Mit der Globalisierung, der Digitalisierung aller Lebensbereiche sowie der Aufwertung immaterieller Arbeit gegenüber der Warenproduktion haben sich seit Beginn des 21. Jahrhunderts Status und Bedeutung der Dinge gewandelt. Der präsentierende Umgang mit den Dingen nimmt an dieser Entwicklung entscheidenden Anteil und ist zugleich wesentlich durch sie geprägt. Im Zuge dessen beginnen sich nicht allein tradierte Vorstellungen davon, wie Dinge Bedeutung als Exponate erlangen, aufzulösen und neu zu formulieren, sondern es stellen sich grundsätzliche Fragen zu dem Verhältnis der verschiedenen an einer Präsentationssituation beteiligten Elemente, die die traditionell als Ausstellungsstücke bezeichneten Gegenstände ebenso einbeziehen wie Displaygegenstände, Raumeinheiten, Diskurse und die verschiedenen involvierten Personen. Was wann, wie und mit welchen Potenzialen zu einem „Ding“ in Ausstellungen werden kann, steht im Zentrum dieser Debatte.
Drei für den aktuellen kuratorischen Diskurs wesentliche Aspekte überlagern und verschränken sich in diesem Kontext:
Zum Ersten die „Behältnis-Funktion“, mit der die Dinge in der westlichen Kultur zu Bedeutungsspeichern wurden und damit zum konstituierenden Zentrum der Museumskonzeption. So wenig wie diese Vorstellung für nicht-westliche ausstellende Praktiken und Institutionen als allgemeingültig erklärt werden kann, so wenig behält sie auch in kuratorischen Praktiken anderer Disziplinen – wie sie etwa das Theater, der Tanz oder der Film für sich in Anspruch nehmen – ihre Gültigkeit.
Zum Zweiten treten zu dem materiellen, statischen Ding, das in Ausstellungen als Kunstwerk, Kulturobjekt und Ausstellungsstück in Erscheinung tritt, Elemente einer kuratorischen Situation hinzu, die in ihrer Materialität, Erscheinungsform und Bedeutung ephemer, beweglich und unabgeschlossen sind.
Zum Dritten schließlich erhalten diese Dinge den Status von Agenten, indem sie in diesen Situationen als Mitwirkende auftreten.
Die Tagung „Curatorial Things“ geht den Implikationen, Konsequenzen und Potenzialen nach, die sich aus der Verschränkung dieser Aspekte und ihrer Entwicklungen ergeben. Mit dem Verständnis, dass kuratorische Praxis ganz wesentlich das Herstellen von Konstellationen bedeutet, gilt es, aus unterschiedlichen disziplinären, kulturellen und institutionellen Perspektiven heraus der Wirkungsmacht nachzugehen, die den Dingen in solchen Konstellationen als aktiv Beteiligte zugesprochen wird.
"Curatorial Things" im Haus der Kulturen der Welt, Berlin,
Do, 30. Oktober — Sa, 01. November 2014
KONZEPT:
Beatrice von Bismarck,
Benjamin Meyer-Krahmer,
Thomas Weski
BEITRAGENDE:
Sabeth Buchmann, Clémentine Deliss, Anselm Franke, André Lepecki, Maria Lind, Florian Malzacher, Susanne Neubauer, Kerstin Schankweiler, Peter Schneemann, Jana Scholze, Mario Schulze, Leire Vergara, Victoria Walsh, Katharina Weinstock
KOOPERATION MIT:
Haus der Kulturen der Welt, Berlin

Do, 30. Oktober 2014
In der Praxis des globalisierten Ausstellungsbetriebs befinden sich Dinge ebenso wie Menschen, Diskurse und Räume in Bewegung und sind eingebunden in wechselnde sinnstiftende Kontexte. Dabei beginnen auch tradierte Vorstellungen davon, wie Dinge Bedeutung als Exponate erlangen, sich aufzulösen und neu zu formulieren. In einer transdisziplinären Verschränkung der bislang weitestgehend getrennt verlaufenden Diskursstränge zum Ding-Begriff und zum Kuratorischen will die Tagung der ästhetischen, sozialen und ökonomischen Komplexität »kuratorischer Dinge« unter den Bedingungen der Globalisierung nachgehen.
14 - 15h Begrüßung und Einführung: Bernd Scherer, Beatrice von Bismarck, Benjamin Meyer-Krahmer
Sektion 1: Displaying agents
15 - 16h
Victoria Walsh: Tracing the Agency of Curatorial Things
16 - 17h
Mario Schulze: A Short History of the Thing on Display
17:30 - 18:30h
Sabeth Buchmann: Economics of Information on Display
18:30 - 19:30h
Maria Lind: Exhibitionary Agents – Tensta Museum: Reports From New Sweden
Fr, 31. Oktober 2014
Sektion 2: Performing Things
10 - 11h
Anselm Franke: How to Step out of the Frame? Ontological Difference and Limits of Decolonization in Exhibitions
11 -12h
Leire Vergara: Touching the Curatorial: On Collective Processes of Making Sense
12:30 - 13:30h
André Lepecki: Thing / Dance / Vagueness: Choreographic Challenges to Curating
Sektion 3: Doing Things
15 - 16h
Katharina Weinstock: Re-Arranging the World – Surrealist Object Practices
16 - 17h
Kerstin Schankweiler: Contexts of Mobilized Things. Exhibitions and the "Difference within"
17:30 - 18:30h
Clémentine Deliss: Collecting and Curating Life’s Unknowns: Past Ethnography and Current Art Practice
Sa, 01. November 2014
Sektion 4: Changing Status
10 - 11h:
Susanne Neubauer: Li Yuan Chia's Cupboard of Slides
11 - 12h
Florian Malzacher: The Straw to Grasp. Things as Remains of Performances and Lives
12:30 - 13:30h
Peter Schneemann: Curating Spaces – Evoking Sites, Narratives and Processes
13:30 - 14:30h
Jana Scholze: Immaterialization and the Museum Collection