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Studienpreis 2013

Die Preisträger des diesjährigen HGB-Studienpreises sind:

1. Platz: Cosima zu Knyphausen

2. Platz: Stefanie Heinze

3. Platz: Christian Weigel

Dauer der Ausstellung: 08. bis 23. November 2013
Ort: Galerie der HGB Leipzig

Am gestrigen Abend gab Florian von Spies, Vorsitzender des HGB-Freundeskreises, die Preisträger des siebten „Studienpreises des Freundeskreises der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig & der Sparkasse Leipzig“ bekannt. Cosima zu Knyphausen (Studiengang Malerei/Grafik) erhält für den 1. Platz 5.000 Euro. Stefanie Heinze (Studiengang Malerei/Grafik) und Christian Weigel (Studiengang Fotografie) erhalten für den 2. und den 3. Platz jeweils 2.500 Euro Preisgeld.

In diesem Jahr hatte die Jury aus 84 eingereichten Arbeiten (eingegangen aus allen vier Studiengängen) auszuwählen. 12 Positionen wurden nominiert und sind in der aktuellen Studienpreis-Ausstellung zu sehen. Florian von Spies sagte in seiner Eröffnungsrede: 
„Aufgabe der Kunst ist es meines Erachtens, Fragen an die Gesellschaft zu stellen und durch ihre Werke Impulse in die Gesellschaft zu geben. Der schweizerisch/britische Philosoph Alain de Botton drückt es so aus: ‚Kunst ist ein Medium, das uns daran erinnern soll, was wichtig ist‘ und ‚dass sie unserem trägen Geist auf die Sprünge hilft und uns auf eine Art motiviert, wie rein philosophische Ausführungen dies nicht können. (…) Die Aufgabe der Künstler besteht folglich darin, neue Wege zu finden, um uns die Augen zu öffnen für Ideen, die zwar von großer Bedeutung sind, uns aber so vertraut sind, dass wir ihrer längst überdrüssig geworden sind.‘ Die Erfüllung dieser Aufgabe will der Freundeskreis der HGB weiterhin unterstützen, auch dafür wird der Studienpreis ausgelobt.“

Platz 1 – Cosima zu Knyphausen (geboren 1988 in Houston/Texas, aufgewachsen in Santiago de Chile) ist seit 2009 an der HGB Leipzig. Seit 2011 studiert sie in der Klasse für bildende Kunst bei Prof. Astrid Klein.
Cosima zu Knyphausen erhält den 1. Platz für ihre Arbeit Estorbos (Tornel 1 – 6). Estorbo bedeutet Behinderung bzw. Hindernis. Die Künstlerin hat sich während ihrer Zeit in Mexico City mit Hindernissen beschäftigt, die von Leuten und Institutionen zur Freihaltung von Parkplätzen auf die Straße gestellt werden. Diese Praxis ist zwar verboten, jedoch beruht  ein erheblicher Teil der ganzen Verkehrsordnung auf diesem System – und es gibt kaum Stadtteile, wo sie nicht zum Stadtbild gehören. Cosima zu Knyphausen: „Die formale Faszination für diese Gegenstände wandelte sich bei mir rapide in den Versuch, die Natur hinter diesem Brauchtum zu ergründen. Ich begann sie zu dokumentieren – die Vielfalt an Formen war unerschöpflich und die Menge massiv, unendlich, landesweit und namenlos. Irgendwann wurde es unumgänglich, selbst welche zu bauen. Mich interessierte die Frage nach der Grenze zwischen Öffentlichem und Privatem und in welchem Rahmen sich diese Konvention bewegt.“ Estorbos (Tornel 1-6) postuliert die Möglichkeit, diese urbane Erscheinung als ein immaterielles Kulturgut zu verstehen und ist eine Reflexion über städtisches Zusammenleben.

Platz 2 – Stefanie Heinze (geboren 1987 in Berlin) studiert Malerei / Grafik an der HGB, seit 2009 in der Klasse von Prof. Heribert C. Ottersbach (und Prof. Oliver Kossack als Ko-Betreuer). 2012 ging sie im Rahmen eines ERASMUS- Austausches für ein halbes Jahr an die Oslo National Academy of the Arts.
Sie erhält den 2. Platz im diesjährigen Studienpreis-Wettbewerb für ihre Arbeit „Snappy Affairs“ – eine großformatige Malerei (185 x 300 cm). Sie sagt selbst über Ihre Art der Herangehensweise: „Ich begebe mich in einen malerischen Prozess, indem ich versuche, einen sicheren Umgang mit malerischen Unsicherheiten zu finden. Meine Bildsprache entsteht aus dem Dialog zwischen dem WIE und dem WAS: Dinge überschneiden sich und werden wieder übermalt, Geisterformen bleiben und bilden ein Gegenstück zum Konkreten. Die kulinarischen Qualitäten der Ölfarbe machen mir Lust zu malen. Farbflächen arbeiten sich geologisch gegeneinander, so dass ein fantastischer Farbraum entsteht.“

Platz 3 – Christian Weigel (geboren 1980 in Schlema) machte zunächst eine Ausbildung zum Fotografen und arbeitete mehrere Jahre eng mit Mode- und Werbefotografen zusammen. Seit 2010 studiert er Fotografie an der HGB Leipzig, seit 2012 in der Klasse von Prof. Heidi Specker.
Der 3. Platz wird vergeben für die Arbeit „Dioramen“ – drei digital erzeugte Landschaftsszenen. Diese vermitteln den Eindruck eines dichten, unberührten Waldstücks, das vielleicht gerade zum ersten Mal von Menschen entdeckt wird. Die Arbeiten unterscheiden sich jedoch von wirklicher Fotografie, indem sie unabhängig von Licht und Raum sind, da sie zu einhundert Prozent im Computer erzeugt wurden. Sie sind also keine Abbilder, sondern eher Ergebnisse einer Art Vision und Illusion, ähnlich der Malerei oder Grafik. Christian Weigel bezieht sich in seinen Überlegungen auf eine These Jean Baudrillards, der sagte, dass eine immer stärker werdende Technisierung und Digitalisierung in ihrer Konsequenz zur Verdrängung und schließlich zur Abschaffung des Menschen (durch die Maschine) führt.

Mitglieder der diesjährigen Jury sind: Florian von Spies, Prof. Dr. Ana Dimke (Rektorin der HGB), Dr. Verena Tintelnot (freie Kuratorin und HGB-Freundeskreis) Constanze Treuner (Sparkasse Leipzig), Bernhard Häffner, Siegfried Herr (beide HGB-Freundeskreis), Prof. Heribert C. Ottersbach (HGB), Cora Hegewald (Kuratorin, HGB), Philip Poppek und Katharina Siegel (beide Preisträger 2012)