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Nur hier? 25 Jahre Galerie der HGB

"Nur hier?" Teil I, Wiederbegegnung – Nach August Sander
Teil I der dreiteiligen Ausstellungsreihe zum 25­jährigen Jubiläum der Galerie der Hochschule für Grafik und Buchkunst

Die Ausstellung bildet den Auftakt der dreiteiligen Reihe „Nur hier?“, die anlässlich des 25­jährigen Jubiläums der Galerie der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig veranstaltet wird. Im Jahre 1981 zeigte die Galerie der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig in ihrer ersten großen Fotografieausstellung Porträtarbeiten von August Sander. Diese zugleich erste Einzelausstellung Sanders in Ostdeutschland lieferte den Anstoß für eine intensive Auseinandersetzung mit einer Porträtauffassung, die im Hinblick auf die offiziellen Vorstellungen von Porträtfotografieder ehemaligen DDR durchaus nicht unumstritten war. „Wiederbegegnung – Nach August Sander“ möchte die nachhaltig wirksame Präsentation in Erinnerung rufen und in einer Auswahl zeitgenössischer Porträtarbeiten die anhaltende Aktualität des „Sanderstils“ belegen. Das Motto der Ausstellung – „nach August Sander“ – lässt sich dabei inzweifacher Hinsicht verstehen: Exemplarisch wird die direkte Referenz von FotografInnen auf Sanders Konzeptiongezeigt; in Motivgruppen wie der Familie, dem Künstlerporträt, den Paaren, ebenso wie in der respektvollen Distanz zu den Fotografierten, der Akzentuierung der Pose, der vergleichenden Anordnung lassen sich Aspekte seines Werkeswieder finden. Zugleich steht das „Nach“ für die zeitliche Distanz zu dem großen Porträtfotografen der WeimarerRepublik: Ein „Nach“, das nicht nur in einer gewandelten Fotografie, sondern auch in der veränderten Gesellschaft, diesie in den Blick nimmt, zu Tage tritt. Mit freundlicher Unterstützung der Wüstenrot Stiftung.

Kuratiert von: Susanne Holschbach und Christine Rink

KünstlerInnen: Tina Bara, Christian Borchert, Rabea Eipperle, Frank Höhle, August Sander, Valentina Seidel, AlbrechtTübke

Dauer: 11. Mai bis 04. Juni 2005

Teil II: Schlusslichter und Blinksignale / Leipziger Kunstzwischen 1985 und 1995
"Nur hier?" ­­ 25 Jahre Galerie der HGB Leipzig

Kuratiert von Dr. Meinhard Michael und Christine RinkDie Ausstellung „Schlusslichter und Blinksignale“ führt Leipziger Malerei aus etwa zehn Jahren zusammen, in dessenMitte die Zäsur der Jahre 1989/90 fällt. Die jeweiligen Kunstverhältnisse vorher und nachher sind einerseitsgrundverschieden voneinander, andererseits werden sie zusammen gehalten von den Biografien der Künstler und demOrt Leipzig. Weder hat die Ausstellung das programmatische Ziel, das Vorher und Nachher gegeneinander abzuwägenund so die Differenzen zu betonen, noch besteht die Absicht, die tendenzielle Kontinuität zu betonen. Das Jahrzehnt istals Zeitraum gegenläufiger Kunstbewegungen zu begreifen.Nachdem die teilweise scharfen Auseinandersetzungen um die Bewertung der Kunst in der DDR abgeflaut sind, kannaus heutiger Perspektive mit positivistischem Blick (produktiv verstanden) sondiert werden. Die gegenwärtig neue Wertschätzung für Malerei, die am Ende des mit „Schlusslichter und Blinksignale“ illustrierten Zeitraums begann, sollteden Blick für die Vorgänger öffnen können. Der ironische Unterton des Ausstellungstitels verknüpft zwei Metaphern der Bescheidenheit. Der Begriff der„Schlusslichter“ spielt mit dem bekannten Witz für die letzten, in der DDR Gebliebenen, die „das Licht löschen würden“.

„Schlusslichter und Blinksignale“ meint also Werke am Ende und am Anfang zweier gesellschaftlicher „Zeiten“, getrenntdurch die Zäsur und verbunden durch die kontinuierlichen Wege. Den Kunstwerken gemeinsam ist, dass sie ihreUmgebung „beleuchten“ – und dies in agonischen, oder in an Verwerfungen und Ausblicken reichen Jahren.In den späten 80er Jahren dominiert in Leipzig längst nicht mehr das Selbstverständnis einer Leipziger Schule. Eine jüngere Generation tritt auf, die sich frei macht von der thematisch komplexen, im weiteren Sinne realistischen Malerei. Strategien der Ironie, der Übertreibung und thematischer Hinterlist treten gleichberechtigt an die Seite der„vernünftigen“ Verhandlung der Sujets. 

