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Studienpreis 2017

Preisverleihung und Ausstellungseröffnung: 9. November 2017, 19 Uhr
Ausstellungsdauer: 10.11.–02.12.2017
Galerie der HGB

Der Freundeskreis der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und die Sparkasse Leipzig vergeben am 9. November zum elften Mal in Folge den HGB Studienpreis. Prämiert werden Arbeiten aus den vier Studiengängen Malerei/Grafik, Fotografie, Buchkunst/Grafik Design und Medienkunst. Für den Studienpreis können sich Studierende der HGB bewerben, die sich noch nicht zum Diplom angemeldet haben und keine Meisterschüler*innen sind. Aus 89 eingereichten Arbeiten nominierte die Jury 12 Beiträge. Die drei finalen Preisträger bestimmt die Jury kurz vor der Eröffnung der Ausstellung am 9. November um 19 Uhr. Der HGB Studienpreis ist mit insgesamt 10.000 Euro dotiert. Davon stiftet allein 5.000 Euro die Sparkasse Leipzig.

Die 12 nominierten Beiträge wurden eingereicht von:
Marc Anton Gnädiger (Malerei/Grafik)
Julie Hart (Medienkunst)
Christian Holze (Medienkunst)
Julia Lübbecke (Fotografie)
Simon Elias Meier (Medienkunst)
T. Mosebach, Toni M. (Medienkunst)
Johanna Schielke (Malerei/Grafik)
Clemens Schöll (Medienkunst)
Beatrice Schütt (Medienkunst)
Birger Stähler (Buchkunst/ Grafik-Design)
Johanna Terhechte (Fotografie)
Jens Martin Triebel (Medienkunst)

Die Jury hat sich dieses Jahr wie folgt zusammengesetzt:
Dr. Verena Tintelnot (freie Kuratorin, Vorsitzende HGB-Freundeskreis), Thomas Locher (Rektor HGB), Constanze Treuner (Kunsthalle der Sparkasse Leipzig), Dr. Frédéric Bußmann (Kurator, Museum der Bildenden Künste Leipzig), Anka Ziefer (Direktorin, G2 Kunsthalle Leipzig), Florian v. Spies, stellv. Vorsitzender Freundeskreis, Prof. Peggy Buth (HGB), Prof. Ingo Meller (HGB), Kristina Semenova (Galerie der HGB), Fabian Hampel (Preisträger 2016)

Die Preisträgerinnen 2017

Am Donnerstagabend gab Verena Tintelnot, Vorsitzende des HGB-Freundeskreises, die Preisträger des elften „Studienpreises des Freundeskreises der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und der Sparkasse Leipzig“ bekannt. Julie Hart (Medienkunst) erhält für den 1. Platz 5.000 Euro. Schreier Johann (Studiengang Malerei/Grafik) und Beatrice Schütt (Studiengang Medienkunst) erhalten für die zwei 2. Plätze jeweils 2.500 Euro Preisgeld.

In diesem Jahr hatte die Jury aus 89 eingereichten Arbeiten (eingegangen aus allen vier Studiengängen) auszuwählen. Die Beiträge von 12 Studierenden wurden nominiert und sind in der aktuellen Studienpreis-Ausstellung zu sehen. Die drei finalen Preisträger bestimmte die Jury direkt vor der Ausstellungseröffnung. Für den Studienpreis konnten sich Studierende der HGB bewerben, die noch nicht zum Diplom angemeldet und keine Meisterschüler sind.

Platz 1 – Julie Hart, 1991 in Neustrelitz geboren, studierte zunächst Tanz und absolvierte eine Ausbildung als Erzieherin. Von 2012 bis 2015 war sie tätig als Kuratorin des contain’t e.V. – Verein zur Förderung von Kulturschaffenden, Stuttgart. Seit 2016 ist sie Studentin an der HGB, zunächst im Studiengang Fotografie und seit diesem Jahr in der Medienkunst im Grundstudium bei Prof. Peggy Buth und Prof. Christin Lahr. An der HGB engagiert sie sich außerdem im Studierendenrat. Ihre 3 Kanal-Loop-Rauminstallation „licentious“ zeigt einen männlichen Akt aus drei Perspektiven. Durch die aufeinander folgende Betrachtung der drei Videos erhöht sich die Intensität der Begegnung des Rezipienten mit dem Performer. Dabei bleibt der hingebende Akt des Performers ohne erkennbaren Sinn und unerklärlich für den Rezipienten. Der Körper des Performers wird auf seine nackte Existenz reduziert und im Moment des Ausstellens und Betrachtens zum Konsum- und Verbrauchsgegenstand. 

