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Marion Ermer Preis 2002

Projektleitung: Ulrike Kremeier (Berlin/Leipzig)
Dauer: 18. Oktober­–9. November 2002

Der Vergabe des Marion Ermer Preis 2002 lag, anders als im vergangenen Jahr, kein offener, sondern ein eingeladener Wettbewerb zugrunde. Zehn kompetente Sachverständige ­ Kurator/innen und Professor/innen ­ wurden um Vorschläge von Künstler/innen im Alter bis 35 Jahre gebeten. Auf der Basis dieser Vorschläge entschied so dann eine aus fünf Mitgliedern bestehende, unabhängige Jury über die Vergabe der vier Preise.

Als ein wesentliches Kriterium für die Auswahl der Künstler/innen wurde die Beschäftigung mit Artikulationsformen wie "Installation" und/oder "Neue Medien" formuliert. Die Vielfalt der künstlerischen Ansätze und Positionen auf der dadurch zustande gekommenen Vorschlagsliste spiegelte in signifikanter Weise die Bandbreite der Ausdrucksformen zeitgenössischer Kunstproduktion: die formalen Bestandteile von Installationen bilden analoge sowie digital produzierte oder bearbeitete (filmische) Bilder ebenso wie Malerei oder Zeichnung.

Diese Vielfalt bedeutet aber noch lange keine Beliebigkeit im Hinblick auf die formal­ästhetischen Mittel zeitgenössischer Kunst, vielmehr lässt sie auf einen reflektierten Einsatz von Stilmitteln und Referenzsystemen schliessen. Als ebenso breit gefächert wie die formalen Ansätze stellen sich auch die inhaltlichen und thematischen Schwerpunkteder am Wettbewerb beteiligten Künstler/innen dar. Genau darin bestand eine enorme Herausforderung für die Konzeptionierung der Ausstellung.

Im Gegensatz zu vielen Gruppenausstellungen, deren Kriterien für die Auswahl der künstlerischen Positionen sich an der Formulierung mehr oder weniger konkreter Fragestellungen und Themenkomplexen ablesen lassen, geht es im Falle von Wettbewerbsausstellungen, deren Künstler/innenlisten durch das Procedere vorgegeben sind, um die Suche nach Komparabilitäten. Diese wiederum kann sich in Similaritäten, aber ebenso in expliziten Divergenzen niederschlagen. Eine unter solchen Voraussetzungen zusammengestellte Ausstellung, der immer auch der Aspekt des Überblicksimmanent ist, kann demzufolge entweder als Potpourri angelegt oder aber von der Idee der Suche nach Vergleichsebenen geleitet sein. Anders aber als im Falle themengebundener Gruppenausstellungen, für die die gezeigten Arbeiten unter Umständen sogar neu und spezifisch produziert werden, sind Wettbewerbsausstellungen von einem nicht unerheblichen Konstruktionscharakter gezeichnet.

Der Ausstellung des Marion Ermer Preis 2002 lag die zweitgenannte Option für die Selektion von künstlerischen Arbeiten zugrunde, denn trotz des Facettenreichtums der Wettbewerbspositionen liessen sich bei näherer Betrachtung Themenkomplexe umreissen, die, ungeachtet der Unterschiedlichkeiten in den formalen Artikulationen, dominierten. So wurden beispielsweise Fragen nach individuellen und gesellschaftlichen Orts­ bzw Raumkonstruktionen und Identität(en) sowie subjektiv konotierte Mythen und Wahrnehmungen eine nicht unerheblicher Relevanz beigemessen. Eine gleichermassen grosse Rolle spielte die Reflexion sozialer und kultureller, aber auch künstlerischer Zeichensysteme und Repräsentationsmuster.

Projektassistenz übernahm Juliane Wenzl, das grafische Projekt entwickelten Kristina Brusa/Markus Dressen.