Von diesem Status quo ausgehend, ist der Beginn einer wiederum neuen Generation von Künstlern, in Zusammenarbeit mit der Galerie Eigen+Art, bereits der zweite Schritt der Lösung von einer realistischen Prägung. Mit der Öffnung derGrenzen betreten die jüngeren Künstler auch einen weiteren Horizont. Konzeptionelle Momente gewinnen an Einfluss,handwerkliche Traditionen geraten in den Hintergrund. Kurze Zeit ist der Einfluss Joseph Beuys’ sehr stark. Einigewenige Wendejahre lang verändern die um 30­/ 40­jährigen Maler, die vorher festen Konturen der Figuration zu häufigamorphen und anthropomorphen Gestalten. Gleichwohl werden in den frühen 90er Jahren auch die Voraussetzungen fürdie spätere Wertschätzung der neuen Leipziger figurativen/ gegenständlichen Malerei geschaffen.So formiert sich aus divergierenden Prozessen, im Duo von Veränderung und Fortschreibung, eine insgesamtheterogene Kunstszene, in der nur wenige konturenstarke Bahnen bemerkbar sind – es „gilt das einzelne Werk“.

Sporadisch sind Film (auch vor 1989) und Video willkommene neue Instrumente. Der Fachbereich Neue Medien an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (gegründet 1992) öffnet bislang unbekannte Wege. Den Hintergrund des Jahrzehnts illustrieren dokumentarische Videos über die Arbeit der Galerie Eigen + Art.Mit diesem Bereich weist „Schlusslichter und Blinksignale“ zudem voraus auf den dritten Teil des Ausstellungstrios „Nurhier?“, auf die mediale „Bildwerdung“ im November/ Dezember 2005.

KünstlerInnen: André Böhme, Roland Borchers, Gudrun Brüne, Ulrike Dornis, Hartwig Ebersbach, Wolfram Ebersbach,Tobias E. Ellmann, Till Exit, Günter Firit, Sighard Gille, Christl Maria Göthner, Hans­Hendrik Grimmling, Ulrich Hachulla, Jens Hanke, Andreas Hanske, Wolfgang Henne, Frieder Heinze, Bernhard Heisig, Jörg Herold, Karl­-Georg Hirsch,Günther Huniat, Tjark Ihmels, Kaeseberg, Caroline Kober, Oliver Kossack, Uwe Kowski, Axel Krause, Gero Künzel, RolfKuhrt, Michael Kunert, Walter Libuda, Rosa Loy, Wolfgang Mattheuer, Maix Mayer, Rolf Münzer, Olaf Nicolai, Akos Novaky, Vlado Ondrej, Gudrun Petersdorff, Ulf Puder, Wolfgang Peuker, Neo Rauch, Arno Rink, Ingo Regel, Maren Roloff, Annette Schröter, Tilo Schulz, Otto Bernd Steffen, Werner Tübke, Petra Watzlawick, Olaf Wegewitz, Solomon Wija, Heinz Zander, Doris Ziegler, Die Veteranen, The Oval Language

Dauer: 15. Juni bis 09. Juli 2005

Nur Hier! Teil III Im Bild sein/Bild als Link
25 Jahre Galerie der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
Lichthof HGB

Kuratiert von Christine Rink und Jörn Schafaff

Dauer: 08.11. bis 17.12.2005

Mit der Ausstellung „Nur hier? Im Bild sein“ beschließt die Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig ihre dreiteiligeAusstellungsreihe zur 25­jährigen Geschichte ihrer Galerie. Etappe eins nahm die Geschichte der Fotografie zum Anlass, um über das Konzept "Einfluss" bzw. "die Galerie als Impulsgeber" nachzudenken. Etappe zwei stellte die Malerei und Grafik in den Mittelpunkt, um die Galerie als einen Raum des Austauschs und Nachdenkens in Zeiten desgesellschaftlichen Umbruchs vorzustellen. Die aktuelle Ausstellung fragt nach den Bedingungen der Sichtbarkeit ­ und zwar in allen Bereichen der HGB. Die allgemeine Frage lautet: Auf welche Weise wird heute in der Bildenden Kunst, dem Design und der Buchkunst die für unsere Kultur so zentrale Kategorie des Bildes erörtert? Die Ausstellung greift dazuzwei Thesen auf: IM BILD SEIN und DAS BILD ALS LINK. Zur Diskussion stehen die Funktion und Bedeutung von Bildern ebenso wie Verfahren der Bildproduktion und ­vermittlung. Mit Beiträgen von mehr als zwanzig Künstlerinnen und Künstlern, Projekten aus Grafik-­Design, Neuen Medien und Bildender Kunst präsentiert „Nur hier? Im Bild sein“ die Galerie und die Hochschule für Grafik und Buchkunst als einen exemplarischen Ort, an dem die Auseinandersetzung mit dem Bild auf kontroverse und lebendige Weise geführt wird.