Platz 2 – Schreier Johann, geboren 1994 in Halle, studiert seit 2013 Malerei/Grafik an der HGB in der Klasse von Prof. Christoph Ruckhäberle. Ihr Beitrag „Jeff Koons hat mein Leben zerstört“ ein zehnseitiger Comic (4c, Risografie, Edition 50 Ex.) ist eine Erzählung über Paranoia, Kunst und Konsumismus. Er konzentriert sich auf einen jungen Mann, der besessen ist von einem krankhaften Hassauf den teuersten lebenden Künstler unserer Zeit – Jeff Koons. Im Verlauf des Comics gibt es zahlreiche Verweise auf das Werk von Koons, die sich zunächst passiv verhalten. Unklar bleibt, ob sie real oder Teil der Obsession sind. Auf dem Höhepunkt der Erzählung wird der Akteur von den Werken des Künstlers tyrannisiert und verfolgt. Die Tomatensuppe im Regal verwandelt sich zur „Koonssuppe“ und agiert damit als Doppelverweis auf „Campbells Soup Cans“. Warhol gilt als Wegbereiter eines kommerzialisierten Kunstbegriffs. An der Spitze eines gigantischen Marktes stehen heute Künstler wie Jeff Koons, der vor seiner Popularität sechs Jahre lang als Wall Street Broker arbeitete.

Platz 2 – Beatrice Schütt, geboren 1986 in Sofia, studierte zunächst Bildende Kunst an der Royal Academy of Art (KABK) in Den Haag, Niederlande und an der Bauhaus Universität Weimar. Von 2015 bis 2016 war sie Gasthörerin in der Klasse von Hito Steyerl an der Universität der Künste Berlin. Seit 2016 studiert sie an der HGB im Studiengang Medienkunst in der Klasse  expanded cinema von Prof. Clemens von Wedemeyer. Ausgezeichnet wurde sie für ihre Fotoinstallation aus den Arbeiten „Forensic Excavations Inventory Catalogue“ und „Magic City“. In „Forensic Excavations Inventory Catalogue“ versammelt Schütt über 100 Fotos ihrer Familie, drei Generationen Nachkommen von Überlebenden des Armenischen Genozids im früheren Osmanischen Reich. Sie dekonstruiert diese Fotos, erforscht ihre Einzelheiten, indem sie eigene Kommentare zu den abgebildeten Gegenständen aufschreibt. Diese Fotos bieten einerseits einen sehr persönlichen Blick in die Alltagwelt der Familie, geben andererseits jedoch Aufschluss über allgemein deut- und diskutierbare Marker: soziale Klasse, Herkunft, Beruf, Essgewohnheiten, Trends, Zeitgeschichte, Religion etc. Die „totale Dekonstruktion“ der Fotos in ihre Einzelheiten ermöglicht eine Erzählung in der Schütt anhand ihrer eigenen Biografie nachvollzieht, wie es sich post-genozidal als armenische dritte Generation lebt. Im Gegensatz dazu ist „Magic City“ eine Neukonstruktion des Armenischen Lebens aus heutigem Material. Aus Gegenständen, die Schütt im Alltag umgeben, v.a. Essen, zu dem sie eine Beziehung pflegt, baut sie Miniaturgebäude und –städte. Dabei orientiert sie sich an ihrem Bedürfnis armenische Architektur nachzubauen und nachzuvollziehen. Die Idee der Magic City geht auf die englische Autorin Edith Nesbit zurück, die in England im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert mit ihren Kinderbüchern Berühmtheit erlangte. Schütt setzt in ihrem künstlerischen Schaffen die Möglichkeiten ihrer gegenwärtigen Umwelt, um sich einer visuell interessanten, nahezu vergessenen Vergangenheit anzunähern.