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paradoks 2023: UNEARTH

Foto eines in Flammen stehenden Hügels

paradoks 2023: UNEARTH
05.–22.10.2023

Eröffnung
05.10. 18:30 Uhr in der HGB Galerie,
20:00 Uhr im KV — Verein für Zeitgenössische Kunst Leipzig

Die Videokunst-Ausstellung paradoks verortet sich an der Schnittstelle von bildender Kunst und Be­wegtbild und widmet sich dokumentarischen Formaten jenseits des Kinosaals.

Die dritte Ausgabe von paradoks fragt vom 5. bis 22. Oktober 2023 unter dem Titel UNEARTH nach der Beschaffenheit des kulturellen Ge­dächtnisses im Anthropozän. Welche Mythen, Utopien, Rituale und Erzählungen prägen unsere Vorstellung vom Naturraum, der Tierwelt und dem Anthropozän – dieser geochronologischen Epoche, in der der Mensch maßgebli­chen Einfluss auf das Geschehen in den planetaren Atmo- und Biosphären nimmt? Wie wird Vergangenes durch die vom Menschen veränderten Land­schaften erinnert? Welche Mahnungen enthalten von der Natur überwucherte Ruinen und Arte­fakte?

Im Zentrum ste­hen vier Mehrkanal-Arbeiten, die an den Rändern des Dokumentarischen operieren und über zwei Wochen lang in der Galerie der Hochschule für Grafik und Buchkunst sowie im KV — Verein für Zeitgenössische Kunst Leipzig in der Kolonnadenstraße zu sehen sind.

In der HGB Galerie treten Nick Teplovs THE COMMUNE und DE ANIMA von Clara Jo in Dialog miteinan­der und reflektieren anhand von Landschaften, ihren tierischen Bewohnern und menschlichen Hinter­lassenschaften auf globaler Ebene die Verwobenheit von Ökosystemen mit sozialen Faktoren wie Race, Gender und den Ausprägungen (neo)kolonialer Machtverhältnisse.

Nick Teplov stellt mit THE COMMUNE die Ruine einer sowjetischen Pelztierfarm ins Zentrum seiner Zweikanal-Installation. Die Überreste der verlassenen Farm werden zu Projektionsflächen, die in ihrer Architektur und Konstruktion Straflagern ähneln. Durch die Verwendung von Archivmaterial aus einem stalinistischen Propaganda-Film begibt sich Teplov auf die Suche nach den Rissen innerhalb der kollektivistischen, sozialistischen Utopie. Clara Jo beleuchtet in DE ANIMA die poröse Membran zwischen Mensch, Tier und Landschaft, die in Zeiten globaler Vernetzung zur hochriskanten Schnittstelle mutieren kann. In Myanmar begleitete sie 2018 Wildtierärzt:innen bei der Suche nach potenziell für den Menschen gefährlichen Coronavirus-Stämmen bei Fledermäusen. Dabei treffen mit den in der HGB Galerie ausgestellten Arbeiten unterschiedli­che Zeitebenen aufeinander: Während die Ruinen der Farm zunehmend über­wuchern und als totalitäres Mahnmal verschwinden, wirken die Biolog:innen mit ihren Untersuchungen in Fledermaushöhlen im Jahr 2018 wie Vorboten der bevorstehenden Pande­mie.

MORI von Su Yu Hsin und TROPICAL STORY des Kollektivs ikkibawiKrrr loten im KV ebenfalls miteinander verwobene Dimensionen des Natur-Mensch-Verhältnisses aus. In ihnen stehen performte Rituale, Artefakte und Erinnerungsräume im Mittelpunkt, die sich wiederholen, verändern oder physisch in die Landschaft einschreiben. Die Natur dient dabei als Quelle von Wissen und Inspi­ration für das Erzählen von Geschichte(n).

Künstler*innen-Gespräche und ein umfangreiches Rahmenprogramm ergänzen die Installationen.

Zusammen mit der Cinémathèque Leipzig präsentiert paradoks an zwei Abenden Kurzfilme und Performances. Unter dem Titel LANDSCAPE werden dabei künstlerische Positionen verhandelt, in denen die Landschaft zugleich Hintergrund und Vordergrund ist, Objekt der menschlichen Beobachtung und Subjekt, das den Beobachtungshorizont vorgibt. SEASCAPE wiederum versammelt Arbeiten, die entlang der Wasserkante verlaufende politische und historische Konflikte in den Blick nehmen sowie Techniken emotionaler und mythischer Bedeutungsproduktion untersuchen, in deren Zentrum das Meer steht. Naomi Hennig, Julia Mensch und Vanja Smiljani? ergänzen die Kurzfilmprogramme mit performativen Interventionen.

In der Sektion pa­rasound, die sich den akustischen Möglichkeiten dokumentarischer Formen widmet, wird Jacob Kirke­gaard im UT Connewitz die Klangwelten zweier seiner Arbeiten live performen. Im Fokus stehen dabei die sonaren Landschaften des Krieges und die umweltverändernde Kraft des atomaren Super-GAUs von Tschernobyl.

In Zusammenarbeit mit dem WRO Art Center (Wroc?aw, Polen) zeigen wir im .mpeg auf der Lützner Straße eine Videoarbeit von Emanuel Gollob über Robotik, K.I. und die Ambivalenz der Fortbewegung.

paradoks ist ein Projekt der Filmischen Initiative Leipzig (FILZ) und von GEGENkino. In Kooperation mit der HGB Galerie, dem KV — Verein für Zeitgenössische Kunst Leipzig e.V., der Cinémathèque Leipzig, dem UT Connewitz und dem WRO Art Center.

Gefördert durch das Kulturamt der Stadt Leipzig und der Kulturstiftung des Freistaats Sachsen. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.