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Partizan★ke Art (09.04.–17.05.2025)

Aesthetics and Practices of Women's Resistance in Yugoslavia und Carinthia
Die Kunst des weiblichen Widerstands in Jugoslawien und Kärnten
Umetnost ženskega odpora v Jugoslaviji in na Koroškem
Umjetnost ženskoga otpora u Jugoslaviji i u Koruškoj

Der Widerstand von Frauen in den von Nazi-Deutschland besetzten Gebieten Ost- und Südosteuropas ist in Deutschland und Österreich kaum ein Thema. Das gilt umso mehr für den Widerstand in Jugoslawien, das seit dem Zerfall des Staates mehr und mehr aus dem europäischen Gedächtnis verschwindet. Aber gerade hier gab es eine landesweite Widerstandsbewegung, die sich gegen rassistische und ausbeuterische Gewalt mit Erfolg wehrte und das Land von der Okkupation befreite. An dieser Befreiungsbewegung waren ungewöhnlich viele Frauen beteiligt, die sich sowohl helfend, mit der Waffe als auch künstlerisch am Kampf beteiligten. Daher legt die künstlerisch-wissenschaftliche Ausstellung Partizanke Art den Fokus auf den bis heute wenig sichtbaren weiblichen Widerstand gegen die deutsche Besatzungsgewalt und die Achsenmächte im Jugoslawien und Kärnten/Koroška.

Hinter dem Begriff „Partisan*innenkunst“ versteckt sich ein faszinierendes Phänomen, das in der Kunstproduktion seinesgleichen sucht: darunter verstehen wir Kunst als Widerstand bzw. Kultur als subversive Praxis von jugoslawischen und Kärntner-slowenischen Partisan*innen. Die Akteur*innen des Widerstands waren zum einen Teil der Kunst-Avantgarde, zum anderen Bäuer*innen, die sich in traditionellen Formen der Volkskunst ausdrückten. Die subversive Kultur, die sie schufen, das heißt Literatur, Bildende Kunst, Film, Fotografie, Comic, Textilien, Grafik, Theater, Tanz und Denkmalarchitektur, wird im Rahmen der Ausstellung Partizanke Art ab April 2025 als Teil einer europäischen Widerstandsgeschichte in der HGB Galerie gezeigt und von einem Rahmenprogramm flankiert (s.u.).

Der geschlechtertheoretische Zugang ermöglicht es, den emanzipatorischen Gehalt des Widerstands und seine Ambivalenzen deutlich zu machen. Die Kunst des Widerstands wird durch einen Fokus auf die Partisaninnen und Künstlerinnen Mira Aleckovic, Magda Bošan Simin, Greta Cace, Lela Cermak, Vera Crvencanin, Vera Obrenovic Delibašic, Lujo Davico, Cvijeta Job, Ina Jun-Broda, Elvira Kohn, Helena Kuchar, Hanna Levy-Hass, Mitra Mitrovic, Marta Paulin (Brina), Jara Ribnikar, Mira Sanjina, Stella Skopal in den Blick gerückt. Fokussiert wird in der Ausstellung auch die Frage, wie diese subversiven Kunstpraxen nach dem Krieg in zeitgenössischen Kunstpositionen wieder aufgegriffen, fortgeführt und weitergedacht wurden – bis heute.

Das Ausstellungsprojekt versteht sich als Beitrag zur Debatte um eine Neuausrichtung europäischer Erinnerungskultur, die zum einen die Diversität in Erinnerungsdiskursen stärken und zum anderen bestehende Wahrnehmungslücken schließen möchte. Darum ist das Projekt als ein langfristiger Prozess aufgesetzt. Eine Version der Ausstellung war im Januar 2025 an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg zu sehen. Die für die Galerie der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig neu konzipierte Ausstellung wird im Anschluss in Berlin, München, Klagenfurt/Celovec und Wien gezeigt. Weitere Stationen der Ausstellung sind im ehemals jugoslawischen Raum geplant.

