H
G
B

Mein Hut, der hat drei Ecken

Vom 13. Dezember bis zum 20. Januar zeigt die Galerie der HGB Leipzig die Ausstellung „Mein Hut, der hat drei Ecken –Ingo, Fritz und Fred“. Hinter diesem etwas rätselhaften Titel verbirgt sich eine gemeinsame Ausstellung der drei HGB­ Professoren Ingo Meller (Malerei), Fritz Best (Grafik) und Fred Smeijers (Schrift). Alle drei lehren seit 2004 an der Leipziger Kunsthochschule und möchten mit dieser Ausstellung der Öffentlichkeit ihre künstlerische Arbeit vorstellen.

Fred Smeijers, Schrift
Eine Referenz an die Geschichte des Schriftgestaltens sowie eine Verbindung zu künftigen Herausforderungen undAnwendungen ­ so könnte man die Arbeit von Fred Smeijers beschreiben. Seine Schriftentwürfe sind das Resultat von Kreativität, Tradition und handwerklichem Können, und auch Spuren seiner Vorgänger entdeckt man in diesen Schriftentwürfen. Smeijers vertritt die Ansicht, das Disziplinen wie Grafik­-Design, Typografie und Schriftgestaltung sicham besten entwickeln, wenn sie auf Wissen und Methoden aufbauen, die sorgfältig von Generation zu Generation weitervermittelt werden. Aus diesem Grund bestand in der Aussicht, eine neue Generation von Schriftgestaltern ausbilden zu können, ein erheblicher Reiz, diese Professur an der HGB Leipzig an zunehmen.

Fred Smeijers (Kurzbiografie)
Fred Smeijers (*1961 in Eindhoven) gilt als der Experte auf dem Gebiet der digitalen Schriftentwicklung. Sein Studium hat er 1984 an der Hochschule der Künste Arnhem abgeschlossen. Seit dem hat er an zahlreichen Schriftentwicklungen mitgearbeitet, bzw. eine ganze Reihe eigener Schriften entwickelt. So entwarf er 1994 eine spezielle Schriftenfamilie für die niederländischen Telefonbücher. Seit 1993 arbeitet er für das Unternehmen Philips und entwarf sowohl Logos wie auch eine Bildschirmtypografie. Unter dem Namen „Fred Smeijers plus“ gründete er 1997 sein eigenes Studio mit dem Schwerpunkt spezifische Schriftgestaltung. 2001 erhielt Smeijers den internationalen Gerrit­-Noordzij­-Preis.

Die umfangreiche Arbeit „Stock“ bietet einen ungewöhnlichen Einblick in die Arbeit des Malers Ingo Meller. Nicht die gelungenen, nicht die vielfach ausgestellten Bilder werden in dieser Ausstellung präsentiert, sondern seine verworfenen Arbeitsergebnisse. Ingo Meller reduziert mit seiner Malerei das gemalte Bild auf seine fundamentalen Bestandteile, nämlich auf die scheinbar rohe, direkt an der Wand befestigten Leinwand, die jeweils mit wenigen, gut unterscheidbaren Pinselzügen bemalt ist. Dieses grundsätzliche, sich seit fast zweieinhalb Jahrzehnten immer weiter ausdifferenzierende, verändernde Malereiinventar kreist um grundlegende Fragen: Wie wird etwas zu einem Bild und was ist es, wenn es ein Bild ist? Mit der Werkgruppe „Stock“ hat Ingo Meller gewissermaßen die Kehrseite dieses Ansatzes zum Thema gemacht: Wann ist etwas kein Bild und was ist es sonst? Was könnten Kriterien einer solchen Entscheidung sein? „Stock“ der Name ist im Sinne von Vorrat oder Lager zu verstehen, versammelt alle noch verfügbaren aber ausgesonderten Leinwände Mellers. Es handelt sich um begonnene, dann aber abgebrochene Arbeiten, um augenfälligmissratene und fast gelungene, schließlich aber doch verworfene Stücke, um all das, was aus unterschiedlichen Gründen keinen Eingang ins Werk gefunden hat und nun, in eine strenge Ordnung gebracht, zum Material der Werkgruppe „Stock“ geworden ist. Ingo Mellers „Stock“ ist eine sein malerisches Werk begleitende und mit ihm entstehende Arbeit, sie wird also weiter wachsen. Gegenwärtig besteht Stock aus 35 Kisten in denen jeweils Stapel von25 Leinwände verwahrt werden. Die feststehende Abfolge der Arbeiten entspricht der Chronologie ihrer Entstehung. Auf Tischen liegend können die einzelne Leinwandstapel „durchgeblättert“ und betrachtet werden.

Ingo Meller (Kurzbiografie)
Der Maler Ingo Meller (*11.10.1955 in Köln) ist seit Beginn des Wintersemesters 2004/05 Professor fürMalerei an der Leipziger Kunsthochschule. Meller studierte von 1976 bis 1980 an der Fachhochschule in Köln. Seine Arbeiten waren in den letzten 20 Jahren in zahlreichen nationalen und internationalen Einzel­ und Gruppenausstellungenzu sehen. Ingo Meller gilt als ein Vertreter der, auf die malerischen Mittel bezogenen, analytischen Malerei.

Fritz Best zeigt in dieser Ausstellung Zeichnungen, Drucke, Gemälde und Objekte, die in den letzten sieben Jahrenentstanden sind. Die formalen und räumlichen Gegebenheiten der hochschuleigenen Galerie waren Anlass für neue, großformatige Arbeiten. Fritz Best beschreibt die Entstehung seiner Arbeiten mit folgenden Worten: „Die Idee hierfür entstand bei der Betrachtung eines Bildes von Antonello da Messina, `“Der Heilige Hieronymus in seinem Gehäus". Die Fenster in meinem Atelier wurden im Originalformat reproduziert. Durch sie schaut man auf die Welt die ich, in meiner imaginären Rolle als Hieronymus, von dort aus sehe. Hiermit werden die anderen Arbeiten innerhalb eines bestimmten Kontexts gesetzt. Der Raum wird kulissenhaft erweitert.“ In seiner Arbeit schafft Best Illusionen, um sie zudurchbrechen. Eine geglättete, an Werbung orientierte Bildsprache trifft auf archaische, folkloristische Formen. Ganz unterschiedliche Arbeitsweisen werden angewendet. Fein gesprühte Airbrush Malerei droht unter dick verschmierteröliger Farbe zu ersticken. Bildträger werden durchbohrt und von hinten beleuchtet. Klassische Drucktechniken sind fotomechanischen und digitalen Druckverfahren gegenübergestellt.

Fritz Best (Kurzbiografie)
Der Künstler und Grafiker Fritz Best (*1964 in London) studierte zunächst am Chester College of Art, im Anschluss daran an der St. Martin’s School of Art (Studium der Malerei) und dem London College of Printing (Zertifikat für Drucktechnik), bevor er von 1992 bis 1994 an der Slade School of Art London seinen Master absolvierte. Von 1994 bis 1996 lehrte er als Gastdozent am London College of Printing in der Abteilung für Grafikdesign. Im Anschluss wechselte er für drei Jahre an die HDK Berlin bevor er 2004 die Professur für freie Grafik (Holzschnitt/ Siebdruck) an der HGB Leipzig übernahm.