unvereint / vereint (23.10.–20.11.2025)
Im Kontext der Europäischen Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 zeigen Studierende und Absolvent*innen der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (HGB) unter dem Titel „unvereint/vereint“ in Kooperation mit der Technischen Universität Chemnitz eine Ausstellung an drei Orten: in der Universitätsbibliothek, am Omnibusbahnhof und im Chemnitz Open Space. Die künstlerischen Arbeiten nehmen Bezug auf Themen der Kulturhauptstadt und deren Motto „C the Unseen“: die Transformationen seit 1989, deren Folgen für heutige Debatten über gesellschaftlichen Zusammenhalt und politische Radikalisierung, auf „Wir-Identitäten“ und deren Auflösungs-tendenzen sowie auf die Bedeutung zivilgesellschaftlichen Engagements für die Verteidigung der 1989 errungenen Werte. Im Fokus stehen dabei (anti)demokratische Entwicklungen, Grenzen, Formen des Protests und utopisch-spekulative Zukünfte. Die Ausstellung wird von einem Veranstaltungsprogramm begleitet: Podiumsdiskussionen, Vorträge, ein Literarisches Quintett und ein Kurzfilmabend mit Gästen aus Wissenschaft, Kunst und Kultur laden zum Gespräch und Austausch ein.
Die künstlerischen Beiträge befassen sich mit dem kulturellen Erbe im öffentlichen Raum rund um den Marx-Kopf und dem dahinterliegenden Schriftspiegel (Hendrik Heinicke), mit der Reflexion über weibliche Körperbilder zwischen staatlicher Repression und persönlicher Befreiung in der DDR (Jule Würfel) sowie mit der Ostmoderne und Fragen der Mobilität am Zentralen Omnibusbahnhof (Samuel Ellinghoven, Eszter Szöke). Sie thematisieren zugleich die Identitätssuche einer Nachwende-Generation, die in einer globalisierten Welt politischer Extreme und einer neuen Welle der Ostalgie aufwächst (Merlin Rainer), beleuchten die sowohl zu DDR-Zeiten als auch heute relevanten Fragen nach Grenzen, ihren Auswirkungen auf Menschen sowie dem Bedürfnis nach Freiheit (Hana Hazem Arabi, Dayoung Jung) – und untersuchen die Ikonografie politischer Macht und ihrer Gesten (Emanuel Aeneas Megersa, Michael Schlecht). Sie entwerfen utopische und spekulative Zukünfte für eine postsozialistische, lebenswerte Stadt (Asya Volodina, Lukas Reiber) und thematisieren die Verteidigung demokratischer Werte durch Formen öffentlichen Protests sowie Praktiken des sozialen Zusammenhalts (Hendrik Heinicke, Li Huhn).
Die Ausstellung in Chemnitz ist die Fortführung eines Projektes der HGB, das erstmals zum Lichtfest Leipzig 2024 in Erinnerung an die Friedliche Revolution präsentiert wurde. Für Chemnitz entstehen teils neue, ortsspezifische Arbeiten, andere werden an den spezifischen Kontext angepasst und erweitern ihre Bezüge zu den vor Ort verhandelten Themen. An dem von Sven Bergelt, Juliane Jaschnow und Dieter Daniels geleiteten Projekt sind Studierende aus den Fachbereichen Buchkunst/Grafikdesign, Fotografie, Malerei/Grafik und Medienkunst beteiligt.
Das begleitende Veranstaltungsprogramm wird insbesondere von Wissenschaftler*innen der Philosophischen Fakultät sowie der Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften der TU Chemnitz gestaltet. Vorträge, Talks und ein Filmprogramm sollen den Dialog zwischen Künstlerinnen und Künstlern, Forschenden sowie der Chemnitzer Öffentlichkeit fördern. In das Programm eingebettet ist auch eine Sonderveranstaltung des „Literarischen Quintetts“ der TU Chemnitz.
Eröffnung: Do. 23. Oktober 2025, 18:00 Uhr, Universitätsbibliothek Chemnitz, Straße der Nationen 33
19:00 Uhr Rundgang zum Omnibusbahnhof und zum Chemnitz Open Space
Chemnitz Open Space (Brückenstraße 10, 09111 Chemnitz):
24.10.–09.11.2025
Mi.–So. 14:00 – 20:00 Uhr
Universitätsbibliothek Chemnitz (Straße der Nationen 33, 09111 Chemnitz):
24.10.–20.11.2025
Mo.–Mi. 9:00 – 22:00 Uhr
Do.–Sa. 9:00 – 0:00 Uhr
Omnibusbahnhof Chemnitz
24.10. – 20.11.2025
täglich 24/7
Di. 28. Oktober 2025, 19:00 Uhr
IdeenReich, Universitätsbibliothek Chemnitz, Straße der Nationen 33
„Literarisches Quintett” der TU Chemnitz
- Barbara Köhler, „Deutsches Roulette. Gedichte 1984 – 1989“; gelesen von Jule Würfel (Alumna HGB Leipzig)
- Stefan Heym, „Schwarzenberg“; gelesen von Prof. Dr. Bernadette Malinowski (TU Chemnitz)
- Annett Gröschner, Peggy Mädler, Wenke Seemann „Drei ostdeutsche Frauen betrinken sich und gründen den idealen Staat“; gelesen von Prof. Dr. Anja Strobel (TU Chemnitz)
- Juli Zeh, „Unterleuten“; gelesen von Angela Malz (TU Chemnitz)
- Carolin Würfel, „Drei Frauen träumten vom Sozialismus“ (Maxie Wander, Brigitte Reimann, Christa Wolf); gelesen von Prof. Dr. Dieter Daniels (HGB Leipzig)
Chemnitz Open Space, Brückenstraße 10
Podiumsdiskussion: „Ostdeutsche Einstellungen zur Europäischen Union angesichts zunehmender Autokratisierungen” mit Dr. Benjamin Höhne (TU Chemnitz), Dr. Thu Nguyen (Jacques Delors Centres, Berlin)
vsl. Chemnitz Open Space, Brückenstraße 10
Vortrag: „Ostdeutsch, westdeutsch oder doch etwas dazwischen? Aktuelle Entwicklungstendenzen in der Nachwendegeneration“ von Ayla Schaub (TU Chemnitz)
vsl. Chemnitz Open Space, Brückenstraße 10
Vortrag: „Kunst als Gemeinschaffen. Zwischen gelebter Praxis und utopischem Horizont“ von Vera Hofmann (Berlin)
Chemnitz Open Space, Brückenstraße 10
Kino in Bewegung (Kurzfilmabend mit Gespräch)
Sächsische Landeszentrale für politische Bildung Chemnitz, Brückenstraße 10
Podiumsdiskussion: „Vereint und geschieden? Ein soziologisches Gespräch über Zustand und Zukunft der Einheit“ mit Prof. Dr. Susanne Rippl, Dr. Ulf Bohmann, Prof. Dr. Tanja Carstensen (TU Chemnitz)
Ein Projekt der HGB Leipzig in Kooperation mit der Technischen Universität Chemnitz. Unterstützt vom Chemnitz Open Space (initiiert von den Kunstsammlungen Chemnitz), der Kreativachse Chemnitz und der Regionalverkehr Erzgebirge GmbH. Mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.