Das Selbstverständnis der Klasse für Installation und Raum begründet sich auf die zunehmende Durchdringung des Digitalen in alle Bereiche des menschlichen Daseins. Expanded Sculpture und Post-Internet sind Begriffe, die den derzeitigen Referenzrahmen der Klasse mal direkt und mal indirekt beschreiben. Seit den neunziger Jahren führten Diskurse der Neuen Medien im Bereich der bildenden Kunst zu einer Konvergenz unterschiedlichster Praxen, Medien und Formate. Heute ist es der erweiterte Materialbegriff (Neuer Materialismus), der die Basis des breiten Spektrums der zeitgenössischen Künste bildet.
Ausgehend von einem relationalem Kunstverständnis bildet das Klassenprogramm mit den Begriffen Installation und Raum einen Diskursrahmen, der die Entdeckung bisher auch unbekannter künstlerischer Formen ermöglicht. Installation versteht sich hier als ein Arrangement von Artefakten und Körpern im Raum. Artefakte können Objekte, Skulpturen, Bildarbeiten, Videos und vieles mehr sein – Körper können als handelnde Subjekte Performer*innen und Betrachter*innen sein. Als Raum ist der physische, digitale, soziale, und politische Raum - bestimmte Schnittmengen, aber auch die vollständige Addition - gemeint. Etwas wird dann als Kunstwerk wahrnehmbar, wenn die Verbindung von Artefakten und Zeichen (Repräsentationen) durch eine immaterielle Sphäre der Reflektion und Handlungen (Relationen) im Raum vervollständigt werden. Relationen meint hier, dass jedes Kunstwerk als ein Netzwerk unterschiedlichster materieller und immaterieller Faktoren gesehen werden kann, welches in seiner Rezeption auch fluide Formen annehmen kann. Der künstlerische Output kann deshalb genauso viel Formen wie Untersuchungen annehmen. Kunstmachen heute bedeutet sich einen individuellen Umgang mit dem kontinuierlichen Fluss von Rollenwechseln zwischen künstlerischer Praxis einerseits, Wahrnehmung, Betrachtung, Reflektion und Kommunikation andererseits, anzueignen.
Erst wenn dies gelungen ist, kann eine künstlerische Position in der Öffentlichkeit wirksam zu werden. Voraussetzung dafür ist die Erarbeitung von Arbeitsmethoden, das Herausfiltern von Themen, die Definition des künstlerischen Materials sowie die Transformation dieser Faktoren zu einem neuen Ganzen. Die Klasse bietet dafür eine geschützte Umgebung an, in der die Studierenden durch kontinuierliche Selbstreflektion lernen ihre Neigungen zu erkennen, um damit Wege und Zugänge zu einer eigenen künstlerischen Praxis in kollaborativer Atmosphäre zu entwickeln. Folgerichtig findet in der Klasse ein vielfältiges und diversives Spektrum von künstlerischen Praxen Anwendung. Ausgangspunkte können sowohl autobiographische Ansätze, Untersuchungen gesellschaftlicher Entwicklungen und politischer Fragestellungen, wie auch die Bearbeitung ästhetischer, formaler, naturwissenschaftlicher und technologischer Phänomene sein.
Auch wenn die Wahl und der Einsatz der formalen Mittel grundsätzlich offen ist, liegen zur Zeit die Präferenzen auf Arbeiten, die analoges Material im physischen Raum mit der digitalen Welt verbinden, die bildhauerische Verfahren einbeziehen, performative Gesten und Video nutzen, den Umgang mit Bildmaterial in bild- und raumbezogenen Anwendungen experimentell erproben und diverse 2D/3D-Druckverfahren nutzen.
Einzelgespräche, Atelierbesuche, die Durchführung von thematischen Exkursionen, Realisierung von Ausstellungs- und Gruppenprojekten mit regionalen und internationalen Kooperationspartnern, sowie die Zusammenarbeit mit externen Künstler*innen und Kurator*innen bilden neben regelmäßig stattfindenden Klassentreffen die Basis des Studiums in der Klasse für Installation und Raum