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In welcher Haltung arbeiten Sie bevorzugt?

Andreas Siekmann und /D/O/C/K Projektbereich
Projektleitung: Beatrice von Bismarck und Alexander Koch
16. Januar – ­10. April 2002
Clemens von Wedemeyer, Juliane Wenzl, Ingo Vetter, Annette Weiser, Michaela Schweiger, Alice Creischer, Andreas Siekmann, Regine Müller­ Waldeck, Marion von Osten, Fath Wilding

Das produktivistische Verständnis von ?Arbeit? wird in den letzten Jahren zunehmend durch einen Arbeitsbegriff ersetzt,der konzeptionelle Prozesse, kreatives Denken und persönliche Flexibilität in den Mittelpunkt rückt. In dem Maße wie dabei die Selbstverwaltung der eigenen Arbeitskraft zur Schlüsselqualifikation wird, gewinnen künstlerische Arbeitsprozesse Vorbildfunktion für ökonomische Zusammenhänge. Die Ausstellung und die sie begleitenden Veranstaltungen, die sich aus der Zusammenarbeit von Andreas Siekmann mit dem /D/O/C/K Projektbereichentwickelten, stellten Fragen nach den Konsequenzen einer solchen Verschiebung innerhalb der ?Konstruktion von Arbeit? und deren Bedeutung für die künstlerische Praxis: nach den Möglichkeiten der Selbstbestimmung, nach emanzipatorischen Aspekten sowie nach den Risiken von Selbstökonomisierung und Selbstausbeutung.Verschiedene künstlerische Annäherungsweisen markierten in der Ausstellung Wegmarken einer historischenEntwicklung von Produkten zu Prozessen, die sich ebenso explizit wie implizit in künstlerischen Praktiken niedergeschlagen hat. Zugleich spiegelten Ausstellung und Veranstaltungsprogramm einzelne Aspekte der diskursiven Bewegung wider, welche die Arbeitsgruppe des /D/O/C/K Projektbereiches während der Zusammenarbeit mit Andreas Siekmann vollzog.

Seminarveranstaltungen, Vorträge und Workshops unter dem Titel ?Übertreten verboten! Grenzen, Übergangszonen und Berührungsflächen? leisteten im Sommersemester 2001 und im Wintersemester 2001/02 die thematische Vorbereitung. Eine Exkursion nach Wien stellte die Verbindung zu aktuellen Ausstellungen her, in denen die Themenfelder ?Grenzen? und ?Arbeitsbegriffe? eine zentrale Rolle spielten. Um den Diskussionszusammenhang überden Ausstellungzeitraum hinaus in der Hochschulöffentlichkeit zu akzentuieren, wurden internationale KünstlerInnen wie Haroun Farocki (Berlin), Christian Philipp Müller (New York) und Ursula Biemann (Zürich) zu Arbeitspräsentationen eingeladen. Am 13.11.2001 fand in der Galerie der HGB eine öffentliche Diskussion mit dem Titel ?Wenn Kreativität zur Dauerwelle wird ? Kunst im Verhältnis zur Konstruktion von Arbeit? statt, zu der die Berliner Künstlerin und Autorin Alice Creischer sowie Ernst Lohoff, Redakteur der Zeitschrift ?Krisis?, geladen waren.

Beteiligte /D/O/C/K Projektbereich: Beatrice von Bismarck, Francis Hunger, Katia Klose, Alexander Koch, Verena Landau, Tasja Langenbach, Regine Mueller­-Waldeck, Britt Schlehahn, Sascha Schniotalla, Inga Schwede, Andreas Siekmann, Clemens von Wedemeyer, Juliane Wenzl,  sowie in der Ausstellung: Carl Andre, Alice Creischer, Douglas Huebler, El Lissitzky, Marion von Osten, Martha Rosler, Wilhelm Rudolph, Michaela Schweiger, Ingo Vetter, Annette Weisser, Faith Wilding.

Zum /D/O/C/K Projektbereich:

Der /D/O/C/K Projektbereich ist eine fächerübergreifende Arbeitsform innerhalb der HGB Academy of Visual Arts Leipzig. Angeschlossen an den Fachbereich Theorie und zugleich an die Galeriearbeit der HGB, realisiert das /D/O/C/K seit Januar 2000 eine themenorientierte Projektarbeit, in der sich Theorie und Praxis, künstlerische, kuratorische und wissenschaftliche Arbeit miteinander verbinden. Die Projekte des /D/O/C/K widmen sich spezifischen Fragestellungen nach der Produktion, Präsentation, Rezeption und Distribution von Kunst, wobei sich kunstimmanente Diskussionen und gesellschaftspolitisch relevante Diskurse ineinander verschränken. Zentrales Handlungsfeld ist dabei die Galerie der HGB. In seinem Selbstverständnis als Andockstation für verschiedene Ansätze experimenteller Projektarbeit an der Schnittstelle zu Öffentlichkeit steht das/D/O/C/K den Studierenden aller Fachbereiche der HGB, aber auch Studierenden anderer Disziplinen z.B. der LeipzigerUniversität offen.

Im Anschluß an eine "Internationale Arbeitstagung zu den Perspektiven einer Theorie und Praxis verbindenGaleriearbeit" wurden seit 2000 vier umfangreiche Projekte durchgeführt, die regelmäßig von Gastkünstler/innen, ­kurator/innen, und ­wissenschaftler/innen begleitet wurden. Dabei fanden die ersten beiden Projektetappen vor der Wiedereröffnung der Galerie statt. Sie präsentierten sich in Dresden und in Berlin. In seinem ersten Projekt (Januar 2000 bis Juli 2000, begleitet von Julie Ault/ Group Material, New York) untersuchte das"/D/O/C/K" die Bedingungen, die Methoden und die Zielsetzungen von selbstorganisierten Kunstorten und künstlerischen Praktiken. Während einer dreitägigen Veranstaltung im Dresdner AHB­Haus wurden Projekte, Initiativen und Kunsträume aus dem jungen Leipziger Kunstfeld präsentiert, die aufgrund ihrer Modellhaftigkeit für unterschiedliche Ansätze künstlerischer Selbstorganisation ausgewählt und vorgestellt wurden. Das zweite Projektbrachte Fragen zu "Selbstpositionierungsstrategien im Kunstfeld" im Rahmen einer Videoproduktion mit dem Berliner Künstler Christian Jankowski zur Aussführung (Oktober 2000 bis April 2001).Martha RoslerDer /D/O/C/K Projektbereich wird geleitet von Prof. Dr. Beatrice von Bismarck und Alexander Koch.