29.06-04.07.2010, Albertinum, Dresden
Bonuswoche zum Jubiläum „Zukunft seit 1560“ der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden: Der Studiengang Kulturen des Kuratorischen an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig ist eingeladen und gratuliert.
Ein Jubiläum = ein Geburtstag = ein Anlass für Geschenke.
Doch was will man einer Institution wie dieser schenken? Personal? Da ist der Freistaat Sachsen gefragt. Ein Bild oder eine Skulptur? Haben die Staatlichen Kunstsammlungen am Ende schon alles? Wir meinen: Auf keinen Fall und haben eingepackt etwas zum Wundern, etwas Feuriges, etwas zum Mitdenken, etwas Verdrehtes, etwas Verrücktes und etwas zum Essen!
Doch Vorsicht: Unsere Ergänzungen zur Inventarliste sind flüchtig, ephemer und deswegen nicht für das Depot geeignet. Schnappen Sie sich unsere Geschenke, bevor sie sich wieder auflösen in einer Ökologie des Vorübergehenden. Nehmen Sie Teil an unseren künstlerischen und theoretischen Interventionen und beantworten Sie zusammen mit uns die Frage, wohin die Reise gehen könnte. Nach 450 Jahren Zukunft zurück in die Gegenwart?
KURATIERT VON:
Elodie Evers, Carolin Hochleichter, Stefan Kausch, Jasper Kettner, Jan Ketz, Sabine Manke, Kathrin Pohlmann, Kristin Reinhardt, Luc-Carolin Ziemann
KdK-TEAM:
Beatrice von Bismarck, Jörn Schaffaf, Thomas Weski
IN KOOPARATION MIT:
Staatliche Kunstsammlungen Dresden
GEFÖRDERT VON:
Staatliche Kunstsammlungen Dresden,
Sparkassen-Finanzgruppe,
Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e.V.
GESCHENKE VON:
Elodie Evers (5), Carolin Hochleichter (2), Stefan Kausch (3), Jasper Kettner (6), Jan Ketz (6), Sabine Manke (2), Kathrin Pohlmann (4), Kristin Reinhardt (1), Luc-Carolin Ziemann (2)
29.06-04.07.2010
(1) Wunder Kammer - Verborgenes in Erscheinung (Albertinum)
30.06.2010
(2) LAUF FEUER LAUF! Ein kommunikativer Funkenschlag
01.07.2010
(3) Museum Postkolonial? Ein museumsinterner Workshop
02.07.2010
(4) Sichtwechsel. / Sight Bill. Eine Inszenierung des Realen (Kunsthalle im Lipsius-Bau)
03.07.2010
(5) Visite Surprise - Performative Führung mit Bettina Hutschek (Albertinum),
04.07.2010
(6) UNWETTER - Discursive Picnic (Albertinum)
Verborgenes in Erscheinung, Albertinum, 29.06-04.07.2010
Gleich dem Eisberg unterhalb der Wasserlinie birgt das Depot als „Schatzkammer“ temporär oder auch dauerhaft nicht zur Ausstellung gelangender Kunst den überwiegenden Anteil der eigentlichen Sammlung – im Verhältnis zu jener Kunst, die oberhalb des Wasserspiegels als Spitze des Eisbergs im Ausstellungsraum erscheint. Gemälde des Depots werden bildlich als mediale Projektion in die Ausstellungsräume eingeführt. Die in ihrer Fülle in Erscheinung tretenden Depotbestände ergänzen dabei dialektisch oder synthetisch oder aber auf ganz unvorhergesehene Weise die haptisch realen Ausstellungsstücke. Ein Geflecht zwischen Original, Reproduktion und virtuellem Statthalter wird evoziert, der physische Ausstellungsraum überlagert vom virtuellen und umgekehrt.
Ein kommunikativer Funkenschlag, 30.06.2010
Über Gespräche mit MitarbeiterInnen in den elf Museen der SKD wird ein Lauffeuer entzündet, das sich selbst weiter entfacht. Sein Gegenstand: Feuer als Thema der Kunst, als Bedrohung für die gesammelten Kunstwerke, aber auch als Moment der Inspiration im Entzünden einer künstlerischen Idee und als Movens für die tägliche Arbeit. Nach jedem Gespräch wird dem Gesprächspartner eine Streichholzschachtel überreicht. Sie ist das Pfand für ein Experiment, ein Spiel, in dessen Verlauf die Streichholzschachteln durch die Institution wandern und kommunikative Funken schlagen. In ihrem Schein kann etwas sichtbar werden: die zerstörerischen ebenso wie die kreativen Potentiale des Feuers. Und dabei vielleicht auch das, was die SKD zusammenhält?