Das Bild, verstanden im technischen Sinn, aber auch im Sinne von Selbstdarstellung, Szenerie, Situation, Vorstellungund Weltanschauung, ist ein Phänomen, entlang dessen sich unser kulturelles und soziales Miteinander entfaltet. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen zwei Feststellungen, die in den vergangenen Jahren die Diskussion um das Bildvorangetrieben haben. Die erste, IM BILD SEIN, besagt, dass wir stets auf vorhandene Wahrnehmungsmusterzurückgreifen, um uns selbst, unsere Mitmenschen und unsere Lebenswelt zu verstehen. In unserer täglichen Praxissetzen wir uns in Szene und machen uns ein Bild von den anderen. Dabei greifen wir auf ein kulturelles Bildrepertoirezurück, das zu großen Teilen von den Massenmedien, aber auch von Architektur, Design und den verschiedenenSpielarten des Marketings gespeist wird. Wenn wir einkaufen gehen, durch die Stadt flanieren oder sonst unser Lebengestalten, bewegen wir uns in Szenarien, in denen wir meist nur Statisten innerhalb der Bilder sind, die andere für uns entworfen haben. Wir sind also immer schon Teil eines Bildes ­ die entscheidende Frage ist, wie wir uns in den Bildern einrichten wollen, als Konsument, Interpret oder Akteur? Oder, von der anderen Seite betrachtet: Welche Art vonBildern produzieren wir, inwieweit lassen sie dem Gegenüber Spielraum zur Entfaltung eigener Wahrnehmungs­ und Handlungsmöglichkeiten.

Die zweite Feststellung steht unter dem Motto DAS BILD ALS LINK. Zwar werden Bilder häufig manipulierendeingesetzt, dem voran steht aber ihr Potenzial, als verbindendes Element zwischen den Menschen zu wirken. Jede Zeichnung, jedes Gemälde, jede Fotografie und jeder Film laden dazu ein, eine Ansicht oder eine Erfahrung miteinanderzu teilen. Indem wir uns ein bestimmtes Image verpassen, demonstrieren wir unsere Zusammenhörigkeit mit anderen. Gemeinsam ausgeübte Handlungen und Rituale vermitteln ebenso ein Gefühl des Miteinanders wie die Entwicklunggemeinsamer Vorstellungen oder Erinnerungen während eines Gesprächs. Auch hier ist entscheidend, welche Form die Bilder annehmen, ob sie inklusiv oder exklusiv sind, den Anschein unumstößlicher Evidenz verbreiten oder als offene Angebote in Erscheinung treten.

In den vergangenen Jahren haben sich zahlreiche Künstler und Designer mit Fragen wie diesen beschäftigt. „Nur hier? Im Bild sein“ greift diese Auseinandersetzung auf und die Beiträge aus dem Umfeld der Hochschule für Grafik undBuchkunst laden das Publikum dazu ein, sich anhand von Werken aus der Bildenden Kunst, dem Grafik­Design, derIllustration und der Buchkunst an der Diskussion um das Bild zu beteiligen. In den vergangenen Jahren haben sich zahlreiche Künstler und Designer mit Fragen wie diesen beschäftigt. „Nur hier?Im Bild sein“ greift diese Auseinandersetzung auf und die Beiträge aus dem Umfeld der Hochschule für Grafik undBuchkunst laden das Publikum dazu ein, sich anhand von Werken aus der Bildenden Kunst, dem Grafik­Design, der Illustration und der Buchkunst an der Diskussion um das Bild zu beteiligen.

Mit Beiträgen u.a. von Franz Alken, Blank & Jeron, Irma Boom/ Kristina Brusa, Günter Karl Bose, Markus Dreßen, HAP Grieshaber, Liam Gillick, Bertram Haude, Jörg Herold, D/O/C/K Projektbereich und Christian Jankowski, Emily Jacir,Allan Kaprow, André Köhler, Nam June Paik, Neo Rauch, Jochen Schmith, Daniel Schörnig, Tilo Schulz, Valentina Seidel,Andrea Seppi/ Steffen Junghans, Rirkrit Tiravanija, Renate Toast, Clemens von Wedemeyer, Mathias Weischer, JulianeWenzl, Diana Wesser, Gert Wunderlich, Jun Yang, Tobias Zielony