Die Klasse für performative Künste wurde 2021 von Isabel Lewis als sechsjährige Projektklasse aufgebaut. Nach ihrem Abschied Anfang 2025 wurde die Klasse vorübergehend von Anna Zett geleitet, und ab November 2025 bis zu seinem geplanten Ende im September 2027 wird sie von der Choreografin Jule Flierl und der Medienkünstlerin Anna Zett mit einem neuen Schwerpunkt fortgesetzt.
Die Klasse für performative Künste befasst sich mit zeitlichen und räumlichen Kompositionen, die aus der leiblichen Perspektive des Erlebens, des Situativen und der Resonanz zwischen Körpern entstehen. Ausgehend von einer Reihe von Methoden aus dem zeitgenössischen Tanz, der experimentellen Stimmperformance, der strukturierten Improvisation, der Audio- und Videoperformance, sowie der partizipativen Kunst und der öffentlicher Rede, arbeitet diese Klasse darauf hin, individuelle performative Praktiken zu stärken, einen kritischen Blick und ein kritisches Gehör zu schulen und mittels Performance eine eigene künstlerische Stimme zu finden.
In regelmäßigen Workshops werden Techniken wie somatisches Stimm- und Bewegungstraining, experimentelle Choreografie, einvernehmliche Kommunikation und Gruppenanalyse eingesetzt, um erfahrungsbasiertes Wissen zu generieren und es mit gegenseitiger Neugier zu reflektieren. Identität wird als Imaginationsraum und Performance-Geschichte als Spiegel politischer und kultureller Veränderungen erforscht. Dabei eröffnet die Auseinandersetzung mit audiovisueller Performance neue Möglichkeiten, den eigenen Körper als künstlerisches Instrument und den Raum zwischen uns als transformatives Spielfeld zu aktivieren.
Aus der genauen Untersuchung zeitgenössischer Konventionen der Wahrnehmung des eigenen Körpers sowie anderer Körper, und der Frage, wie diese Gewohnheiten historischen Veränderungen unterliegen, werden neue performative Strategien für die Begegnung mit einem Publikum angeregt. Verschiedene Präsentationsformate werden probiert, erlebt, diskutiert und hinsichtlich ihres Umgangs mit Zeit, Aufmerksamkeit, Architektur, Publikum, Affekt und Kontext weiterentwickelt. Welche Art der persönlichen Beziehung ein Kunstwerk erfordert oder zulässt, ist eine zentrale Frage in diesem Prozess. Die Klasse als diverse Gruppe von Zeug*innen unterstützt dabei, bewusste Entscheidungen zu treffen, was diese sensible, emotionale Ebene der eigenen Arbeit betrifft.
Die kooperative künstlerische Forschung von Jule Flierl und Anna Zett konzentriert sich auf die Stimme als materielles und symbolisches Medium und zielt darauf ab, den zeitgenössischen Diskurs und die Praxis von Performance zu vertiefen und weiterzuentwickeln. Die Klasse selbst wird als Ort experimenteller Lehre betrachtet, in dem alle Teilnehmenden eine Lerngemeinschaft bilden und als Einzelne zum Gruppenprozess beitragen. Eine physische Performancepraxis unter der Leitung von Jule Flierl, Anna Zett, Gästen und Studierenden findet regelmäßig im gemeinsamen, weitgehend unmöblierten Klassenraum statt.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Klasse ist das regelmäßige Zeigen eigener Arbeiten in verschiedenen Stadien. Dabei werden Spielanleitungen für konstruktives Gruppenfeedback angewendet, sodass die Studierenden vielseitige Erfahrungen im Beobachten, Entwerfen, Komponieren, Installieren, Kommunizieren, Kommentieren und Präsentieren performativer Werke sammeln können.
