzfilmwoche Regensburg.
Ihr neuestes Werk „Clayhouse“, für das sie mit dem Studienpreis 2020 prämiert wird, setzt sich mit der Frage nach Formen des Wohnens und des Hausbaus der Zukunft auseinander. Dafür kombiniert sie 3D-Drucktechniken mit frühzeitlichen Lehmbauweisen und entwickelt ein als 3D-Druck aus Ton hergestelltes Modell für ein Haus, das innerhalb einer Woche ressourcen- und klimaschonend gebaut, bewohnt und wiederverwendet werden könnte.
Susanne Kontny, geboren 1990 in Rostock, begann ihre künstlerische Ausbildung 2013 an der Folkwang Universität der Künste in Essen. Von 2014 bis 2017 studierte sie Kunstgeschichte in Dresden, seit 2017 Medienkunst und Fotografie an der HGB, wo sie durch Prof. Tina Bara betreut wird. Arbeiten von ihr waren zuletzt in Ausstellungen in Dresden, Gera, Köln und Stettin sowie auf dem Werkleitzfestival in Halle und dem Verstärker Kunst-Film-Festival Dresden zu sehen. 2019 gewann sie die Ausschreibung „Parkour Arbeitstitel: Europa“ des Festspielhauses Hellerau. In Leipzig war sie 2019 am Ausstellungsprojekt „1937 - 2017: Von Entarteter Kunst zu Entstellter Kunst“ in der HGB-Galerie beteiligt.
Für den Studienpreis 2020 reichte sie das „Pegida Archiv-Projekt“ ein, eine offene Materialsammlung, die sich ausgehend von den Pegida-Demonstrationen mit den „Neuen Rechten“ beschäftigt. Dafür begleitete sie die Demonstrationen in Dresden von 2017 bis 2019 filmisch und dokumentierte parallel das Verhalten der Teilnehmer*innen in den sozialen Medien. In Zusammenarbeit mit anderen Künstler*innen versetzte sie das gesammelte Material in verschiedene Installationen, Räume und mediale Kontexte. Das Material wird dabei immer wieder neu kategorisiert, montiert, collagiert. Die Arbeit fokussiert Zeichen und Symbole der Masse und Individuen sowie die Dynamik der Menschenmenge und ihrer Umgebung in der Stadt Dresden.
Matteo Visentin, geboren 1988 in Treviso, Italien, ist Student in der Klasse für Fotografie im Feld der zeitgenössischen Kunst an der HGB, die derzeit von Özlem Altin geleitet wird. Seine Arbeiten waren zuletzt in Ausstellungen in Mumbai, Berlin und Jesteburg zu sehen. An der HGB war er 2019 am Ausstellungsprojekt „1937 - 2017: Von Entarteter Kunst zu Entstellter Kunst“ in der HGB-Galerie beteiligt.
Die Serie „Holobionts“, mit der er sich für den Studienpreis 2020 beworben hat, besteht aus einer Reihe fotografischer Porträts, auf der jeweils zwei Personen so abgebildet sind, als wären sie Eins. Was zunächst als einzelne Entität verstanden wird, offenbart sich als eine Assamblage zweier Körper, als ein Resultat optischer Illusion und visueller Verzerrung. Der Standpunkt, von welchem die zwei Subjekte von der Kamera aus als eins gesehen werden, bietet den Betrachtenden eine Perspektive, eine Art mentales Paradigma, um „Otherness“ wahr- und anzunehmen. „Holobiont“ ist ein der Biologie entliehener Begriff und beschreibt einen Organismus, der aus simpleren Formen anderer Organismen besteht. Ähnlich einem Ökosystem funktioniert der aus symbiotisch koexistierenden Organismen bestehende Holobiont als ganze Struktur und verkörpert das Prinzip von gegenseitiger Unterstützung und Abhängigkeit.
Hyejeong Yoo, geboren 1992 in Seoul, Südkorea, ist Studentin in der Klasse für Fotografie von Prof. Heidi Specker. Ihre Arbeiten waren zuletzt in Ausstellungen in Kopenhagen, Köln und Berlin zu sehen. In ihrer künstlerischen Praxis erarbeitet sie Videos und Texte, die im weitesten Sinne mit Fotografie zusammenhängen. Ihre Werke basieren auf zyklischen Konzepten und stellen das Dasein in den Mittelpunkt.
„[…] Ihre Hände fühlen sich an wie zwei kleine Steine in meinen Hüften. Steine, die dick genug sind, um nicht herunterzufallen. […] Es ist, als hätte ich ein anderes Herz auf meinem Rücken, das ich nicht berühren kann.“ (Hyejeong Yoo)
Für den Studienpreis hat sich Hyejeong Yoo mit der Arbeit „deine Arme um meine Schultern“ beworben, einer Serie von Porträts, die eng mit ihrer Kindheit verbunden sind. Wie andere Babys in Korea wurde sie früher auf dem Rücken ihrer Mutter getragen. Jetzt beugt sie ihre Knie, damit ihre Schwester auf ihren Rücken klettern kann. Sie stellt sich die Frage, mit welchem anderen Namen das Gewicht benannt werden könnte, und von wem aus die Fürsorge kommt. Zwei physische Körper, die so nah wie möglich sind, schaffen keinen Raum mehr zwischen sich. Sie können sich nicht ansehen, ihre Stimme streut in die Leere und sie können sich nicht wie Individuen verhalten. Aber die Geste, die sich nicht in Worte verwandeln lässt, lässt sie mit Vertrauen einen Schritt weiter gehen.