"I have only one burnin' desire, let me stand next to your fire." (Jimmy Hendrix)
Ein museumsinterner Workshop, 02.07.2010
In Museen und Ausstellungen begegnet uns die Gegenwärtigkeit von Geschichte: Objekte wie "Mohren", "Hottentotten" sowie Darstellungen von "Exotik" und "Orientalismus". So auch in Sammlungen der SKD. Museen und KuratorInnen stellen sich die Frage, wie sie Geschichte komplex darstellen können, ohne ein Publikum zu über- und auch zu unterfordern.
Wie helfen in diesem Kontext postkoloniale Perspektiven, einen reflektierten und zugleich differenzierten Blick auf Bedeutungsproduktion in Museen und Ausstellungen jenseits des Eurozentrismus zu fokussieren? Wie können Geschichtsdarstellungen und Repräsentationen von "Kultur(en)" zeitgemäß präsentiert werden? Und: Welche spannenden Geschichten können Ausstellungen erzählen, wenn sie postkoloniale Narrationen einbeziehen? Ziel des Workshops ist es, Fragen aufzuwerfen und Diskussionen zum Stand von postkolonialer Ausstellungs- und Museumskritik zu initiieren.
Eine Inszenierung des Realen, Kunsthalle im Lipsius-Bau, 02.07.2010
Der Ausgang wird zum Eingang. Was kostet die Welt? Was kostet die Kunst?
Es gibt Abläufe, deren Regeln allseits bekannt sind und die wir nicht hinterfragen. Dazu gehört das Kaufen einer Eintrittskarte, die es gestattet sich in einem Museum eine Ausstellung anzusehen. Das Museum als ein Ort der Bedeutungsproduktion und der Wissensvermittlung steht im Dienst der Öffentlichkeit und ist allen Menschen zugänglich, die bereit sind das Eintrittsgeld zu bezahlen. Das wird anerkannt.
Eine andere Möglichkeit: Wir zahlen im Museum kein Eintrittsgeld. Wir bezahlen beim Hinausgehen. Quo vadis? Was sehen wir?
Die Banalität des Realen versus High Art eine reale Handlungsanweisung wird zu einer symbolischen Handlung, die gewohnte institutionelle Abläufe hinterfragt und die Wirklichkeit in den Fokus des Betrachters rückt. Die Welt als Bild, Bühne, Ausstellung.
Performative Führung mit Bettina Hutschek, Albertinum, 03.07.2010
Bettina Hutschek verwebt Fakten mit eigener Fiktion, Erwiesenes und Gegebenes mit Erfundenem und Mythologischem. In ihrer eigens für das Albertinum entwickelten Führung vollzieht die Künstlerin eine phantasievolle Erweiterung und Umdeutung der Geschichte des Hauses und der bestehenden Ausstellungen. Deutungshoheiten und Ordnungsprinzipien, wie sie für eine Sammlung selbstverständlich sind, stellt sie gleich mit ihrer persönlichen Konstruktion einer "großen" Erzählung und führt damit alle Welterklärungsmodelle ad absurdum. Für die Besucher verwandelt sich das Albertinum so in einen Ort, der zu eigenen Sinnstiftungen und Bedeutungszuweisungen einlädt.
Discursive Picnic, Albertinum, 04.07.2010
Seit der Documenta11 verbindet das Künstlerkollektiv UNWETTER mit seiner Praxis der Discursive Picnics in einem fortlaufenden Prozess institutionelle und nicht-institutionelle Räume. UNWETTER ließ im Rahmen dieses Formats zum Beispiel den Projektraum Sparwasser HQ, Berlin, die Liverpool Biennale, das Museum of Contemporary Art, Sydney oder die Manifesta7 in Bozen, aber auch Passanten in der Fußgängerzone von Palanga, Litauen aufeinander treffen. Discursive Picnics funktionieren als Ereignisse, bei denen jeder zugleich Gast und Gastgeber ist. Anlässlich der Eröffnung des neuen Albertinums lädt UNWETTER Dresdner OFF-Räume, Kulturexperimente, Projekte, Soziale Initiativen, Kunstinteressierte und Passanten ein, am 4. Juli 2010 zwischen den deutschen Impressionisten Max Liebermann, Max Slevogt und Lovis Corinth ihre Projekte, Aktionen, Speisen und Picknick-Utensilien auszupacken, auszutauschen und weiterzuentwickeln: We are invited/You are invited!