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Bellisima: Körper, Konstrukt, Schönheit

Ein interdisziplinäres Projekt ­
kuratiert von von Tina Bara, Susanne Holschbach, Alba D'Urbano

In ihrer Auseinandersetzung mit dem Komplex "Körper und Schönheit" hat die Ausstellung "Bellissima:körper_konstrukt_schönheit" ein Thema aufgegriffen, das in den letzten zehn Jahren in der Kunst und in den Medien eine zunehmende Bedeutung erfahren hat. In einer Zeit, in der nicht nur die chirurgische Modellierung des realen Körpers zur Normalität geworden ist, sondern auch der Eingriff in seinen Bauplan anvisiert wird, ist die Frage nach dem, "was das Schöne sei", vielleicht virulenter als je zuvor. Sie kann jedoch nicht mehr normativ beantwortet werden, sondern wirft viel­mehr eine Reihe weiterer Fragen auf: Welche kulturellen Diffe­renzen gibt es in der Definition von Schönheit und inwiefern transportieren die vorherrschenden Schönheitsideale unterschiedliche Wertungen von Kulturen? Welche Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit werden über Schönheitsideale vermittelt? Welche Rolle spielen die Medien – ­ die alten wie die neuen ­– bei der Herstellung von Schönheit? Wie unterscheiden sich skulpturale, malerische, fotografische, filmische, digitale Schönheiten? Welche Rückwirkung hat die mediale Inszenierung von Schönheit auf die realen Körper? Vor dem Hintergrund dieser Fragestellungen wurden internationale künstlerische Positionen ausgewählt, um sie in drei thematisch fokussierten Ausstellungsräumen miteinander in Beziehung zu setzten.

Der Galerieraum selbst, als Ausgangspunkt der Ausstellung, führte unter dem Leitmotiv "Schönheit und die Sphäre des Idealen" die verschiedenen Themenstränge der Ausstellung zusammen. Die Arbeiten von Erich Weiss, Orlan, Bernhard Prinz und Adidal Abou­ Chamat öffneten Bezüge zur abendländischen Kunsttradition, an deren nachhaltige Wirkung sie zugleich gemahnen, als auch sie unterlaufen bzw. in Frage stellen. Die Gemälde von Annette Schröter und Fotografien Valérie Belins verwiesen auf eine traditionelle Form der Körpermodellierung nach Schönheitsidealen: die Tracht, während die Arbeiten von Marie ­Jo Lafontaine, Daniel Buetti, Gert Rappenecker und Kirsten Geisler die Konstruktion von Schönheit in den populären Medien reflektierten. Schwerpunkt der Präsentation im Festsaal war die Bedeutung von Schönheitsvorstellungen für die kulturelle, sexuelle, politische Identität vice versa. Arbeiten von Valérie Belin und Horst Haak referierten auf traditionelle Verschönerungstechniken, die inzwischen via der Aneignung durch westlichen Subkulturen, auf die ein Video von Olaf Breuning ironisch anspielte, modefähig geworden sind. Sowohl in einer Arbeit von Ingrid Mwangi als auch in denen von Parastou Forouhar und Mona Hatoum spielte die Rolle des Haares als Schönheitsfetisch eine tragende Rolle. Die Fetischisierung des Körpers über seine Fragmentierung verband die im Festsaal präsentierten Werke und lenkte den Blick so auf eine Funktion von Schönheit, die ihre geläufige Verknüpfung mit der Sphäre des Idealen bzw. der Normen oft vergessen macht: die der Verführung, der Auslösung sexuellen Begehrens. Der Raum im zweiten Stockwerk widmete sich schließlich der Arbeit am Körper, die für die Annäherung an ein Ideal zu leisten ist. Die Gemälde von Annette Schröter und Jörg Lozek verwiesen auf die bei Mädchen bereits in frühem Kindesalter einsetzende Erziehung zur Schönheit, die über Spielzeuge wie Barbie ­Puppen (Adidal Abou­Chamat) fortgeführt wird. Bodybuilder (Valérie Belin) und Leistungsschwimmerinnen (Tina Bara und Alba dUrbano) thematisierten die Modellierung des Körpers durch Sport, wobei sowohl letztere Arbeit, als auch diejenige von Laura Aguilar die individuelle Schönheit realer Körper gegen medial vorgegebenen Blaupausen in den Vordergrund stellten.

Beteiligte Künstler/innen: Adidal Abou­ Chamant, Laura Aguilar, Tina Bara, Valérie Belin, Olaf Breuning, Daniele Buetti,Alba D'Urbano, Parastou Forouhar, Kirsten Geisler, Horst Haak, Mona Hatoum, Marie ­Jo Lafontaine, Natacha Lesueur, Jörg Lozek, Björn Melhus, Ingrid Mwangi Orlan, Jack Pierson, Bernhard Prinz, Gerd Rappenecker, Annette Schröter, Erich Weiss