In der Klasse für Fotografie und Medien beschäftigen wir uns unter vielem anderen mit der Frage, wie Bilder die zeitgenössische Kultur und Gesellschaft prägen und wie wir diese Prozesse kritisch befragen und begleiten können. Neben dem Entwickeln einer eigenständigen künstlerischen Praxis bietet die Klasse eine Auseinandersetzung zu den Begriffen um die Bilder an. Was bedeuten historisch zentrale Begriffe der Fotografie wie das Dokumentarische, das Fotografische, Index, Repräsentation, Wirklichkeit und Wahrheit für uns heute? Was provozieren Begriffe wie Affekt, Performanz, Handlung, Gespenst oder Forensik? Welche anderen Begriffe sind für uns produktiv und wie verbinden wir sie mit unserer Praxis? Die Gespräche nehmen Bezug zur Geschichte der Fotografie und den Medien, der Politik der Repräsentation, der sich wandelnden Rolle von Technik und der Fotografie in unserem Alltag und sie fragen, welche Rollen fotografierende, fotografierte und betrachtende Personen in dem Verständnis von Bildern einnehmen.
Die Arbeit in der Klasse ist in verschiedene Arbeitsformate organisiert. Zentral ist die Klassenbesprechung, in der Arbeitsprozesse zur Diskussion gestellt werden. Daneben arbeiten wir in Projekten, machen gemeinsam Ausstellungen und lesen. Die Arbeitsweisen reichen von analoger und digitaler Fotografie, Bewegtbildern, Ton und Installationen, Performanz, Schreiben, und Publizieren zu sozialer Praxis. Entscheidend ist dabei nicht notwendigerweise das Medium, sondern der Umgang mit den Fragen, die sich in Bezug zu den Bildern stellen.
Die individuelle Arbeit findet im Austausch mit der Klasse statt und kann zu gemeinsamen Projekten führen. Die am häufigsten in der Klasse gesprochenen Sprachen sind deutsch und englisch.
Aktuelle Klassenprojekte
Listening Station (2022–24)Hören im Klassenraum und darüber hinaus: Projekt für den Rundgang und ein Experiment für einen langfristigen Umbau des Klassenraums. In Kollaboration mit und Unterstützung von Max Schneider (soundlab HGB).
Unterbrochene Erzählungen (seit 2023)
Eine Veranstaltungsreihe von Tina Bara und Ines Schaber in Zusammenarbeit mit Susanne Keichel und Sandra Schubert
In einer losen Reihe mit Vorträgen, Filmscreenings, Buchvorstellungen und Gesprächen laden wir Künstler*innen ein, die gesellschaftliche Brüche und biographische Verunsicherungen, Neuorientierungen und Veränderungen in ihren künstlerischen Werken verarbeiten bzw. reflektieren. Wir beginnen die Reihe mit Fotograf*innen und Künstler*innen, die in der DDR sozialisiert und nachhaltig durch die Erfahrungen innerhalb des verschwundenen Staates, sowie die Entwicklungen in der sogenannten „Wendezeit“ geprägt wurden. Im Verlauf der Reihe thematisieren wir auch globale Prozesse, wobei es generell um den Umgang mit massiven Veränderungen gehen wird und wie dieser mit emanzipatorischen Prozessen und künstlerischen Reflektionen verbunden ist.
Bisherige Gäste in der Reihe: Helga Kurzchalia und Achim Lengerer: „Daniel Heinrich. Polaroids und Portraits. Die Momente reisen zu mir“ (Dezember 2023) // Ines Johnson-Spain: „Becoming Black“ (2024) // ...
Terms and Conditions (Januar 2024–Oktober 25)
Ein Projekt in Zusammenarbeit mit dem Harun Farocki Institut. In Kollaboration mit Clemens von Wedemeyer, Mereike Bernien und Ilse Lafer. Betreut von Ines Schaber.
Wer in den Bildräumen heutiger Gesellschaften agieren will, muß darauf eingestellt sein, auf Schritt und Tritt juristische und rechtstheoretische Belange zu berücksichtigen. Die visuelle Kultur der Gegenwart ist zu einem Schauplatz juridischer Akteur*innen und Prozesse geworden. Fragen und Themen der Urheberschaft, des „geistigen Eigentums“, der Privatsphäre, der Menschenrechte, der Zeug*innenschaft, der Zensur, der Kriminologie und der Forensik sind in ständiger Bewegung und Veränderung, nicht zuletzt aufgrund neuer rechtlicher Parameter von Big Data und KI-basierter Kontrollsysteme. In dem zweijährigen Projekt wird an den Voraussetzungen für eine legal literacy, eine Alphabetisierung in Rechtsfragen im Raum der bildenden Kunst, des Films und der kritischen Medientheorie gearbeitet. Dabei verstehen sich alle Beteiligte als Lernende und Verlernende bestimmter Ideen, Begriffe und Normen, welche den Umgang mit dem Recht und mit dessen Institutionen und Repräsentanten organisieren...Arbeit, Herkunft, Wandel, Bild (ab 2024)
Ein Projekt in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für optimistische Bergbauforschung. Betreut von Susanne Keichel.
Wir Arbeiten aus verschiedenen Perspektiven zu Fragestellungen von Herkunft und Arbeit. Ein wichtiger Aspekt dabei ist, wie Herkunft und Arbeit sich wechselseitig beeinflussen und welche Rolle gesellschaftlicher und historischer Wandel dabei spielen. Auch "Extraction" im Kontext struktureller (Um)brüche soll Teil unserer Auseinandersetzung sein. Wir wollen eigene bildnerische Konzepte entwickeln und uns mit vorhandenen auseinandersetzen. Im Rahmen des Seminars wollen wir mit Gäst*innen unterschiedlicher Bereiche im Bezug zu unseren Themen ins Gespräch kommen und uns auf Exkursionen neue Räume erschließen. Die Zusammenarbeit mit dem ZfoB bietet regionale Bezügen, die dann wiederum in einen globalen Kontext eingebetet werden können.