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1933-1945HGB. Eine Ausstellung des HGB-Archivs (03.06.-26.06.2025)

Die Ausstellung „1933-1945HGB“ unternimmt den Versuch, einen Einblick in die Geschichte der HGB Leipzig (damals Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe) zur Zeit des Nationalsozialismus zu geben.

Forschungen zur Geschichte der HGB treffen auf lückenhafte Überlieferungen. Ein Archiv der Hochschule wurde nicht kontinuierlich geführt. Vor allem in politischen Umbruchzeiten kam es zur willkürlichen und bewussten Vernichtung von Unterlagen sowie zum fahrlässigen Umgang damit. Besonders fragmentarisch sind die Dokumente aus der Zeit zwischen 1933 und 1945. Zur Rekonstruktion der Ereignisse muss daher auf zahlreiche Sekundärquellen zurückgegriffen werden. So bilden Recherchen im Archiv und der Bibliothek der HGB, den Staatsarchiven in Leipzig und Dresden, im digitalen Bestand des Leo Baeck Instituts New York sowie die Sichtung aktueller Themenliteratur die Basis für das Material der Ausstellung. Exzerpte und Reproduktionen aus Dokumenten, Archivbeständen und Zeitschriften sollen in chronologischer Abfolge einen Einblick in dieses Kapitel der Institutionsgeschichte geben.

Wichtige Information lassen sich auch aus biografische Ausführungen zu ehemaligen Lehrenden der Hochschule ziehen: Der Illustrator Hugo Steiner-Prag, Künstlerischer Leiter des Propyläen-Verlags, Präsident der Internationalen Buchausstellung (1919-1927) hatte seit 1910 eine Professur an der Akademie inne. Er wurde auf Grund seiner jüdischen Herkunft sofort 1933 entlassen. Auch der Maler und Grafiker Willi Geiger verlor 1933 sein Lehramt an der Hochschule. Durch das Dresdner Ministerium wurde 1934 mit Walter Gasch ein aktives NSDAP-Mitglied zum stellvertretenden Direktor berufen. 1937 mussten Hans-Alexander Müller, Lehrer der Holzschnittklasse, und der Grafiker und Illustrator Dr. Hellmuth Weissenborn die Akademie verlassen. Beide waren mit Jüdinnen verheiratet. Eine wichtige Quelle zur Zeit zwischen 1940 und 1944 bildet die vom NS-Studierendenbund herausgegebene Zeitschrift „Wächterstraße 11“ mit Veröffentlichungen von Soldatenbriefen und Berichten aus dem Akademiealltag. Einzige Neugründung in jener Zeit war 1940 das Institut für Farbenfotografie, dessen Leiter mit Studentinnen an der Erfassung von Denkmalen im Rahmen des „Führerauftrags Monumentalmalerei“ beteiligt war. Eine lückenlose Darstellung der Geschehnisse ist mit dem gegenwärtigen Wissenstand nicht möglich, Leerstellen werden in der Ausstellung aufgezeigt. Vorgestellt werden auch Projekte und Veröffentlichungen der Hochschule, die sich in jüngerer Zeit mit dem Nationalsozialismus und seinen Auswirkungen auseinandersetzen. Die Präsentation will zur weiteren gemeinsamen Forschung einladen.

Mit dem Filmessay „Dürers Erben“ von Lutz Dammbeck aus dem Jahr 1996 wird in der Ausstellung auf der oberen Etage der HGB-Galerie eine Brücke geschlagen zur frühen DDR-Zeit und der Verbindung zwischen Kunst und Ideologie.

Im Herbst 2025 wird das HGB-Magazine #3 als ein Ergebnis des HGB-Seminars zu rechten Kontinuitäten von 2021 bis 2023 erscheinen. Das Seminar wurde von Julia Blume, Nanne Buurman und Julia Kurz, die auch das Redaktionsteam für dieses Themenmagazin bildeten, durchgeführt.

Berichterstattung zur Ausstellung

Kreuzer Leipzig, 6. Juni 2025
Von Apfelsinen, Blumen und Hakenkreuzen

Leipziger Volkszeitung, 3. Juni 2025 
Hochschule zu Nazi-Zeiten: Leipziger HGB öffnet ihr Archiv in neuer Ausstellung

Deutschlandfunk Kultur heute, 3. Juni 2025
Julia Blume über die NS-Geschichte d. Hochschule für Grafik u. Buchkunst Leipzig

MDR Kultur, 3. Juni 2025
Wie sich die HGB von den Nazis vereinnahmen ließ

Mephisto, Radio für Kopfhörer, 3. Juni 2025
Ab ca. Min. 24:30

Sachsenfernsehen, 4. Juni 2025
Ab Min. 1:49