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Augustusplatz | Max Klinger | Entwürfe und Modelle

Entwürfe und Modelle

Von der Idee zu den ersten Modellen

Der Geistesfunke zu einer Beethoven-Skulptur entzündete sich bei Max Klinger in Paris. Er selbst schrieb darüber in einem Brief:

"Der Beethoven entstand genau so in allen Details wie er jetzt ist, nur in anderen Proportionen und anderen Material bereits 1885 in Paris und der dort fast ganz fertig gemachte und gemalte (stramm farbige) Entwurf wurde 1887 oder 1888 auf der Berliner großen Kunstausstellung refusiert. Zu dieser Zeit existierte der Victor Hugo und der Denker von Rodin noch gar nicht. Die Idee kam mir eines schönen Abends in Paris am Klavier, und so farbig bestimmt und deutlich, wie nur ganz wenige Sachen: die Haltung, die Faust, das rote Gewand, der Adler, der Sessel, die Falten - sogar die Goldlehnen."

Vor der eigentlichen Arbeit an diesem Bildwerk fertigte er 1885/86 einen Plasteline-Entwurf, den Gipsabguss einer anderen Version und ein farbig gefasstes Gipsmodell. Letzteres Modell war aus bemaltem und vergoldeten Gips gefertigt, wobei Gesicht und Hände getönt waren.

Materialsuche

In Paris wurden die hauptsächlichen Arbeiten am Modell ausgeführt. Hier entstand auch der Entwurf zum Thron mit den Engelköpfen. Der Verkauf der "Salome" ermöglichte ihm, eigens nach Griechenland zu reisen, um von April bis Juni 1894 Marmor für den "Beethoven" auszusuchen. Im selben Jahr hatte Klinger Maß am Beethoven-Torso genommen. 1897 entstanden Gewandstudien und Klinger begann die Arbeit am Thron. Im September des Jahres besorgte er in Laas (Tirol) den Stein für das Gewand. Ende 1898 war das Modell abgegossen und in Marmor übertragen worden. Anfang 1899 wurde Klinger auf der Suche nach Marmorblöcken für den Sockel und den Adler in den Pyrenäen fündig.

Beethoven-Skulptur Der Beethoven-Kopf

1812 hatte der Wiener Bildhauer Franz Klein eine Gesichtsmaske Beethovens abgenommen. Mit Hilfe dieser Maske konnte Klinger den Kopf des Komponisten formen.

Letzte Vorbereitungen vor dem Guss

Mitte 1900 wurde der Gips für den Thron in die Gießerei von Pierre Bingen gebracht. Ein halbes Jahr arbeitete Klinger am Wachsabguss und noch ein Jahr am Formmantel für den Guss in verlorener Form. Zum Gussverfahren im Allgemeinen schrieb seine Lebensgefährtin Elsa Asenijeff in einer von ihr veröffentlichten Studie von 1902 zum Beethoven:

"Der Guss durch verlorene Form (die echte Cire-perdue) bringt das ganze Modell des Künstlers, ohne Zerstückelung in einzelne Teile, sofort als Ganzes, indem das vollständige Wachsmodell ausgeschmolzen und in den dadurch freigewordenen Hohlraum die flüssige Bronze eingelassen wird."

Nebenbei arbeitete er am Torso weiter, und stellte die Steinintarsien für den Engelsfries fertig. Die Engelköpfchen, zuerst nach Wachsmodellen in Bronze gegossen, wurden von dem Schnitzer Roussel in Paris in Elfenbein ausgeführt. Der mittlere ist nach einem Kinderbildnis Elsa Asenijeff gefertigt, während für die anderen Köpfe die Schwestern Schmidt Modell saßen.

Die Fertigstellung

In der Nacht vom 2. zum 3.12.1901 fand der Guss des Bronzethrons in der Gießerei Bingen statt. Im Februar 1902 fügte Klinger die Skulptur zusammen. Jedoch entfernte er die unter dem Thron eingemeißelten Worte aus Goethes "Faust. Teil II": "Der Einsamkeit tiefste schauend unter meinem Fuß". Am 15.3.1902 stellte Klinger die Skulptur fertig. Bevor sie nach Wien zur 14. Wiener Secessions-Ausstellung gebracht wurde, konnte die Beethoven-Skulptur für einige Tage in Klingers Atelier in Leipzig besichtigt werden.


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