Kulturen des Kuratorischen: Unter einem Himmel – Von Mustern und anderen Wesen (25.04.-03.11.2024)
Am 3. November findet die Finissage der Ausstellungsintervention "Unter einem Himmel - Von Mustern und anderern Wesen" statt. In zwei Workshops haben Gäste und Teilnehmende des Kurses "Kulturen des Kuratorischen" die Möglichkeit, gemeinsam an einem Projekt zu arbeiten.
Programm für die Finissage:
15:00 -16:00 Uhr
„Common Unity in Displacement“, Workshop mit dem Künstler Qusay Awad
16:00 - 17:45 Uhr
Spiel-Session „Playful Beings // Spielerische Wesen“ mit dem Künstler Ehab Assadi
Die Teilnehmenden des Masterprogramms Kulturen des Kuratorischen der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig wurden vom Museum für Völkerkunde Dresden zu einer Intervention innerhalb der Dauerpräsentation "Dialog unter Gästen" im Damaskuszimmer eingeladen.
Das Damaskuszimmer als heutiges Ausstellungsobjekt wird als Träger sichtbarer und unsichtbarer Spuren von Geschichte(n) thematisiert. Die offensichtlichen Muster, wie die kunstvollen Ornamente der bemalten Innenwände, wurden zum Ausgangspunkt genommen, um sich den impliziten Mustern zu widmen, die sich abzeichnen: die des Zeigens, Deutens und Vermittelns. Diesen Mustern nachspürend, entwickelten die Teilnehmenden eine Intervention, in der zeitgenössische künstlerische Positionen Architekturen, Infrastrukturen, Orte thematisieren und Gespräche um Erinnerung und Identität beginnen. Die Intervention möchte bestehende Muster durchbrechen, innehalten und neue Wege im Denken, Deuten und (darüber) Sprechen einschlagen. So eröffnen bereits die am Eingang verteilten Instruktionen verschiedene und persönliche Wahrnehmungsweisen für einen Besuch des Damaskuszimmers.
Die intervenierenden, installativen Arbeiten in der Ausstellung verändern den Blick auf das Vorhandene und nehmen Architekturen, Infrastrukturen und die Frage von Erinnerung und Identität(en) in den Blick.
Die Klanginstallation von Fronte Violeta & Martha Kiss Perrone im Treppenhaus zieht schon beim Betreten des Raumes die Aufmerksamkeit auf sich. Die Künstlerinnen arbeiten mit dem Klang als einer immateriellen Infrastruktur, die auf Wiederholungen und Mustern basiert. Neben einer Reihe bereits vorhandener Fotoporträts wird das Video des Haneen Choir, eines syrischen Frauenkollektivs, das am Internationalen Feministischen Kampftag gemeinsam singt, auf eine Weise in Szene gesetzt, dass Resonanz entsteht und mehrere Perspektiven auf die syrische Lebenswirklichkeit möglich werden.
Qusay Awad interagiert durch seine Installation mit dem Raum. Er schafft multisensorische narrative Erfahrungen und entdeckt Themen wie Erinnerung, Identität und Verdrängung. Seine Intervention versteht sich als Arbeit-im-Prozess und wird im Laufe der Zeit entwickelt. Ein weiterer Teil seiner Intervention wird Ende Mai Teil der Ausstellung werden.
Esraa Dayrwan liest Passagen der Damaszener Autorin Ghada Al Samman, die über die Befreiungskämpfe der Frauen reflektieren, und stellt Bilder von Künstlern und Schriftstellern denen von anonymen Frauen gegenüber. Die Videodokumentation eines Performance-Rituals von Nagham Hammoush konzentriert sich auf die mesopotamische Gottheit der Liebe, des Krieges und der Fruchtbarkeit – Ishtar.
Ossama Shalgheen präsentiert eine queere Herangehensweise an eine weibliche Sozialnorm aus Südostasien und bietet eine neue Perspektive auf die traditionelle Auffassung von Geschlechterrollen.
In der Videoarbeit von Zina Dayoub – einem abstrakten Auszug aus ihren Tagträumen – kristallisieren sich körperliche Beziehungen zu Raum und Gedächtnis heraus.
Vertreibung und Prekarität sind auch die Schlüsselthemen der Installation von KIM/ILLI, die bewusst in den Vitrinen des ethnographischen Museums platziert ist. Ihre Position, die sich mit der Ausbeutung von Arbeitskräften, Bürokratie und dem undokumentierten Status von Menschen befasst, kann als Vorschlag gelesen werden, den Macher*innen der Holztafeln des Damaskuszimmers Namen zu geben und ihren anonymen Status zu hinterfragen.
„International Cloud Archive Vol. 1” von Mirjam Kroker fängt die flüchtigen Muster des Himmels ein. Kroker archiviert flüchtige Wolken, ohne ein traditionelles Klassifizierungssystem zu verwenden und Krokers Arbeit „Where does hospitality take place?” schlägt vor, Gastfreundschaft im aktuellen Kontext der Polykrise neu zu verhandeln: Kann der Himmel, gedacht als grenzenloses gemeinsames Ganzes, neue Impulse ins Museum bringen? Und welche Wesen, also mitwirkende Kräfte wie Menschen und Dinge, gilt es dafür zu berücksichtigen?