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TEXTILES OPEN LETTER

Datum: 29. Juni 2012
Ort: Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig / Studio International / Galerie
19.00 bis 20.00 Uhr: Lecture-Performance „harmless entrepreneurs“ (2011) von Judith Raum
20.00 – 21.00 Uhr: Seth Siegelaub im Gespräch mit Rike Frank und Grant Watson

Haben Textilien als eine der ältesten Kulturtechniken immer schon eine wichtige, bisher gleichwohl oft unterbewertete Rolle in der Kunst gespielt, lässt sich seit geraumer Zeit ein vermehrtes Interesse am Textilen in der zeitgenössischen Kunst beobachten. Woher rührt diese Affinität? Und welche Themen werden über das Textile verhandelt?

TEXTILES: OPEN LETTER widmet sich in einer Reihe von Gesprächen, Ausstellungen, Seminaren und Präsentationen dem Textilen in der zeitgenössischen Kunst und stellt die Frage nach dessen aktueller Bedeutung als Material, Medium, Technik und Metapher. In der ersten Veranstaltung in Leipzig wird Seth Siegelaub als einer der bekanntesten Kuratoren für Konzeptkunst über seinen Zugang zu Textilien und das von ihm gegründete Center for Social Research on Old Textiles (Amsterdam) sprechen, dessen spezifischer Fokus auf Büchern über Textilien liegt. In ihrer Lecture-Performance „harmless entrepreneurs“ (2011) geht Judith Raum anhand der Geschichte der Bagdadbahn, in die u. a. die Deutsche Bank als Finanzier involviert war, auf die Auswirkungen der deutschen Finanzpolitik, auf die kulturellen Beziehungen zwischen deutschem und osmanischem Reich sowie die damit einhergehende Expansion des Textilhandels ein und übersetzt diese in eine Auseinandersetzung mit Malerei, materiellen und performativen Strukturen.

Seth Siegelaub (*1941, Bronx, New York) war bereits als Klempner, Kunsthändler, Verleger und unabhängiger Ausstellungsmacher tätig. Seine Forschung ebenso wie seine kuratorischen Projekte sind stark von einer politischen Haltung geprägt. Als Förderer und Kurator einer frühen Konzeptkunst der 1960er und 1970er Jahre arbeitete er mit Künstlern wie Carl Andre, Robert Barry, Douglas Huebler, Joseph Kosuth und Lawrence Weiner zusammen und entwickelte wegweisende Formate für Ausstellungen und Publikationen, die bis heute zu den wichtigsten einer jüngeren Ausstellungsgeschichte zählen. 1972 zog Siegelaub nach Paris, wo er das International Mass Media Research Center gründete und linke, kritische Schriften herausgab. Parallel begann er bereits in den frühen 1980er Jahren, Textilien und insbesondere Textilbücher zu sammeln und gründete zur weiteren Erforschung des Textilen 1986 das Center for Social Research on Old Textiles in Amsterdam. 1997 erschien die von ihm zusammengestellte und herausgegebene Bibliographica Textilia Historiae, die erste bibliographische Sammlung zur Geschichte der Textilien, die online mittlerweile über 9.000 Einträge verzeichnet. 2012 wurde seine Sammlung erstmals bei Raven Row in London ausgestellt. 

Judith Raum (*1977) studierte Freie Kunst, Philosophie, Kunstgeschichte und Psychoanalyse in Frankfurt/Main und New York. In ihrer Arbeit verbindet sich die Herstellung von Objekten und Bildern mit historisch spezifischen Recherchen, die zu lecture performances, Installationen und Filmen arrangiert werden.   Sie schreibt regelmäßig Texte für eigene Publikationen und für Kunstmagazine und unterrichtete u. a. an der Universität der Künste Berlin, wo sie derzeit Stipendiatin der Graduiertenschule für die Künste und die Wissenschaften ist. Ausstellungen umfassen Kunstverein Langenhagen, Kunstpavillon Innsbruck (2012), The Return Dublin, uqbar Berlin (2011), Ludlow 38 New York City, depo Istanbul (2010), The 11th Istanbul Biennale parallel events (2009), Frankfurter Kunstverein, platform Garanti Istanbul (2008), Samsa Berlin (2007), Bunkier Sztuki Krakau (2006) und Kunstmuseum Bonn (2005).

TEXTILES: OPEN LETTER ist ein zweijähriges Forschungs- und Ausstellungsvorhaben (2012-2013) von Rike Frank (Leipzig) und Grant Watson (London) in Kooperation mit Sabeth Buchmann (Wien) und Leire Vergara (Bilbao). In Zusammenarbeit mit der Allianz Kulturstiftung und gefördert durch Kulturstiftung des Freistaates Sachsen.