Rahmenprogramm (Download):

09.04. Eröffnung & drinks

24.04. Angelika Waniek & Inga Martel: „aufmerken, sich wieder verbinden“
In Kooperation mit dem IDEAL artspace | Perfomance im Innenhof 17 Uhr

24.04. Ljubavni slucaj ili tragedija sluzbenice P.T.T
Film-Screening 19 Uhr

25.04. Julia Blume: „Wächterstraße 11 – Eine Zeitschrift des Nationalsozialistischen Studierendenbundes der Akademie für Graphische Künste und Buchgewerbe 1940-1945. Ein Einblick in die Geschichte der HGB Leipzig“
Präsentation + Gespräch 18 Uhr

30.04. Katharina Pressl / Daniel Gönitzer: „Nullpunkte der Gewalt“
Lesung + Gespräch 18 Uhr

08.05. Ko to pamo peva?
Film-Screening 19 Uhr

09.05. Oliver Neef: „Zwangsarbeit und Widerstand in Leipzig. Biografien ehemaliger Zwangsarbeiter:innen“ 

10.05. Museumsnacht Halle & Leipzig: Ausstellung geöffnet 18-24 Uhr | Führungen: 19 + 21 Uhr

15.05. The Other Line
Film-Screening 19 Uhr

Projektleitung und -koordination: Brigita Malenica und Elena Messner

Kuratiert von: Carla Maruscha Fellenz, Sabina Ferhadbegovic, Cosmo Großbach, Goran Lazicic, Elena Messner, Brigita Malenica, Julia Stolba

Künstlerische Positionen: Fritzi Bosch, Carla Maruscha Fellenz, Cosmo Großbach, Kassandra, Lea Petry, Merlin Rainer (Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig), Markus Gönitzer (Muzej in spominski kraj pri Peršmanu/Museum und Gedenkstätte Peršmanhof), Zoe Gudovic (Künstlerin und Performerin), Leja Jurišic (Tänzerin, Choreografin, Ljubljana), Bara Kolenc (Philosophische Fakultät Ljubljana), Davor Konjikušic (freier Künstler), Dana Rausch (freie Künstlerin), Julia Stolba (Hochschule für Bildende Kunst Hamburg)

Wissenschaftliche Videoessay: Stanislava Barac (Institut für Literatur und Kunst, Belgrad), Sabina Ferhadbegovic (Friedrich-Schiller-Universität Jena), Lea Furbach (Universität Kassel), Daniel Gönitzer (Universität Wien), Ana Hoffner (Künstlerin, Kuratorin), Jakob Holzer (Technische Universität Wien), Katja Kobolt (Slowenische Akademie der Wissenschaften und Künste), Goran Lazicic (Universität Graz), Brigita Malenica (Freie Kuratorin), Tijana Matijevic (Institut für Philosophie und Sozialtheorie, Belgrad), Elena Messner (Universität Wien), Aleksandra Momcilovic (Museum Jugoslawiens, Belgrad), Ana Rajkovic Pejic (Kroatisches Institut für Geschichte), Ljubinka Škodric (Institut für Zeitgeschichte, Belgrad), Nora Sternfeld (Hochschule für Bildende Kunst Hamburg), Katarzyna Taczynska (Institut für Slawistik, Polnische Akademie der Wissenschaften), Zlatan Tunjic (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg), Dubravka Zima (Fakultät für Kroatische Studien, Zagreb)

Texte: Sabina Ferhadbegovic, Goran Lazicic, Brigita Malenica, Elena Messner

Grafikdesign: Fritzi Bosch, Carla Maruscha Fellenz

Videoproduktion: Elena Messner, Julia Stolba

Wissenschaftliche Begleitung: Ana Adamovic (Akademie der Bildenden Künste, Wien), Cristina Beretta (Alpen-Adria Universität Klagenfurt/Celovec), Hana Curak (Institut für Europäische Ethnologie, Berlin), Gal Kirn (Philosophische Fakultät der Universität Ljubljana), Jelena Petrovic (Central European University, Wien), Tatjana Rosic Ilic (Fakultät für Medien und Kommunikation, Belgrad)

Partner*innen:
Hochschule für Grafik und Buchkunst / Academy of Fine Arts Leipzig
HFBK / wartenau arteducation, der Universität Wien 
Institut für Slawistik der Alpen-Adria Universität Klagenfurt/Celovec 
FWF – Der Österreichische Wissenschaftsfonds
WerkStattmuseum/delavnicaMuzej
kärnten.museum
Društvo/Verein Peršman
ZKP- Zveza koroških partizanov in prijateljev protifašisticnega odpora, Muzej Jugoslavije, Muzej II zasjedanja AVNOJ-a

In Kooperation mit Elena Messners Forschungsprojekt “(Post-)Yugoslav feminist periodicals and their global cultural and literary context, University of Vienna (FWF)”