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Maria Lassnig: Über die Präzision der Gefühle / On the Precision of Feelings

Maria Lassnig: Über die Präzision der Gefühle / On the Precision of Feelings
04.04.–03.06.2023

Eröffnung: 04.04.2023, 18 Uhr
Kuratiert und realisiert von Ilse Lafer und Peter Pakesch (Maria Lassnig Stiftung) mit dem Team der HGB Galerie

Mit der Ausstellung „Maria Lassnig: Über die Präzision der Gefühle / On the Precision of Feelings“ stellt die Galerie der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig die Entwicklung des zeichnerischen Werks der österreichischen Künstlerin vor. Gezeigt werden rund 60 Zeichnungen, die zwischen 1947 und 2012 entstanden sind und vornehmlich den weiblichen Körper anhand eines differenzierten Empfindungsregisters thematisieren. Zudem ist eine Auswahl von Lassnigs Animationsfilmen zu sehen, die sie ab den 1970er Jahren ausgehend von ihren „Körperbewusstseinszeichnungen“ im Umfeld feministischer Bewegungen in New York realisierte.

Der Titel der Ausstellung ist einer Zeichnung von 1992 entnommen, die den eigenen Körper in radikaler Verkürzung als Hybrid zwischen Mensch und Tier zeigt. Derlei körperliche Transformationen im Werk von Lassnig sind Ausdruck einer kontinuierlichen Suchbewegung, um einer Empfindungskonzentration im Körper Form zu verleihen. Signifikant dafür sind die von der Künstlerin gewählten teils witzigen, teils ironischen aber dennoch punktgenauen, metaphorischen Bildbeschreibungen wie Selbstporträt als „Gartenschere“, „Rosenkorb“ oder „Molekül“. Dieses Spiel der Selbstbeschreibung verklammert Zeichnung und Text, ohne sich in Bedeutungen zu verfestigen. Vielmehr konfrontiert Lassnig mit sprachlichen Metaphern, die ebenso kurzlebig sind wie ein flüchtig wahrgenommenes Ereignis im Körper, das zuallererst weiblich ist, weil es auf die eigene körperlichen Situiertheit rekurriert.
Die Ausstellung soll zeigen, dass der seismografischen Untersuchung von Körpergefühlen ein annäherndes, zugleich nicht abschließbares Verfahren zugrunde liegt, das sich eindrücklich über die Zeichnung artikuliert. Zudem wird die Zeichnung als ein von der Malerei distinktes Medium im Werk von Maria Lassnig vorgestellt, welches wie ein Scharnier zwischen Sprache (Notizhefte, Gedichte, Briefe) und Film eine eigenständige Position behauptet.

Maria Lassnig (1919 – 2014) war zwischen 1941 und 1945 Kunststudentin im nationalsozialistischen Wien. In den 1950er und 1960er Jahren verbrachte sie mehrere Jahre in Paris und kam über André Breton und Paul Celan mit dem Surrealismus ebenso wie mit der informellen Malerei in Berührung. In dieser Zeit entstanden ihre ersten „Körperbewusstseinszeichnungen“. Von 1968 bis 1980 lebte Maria Lassnig in New York, wo sie sich mit der Technik des Animationsfilms vertraut machte. 1980 kehrte sie nach Österreich zurück und erhielt im Alter von 61 als erste Frau im deutschen Sprachraum eine Professur für Malerei an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Durch ihre Teilnahme an der 39. Biennale in Venedig 1980 bzw. an der documenta 7 1982 erlangte ihre Arbeit internationale Anerkennung.

Die Ausstellung findet im Rahmen von „meaoiswiamia – Gastland Österreich Leipziger Buchmesse“ in der HGB Galerie Leipzig statt. Sie wird gemeinsam mit der Maria Lassnig Stiftung, Wien organisiert und mit der freundlichen Unterstützung durch das österreichische Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport realisiert.

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Maria Lassnig: Über die Präzision der Gefühle / On the Precision of Feelings
04.04.–03.06.2023

Curated and realized by Ilse Lafer and Peter Pakesch (Maria Lassnig Foundation) with the team of the HGB Gallery

With the exhibition Maria Lassnig: Über die Präzision der Gefühle / On the Precision of Feelings, the Gallery of the Academy of Fine Arts Leipzig presents the development of the Austrian artist’s drawn oeuvre. Around 60 drawings will be shown, which were produced between 1947 and 2012 and primarily depict the female body using a differentiated register of sensations. In addition, a selection of Lassnig’s animated films can be seen, which she made in the 1970s proceeding from her “body awareness drawings” in the context of feminist movements in New York.

The title of the exhibition is taken from a drawing from 1992 that shows the artist’s own body in radical foreshortening as a hybrid between human and animal. These kinds of physical transformations in Lassnig’s work are the expression of a continuous searching movement to give form to a concentration of sensation in the body. The artist’s sometimes witty, sometimes ironic but nevertheless precise metaphorical descriptions of the pictures are significant here, for example when she calls a self-portrait “gardenscissor”, “rose basket” or “molecule”. This game of self-description binds drawing and text together without becoming entrenched in meanings. Rather, Lassnig confronts us with verbal metaphors that are just as transient as a fleetingly perceived occurrence in the body, which is first and foremost feminine because it evokes one’s own bodily situatedness.

The exhibition seeks to show that the seismographic exploration of body sensations is based on an approximating, yet inconclusive process that is impressively articulated through drawing. Moreover, drawing is presented as a medium which is distinct from painting in Maria Lassnig’s work, which claims an independent position like a hinge between language (notebooks, poems, letters) and film.

Maria Lassnig (1919 - 2014) was an art student in National Socialist Vienna between 1941 and 1945. In the 1950s and 1960s she spent several years in Paris and through André Breton and Paul Celan she came into contact with surrealism as well as informal painting. It was during this time that she produced her first “body awareness drawings”. From 1968 to 1980 Maria Lassnig lived in New York, where she familiarised herself with the technique of animated film. In 1980 she returned to Austria and at the age of 61 she became the first woman in the German-speaking world to be offered a professorship in painting at the University of Applied Arts in Vienna. Through her participation in the 39th Venice Biennale in 1980 and in documenta 7 in 1982, her work gained international recognition.

The exhibition is being held as part of “meaoiswiamia - Guest Country Austria Leipzig Book Fair” at the HGB Gallery Leipzig. It is organised jointly with the Maria Lassnig Foundation, Vienna and implemented with the kind support of the Austrian Federal Ministry for Arts, Culture, the Civil Service and Sport.