H
G
B

Nasreen Mohamedi: Notes Reflections on Indian Modernism

Kuratiert von Suman Gopinath und Grant Watson

Eröffnung: Montag, 10. Januar 2011, 19.00 Uhr
Dauer: 11. Januar bis 29. Januar 2011
Ort: Galerie der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (HGB)

Nasreen Mohamedi: Notes ist eine der ersten umfassenden Einzelausstellungen der indischen Künstlerin, die mit ihren Werken bereits auf der documenta 12 vertreten war. Die Ausstellung in der Galerie der HGB ist die einzige deutsche Station der von Suman Gopinath und Grant Watson ursprünglich für das Office for Contemporary Art Norway zusammengestellten Ausstellung. Die Präsentation in Leipzig wird durch eine Reihe von Vorträgen und Führungen erweitert, in denen zeitgenössische KünstlerInnen über ihren Bezug zu Modernismus, zu Fragen kultureller Übersetzung oder ihre eigenen Recherchen in Indien sprechen werden. Den Auftakt bildet der österreichische Künstler Florian Pumhösl.

Nasreen Mohamedi (1937–1990) zählt zu den bedeutendsten indischen KünstlerInnen ihrer Generation. Ihre Arbeiten von den frühen 1960er bis späten 1980er Jahren – vornehmlich Zeichnungen, Fotografien und Malerei – bilden heute ein Schlüsselwerk innerhalb eines modernistischen Kanons und Diskurses. Ihr eigenes Schaffen ist beeinflusst von indischen KünstlerInnen einer frühen Abstraktion wie V.S. Gaitonde, zeigt aber auch Parallelen zu den Papierarbeiten von Agnes Martin oder Kasimir Malewitsch und dem suprematistischen Aufruf zu utopischer Abstraktion.

Mohamedi wurde 1937 in Karachi geboren (früher Indien, heute Pakistan), bevor sie im Alter von 7 Jahren mit ihrer Familie nach Mumbai zog. 1954 reiste sie zum Studium an der Saint Martin’s School of Art nach London (1954–57) und nach Paris, wo sie ein Stipendium der französischen Regierung erhielt. Nach ausgiebigen Reisen in den 1960ern kehrte Mohamedi wieder nach Indien zurück, zog nach Baroda und wurde dort 1972 Lehrerin an der renommierten Kunst-Fakultät der M S University. 

In Baroda entstand, was heute als klassische Arbeit Mohamedis angesehen wird: kleinformatige, abstrakte geometrische Zeichnungen mit Tinte und Feder. Während diese Zeichnungen von den 1970ern an kompromisslos eine Reduktion und Abstraktion verfolgen, weisen sie zugleich Spuren ihres spezifischen Entstehungszusammenhangs auf. Diese Bezüge zum eigenen kulturellen Umfeld und dessen Zeit werden in den Fotografien explizit: Diese dokumentieren Landschaften und die Architektur eines indischen Subkontinents – in gleichem Maße modernistisch wie einer islamischen Tradition verhaftet. Mohamedi fotografierte während ihrer gesamten künstlerischen Karriere und setzte die Fotografie als visuelle Notiz zur Dokumentation ein, sodass diese heute eine wichtige Rolle innerhalb ihres oeuvres einnehmen.

Die Ausstellung Nasreen Mohamedi: Notes zeigt neben einer großen Auswahl an Zeichnungen, Fotografien und Malerei auch Archivmaterial aus Nasreen Mohamedis Studio: Die Einladungskarten, Kalender, Zeitungsausschnitte, Skizzen und Notizen geben einen Einblick in den Arbeitsprozess und in eine Sprache, die ebenso visuell wie konzeptuell verankert ist.

Nasreen Mohamedi: Notes wird von Suman Gopinath und Grant Watson kuratiert und vom Office for Contemporary Art Norway initiiert. Die Ausstellung in Leipzig wird vom Office for Contemporary Art Norway in Zusammenarbeit mit der Galerie der HGB organisiert.

Ausstellungsarchitektur: Etienne Descloux PE-P
Grafische Gestaltung: Paul Bowler

Mit Unterstützung von ERCO Leuchten GmbH und des Goethe-Institut Dehli.

Biografien

Suman Gopinath ist Kuratorin sowie Gründerin und Direktorin von CoLab Art & Architecture in Bangalore, Indien. Grant Watson ist Chefkurator und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institute of International Visual Arts (Invia), London. Seit 1999 arbeiten Gopinath und Watson gemeinsam an Ausstellungen über moderne und zeitgenössische Kunst aus Indien. 

Vortrag von Florian Pumhösl am 11.01.2011, 20.30 Uhr:

In seinem Vortrag wird Florian Pumhösl über Arbeiten der letzten Jahre sprechen. Der Fokus seiner Präsentation wird auf die Rolle gerichtet sein, die Abstraktion darin zukommt. 

Florian Pumhösl (*1971, Wien) entwickelt in seinen Arbeiten neue Beziehungssysteme, die auf der Auseinandersetzung mit historischen Avantgarden sowie malerischer und architektonischer Themen beruhen. Seine 16mm Filme und Animationen greifen Motive und Techniken eines frühen wissenschaftlichen und abstrakten Experimentalfilms auf, um grundsätzliche Überlegungen zum kinematografischen Apparat und seiner Wirkungsweise anzustellen. In den von ihm konzipierten Ausstellungen stehen die Filme und minimalistischen Glasmalereien gleichberechtigt neben historischem Material. Pumhösl lenkt dabei sein Interesse auf Strategien der Appropriation, des Zitats und der Montage, sowie auf die Untersuchung Europäischer, Russischer und Japanischer Kunst- und Architekturavantgarden als ästhetisches Äquivalent der Mechanisierung industrieller Produktion und der Rationalisierung des Alltags.