H
G
B

Welcome to the Ivory Tower

Dauer: 26. November 2008 bis 10. Januar 2009

Ort: Galerie der HGB

Positionen der Ausstellung:

Almut Wiedenmann / Jana Engel
Das Verhältnis des Einzelnen zum Ganzen (Serviervorschlag)
Video

Ausgehend von Georg Simmels Text "Über Kunstausstellungen", der Ende des 19. Jahrhunderts erschien, werden aus heutiger Sicht die kuratorische und die künstlerische Praxis analysiert und gegenübergestellt. Hier symbolisiert ein Bier das "in sich geschlossene Kunstwerk", während das Fischbrötchen ­ mehr als nur die Summe seiner einzelnen Bestandteile ­ die Ausstellung darstellt. Wo hört das Kunstwerk auf? Was ist die Ausstellung? Wie könnte die bestmögliche Essenz aus beidem aussehen?

Andreas Enrico Grunert
ohne Titel
Fotografien

Andreas Enrico Grunert inszeniert sich selbst in scheinbar "typischen" Situationen und Szenerien eines Künstlerdaseins: im Gespräch mit einem Galeristen, bei der Konzeption einer Ausstellung, im Atelier etc. Die Autorschaft über die im Stil einer Fotoreportage gehaltenen Bilder überlässt er jeweils anderen KünstlerInnen bzw. FotografInnen und unterwirft sich somit verschiedenen Dispositiven, Prägungen und Zuschreibungen, die den Blick von Außen auf Künstlersubjekte bestimmen.

Elena Kozlova

Für die Malerin Elena Kozlova ist die Beschäftigung mit gängigen Erwartungshaltungen an ihr Medium wie z.B. dem Wunsch nach Authentizität einer malerischen Handschrift zentral. In ihrer Serie der Störbilder beschäftigt sie sich darüber hinaus mit der Paradoxie der Darstellung eines medialen Phänomens zwischen Abstraktion und Konkretion.

Frank Übler / Andreas Miller
Endlich sind wir dahinter gekommen
Fotografie

Das Atelier als Ort der Projektion und Produktion künstlerisch-kreativer Arbeitsweisen und Artefakte steht im Mittelpunkt der Fotografien von Frank Übler und Andreas Miller. Sie führen in ihrer Arbeit Materialien und Displays in einem bühnenhaften Arrangement zusammen, dessen Status jedoch ungeklärt bleibt. Die Fotografie der leeren Bildträger verweist zudem auf den indexikalischen Charakter des Mediums, der jedoch auf den zweiten Blick ad absurdum geführt wird.

Laura Strümpfel / Julia Gabler
Trialog: Kunst - Wissenschaft - Gesellschaft
Video

Der Film thematisiert das Spannungsfeld zwischen Autonomie von Kunst und Wissenschaft und ihrem Bezug auf das Gesellschaftliche bzw. dem von der Gesellschaft erhobenen Anspruch auf "Nützlichkeit". Mit dokumentarischem Material und filmischer Ästhetik bedienen die Autorinnen sich der unterschiedlichen "Sprachen", die ihnen repräsentativ für wissenschaftliche und künstlerische Haltungen im Umgang mit dem gesellschaftlichen Erwartungsdruck und mit dem eigenen sozialen und künstlerischen Engagement erscheinen.

Lena Rosa Händle
Guten Abend, guten Nacht
Videoloop

Lena Rosa Händle zeigt in ihrer Arbeit einen Turm aus Spielzeug, der sukzessive aufgebaut wird und sich schließlich durch sein eigenes Gewicht wieder selbst zerstört. Das artifizielle Spielzeug ist kaputt und erzeugt noch Töne und Melodien. Der ironische, düstere Charakter verweist auf den nach außen abgeschlossenen "Elfenbeinturm der Kunstwelt" und den Kreislauf der Vereinnahmung von Kunst aufgrund von ökonomischen Strategien. Die Zerstörung des Turmes ist ein Moment des Ausbruchs und Widerstandes.

Martin Alois Strahberger / Raymond Grotegut
Willkommen im Elfenbeinturm
Partizipative Aktion, Installation

Im Rahmen der Ausstellung stellt Martin Alois Strahbergers und Raymond Groteguts Arbeit "Willkommen im Elfenbeinturm" interessierten Personen für unterschiedliche Verwendungszwecke einen Freiraum zur Verfügung. Es gibt keine Teilnahme-voraussetzungen. Begleitend wird der Freiraum in Zusammenarbeit mit den Teilnehmern durch ein reflexives Display artikuliert.

Martin Alois Strahberger und Raymond Grotegut sehen Ausstellung und Symposium als Chance, den hegemonialen und elitären Status von Kunsthochschulen in Frage zu stellen. Die ständige Befragung dieses Status wird als wesentliche Voraussetzung dafür verstanden, eine Kunsthochschule zu einem offenen Ort der Kunst zu machen.

Nanne Buurman
Credits
Video

Nanne Buurman thematisiert mit "Credits" die arbeitsteilige Autorschaft von Ausstellungen. Daran sind über Künstler und Kuratoren hinaus viele Personen beteiligt, deren Beitrag zur Produktion der Ausstellung oft nur wenig gewürdigt wird. Mit ihrem Video überträgt Nanne Buurman den Film-Abspann als Form des Crediting auf die Ausstellung, um die verschiedenen Aspekte der Mitarbeit sichtbar zu machen.

Agentin für Bedeutungsproduktionen
Gespräche nach Vereinbarung

Als "Agentin für Bedeutungsproduktionen" macht Nanne Buurman darüber hinaus ein informelles Gesprächsangebot, welches das Thema der Autorschaft aufgreift. Die Integration ihrer Visitenkarten in die Ausstellung ermöglicht eine Kontaktaufnahme. Die Kommunikation über Kunst wird damit als wichtiger Anteil an der Bedeutungsproduktion in Ausstellungen verstanden.

Stefan Hurtig / Sebastian Mühl

Wall of Fame
Video

Wall of Fame ist eine filmische Inszenierung im Spannungsfeld von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit. Das Setting: ein Park bei Nacht, eine Freilichtbühne, die Videokamera dreht sich in 2 Minuten einmal um die eigene Achse. Das in Wall of Fame inszenierte Handeln - zwei Maler weißen eine Graffitiwand ­ erscheint im Dunkel der Nacht fast als subversiver Akt. Das Weißen einer Wand ist meist ebenso im Graffiti die Grundlage für das öffentliche Zeigen von Bildern wie im tradierten Ausstellungsraum. Die Handlung ist einerseits ein symbolisches Reset-Verfahren, also das Wiederherstellen eines vermeintlichen ursprünglichen Zustandes, aber auch Vorarbeit für eine folgende "Ausstellung".

Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit der ArtErasa Group int. konzipiert. 70% der Ausstellungsfläche bleibt frei von Kunstpräsentation; der Veranstaltung wurde daher von der ArtErasa Group int. das Prädikat "kulturell wertvoll" verliehen.

Die Ausstellung findet mit der freundlichen Unterstützung der IHK Leipzig statt.

Konzeption:
Beatrice von Bismarck

Projektassistenz:
Tina Schulz

Konzeption der Symposien-Reihe: 
Ingrid Raschke-Stuwe, Vorstand Montag Stiftung Bildende Kunst, Bonn
Stefan Rasche, wissenschaftliche Mitarbeit

Zur Veranstaltung erscheint eine Publikation.