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Werner Tübke | Die Fünf Kontinente | Zuordnung zum Gesamtwerk

Weichenstellungen und künstlerische Charakteristiken

Clausthal-Zellerfeld-Altar Werner Tübke gelang mit der Ausführung des Auftrags der "Fünf Kontinente" der künstlerische Durchbruch, sowohl regional als auch überregional. In diesem Werk manifestiert sich die "Entscheidung für eine erbeorientierte Entwicklung" (Günther Meißner). D. h. hier steht endgültig das Bekenntnis zur künstlerischen Anknüpfung an eine detailgenaue figürliche Formensprache, wie sie noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, dem Beginn der klassischen Moderne, von einzelnen Meistern vertreten wurde.

Tübke leistet diese Anknüpfung in der seiner Persönlichkeit gemäßen Weise, dies zeigt sich bereits in dem Werk der "Fünf Kontinente" und wird in der weiteren Entwicklung seines künstlerischen Stils immer deutlicher in den Vordergrund treten. Tübkes Rezeption alter Meister beruht nicht - im Spätwerk wird dies zunehmend deutlich - auf dem Gedanken des Formerfassens im Sinne einer vollplastischen Körperhaftigkeit, wie sie in der Renaissance und selbst im Manierismus noch bevorzugt wurde. Auch unter inhaltlichen Gesichtspunkten variiert der Maler das Anliegen seiner Vorbilder. Tübke ordnet bereits in dem hier vorgestellten Frühwerk die einzelnen Figuren des Bildpersonals nicht einem komplizierten Bedeutungsgefüge unter, er lässt die Personen nicht zueinander in Beziehung treten und manifestiert dadurch seinen Gestaltungswillen in Abgrenzung zum Kunstwollen vergangener Epochen.

Venedig Diese Grundcharakteristik eines anderen Verständnisses formaler und inhaltlicher Aspekte (als das insbesondere in der Renaissance wiederzufindende) führt bevorzugt in Tübkes Spätwerk zu einer neuen qualitativen Stufe. Der Maler bedient sich in seinen nach wie vor figurenreichen Darstellungen von immer pastellhafterer Farbigkeit nun verstärkt illustrierender Gestaltungsregeln.

Zum Aspekt der künstlerischen Sendungsabsicht Werner Tübkes lässt sich gerade im Hinblick auf das Werk der "Fünf Kontinente" folgendes hinzufügen: Tübkes Bekenntnis zu mitzuteilenden Botschaften, das zum Zeitpunkt der Entstehung des Kontinentezyklus ausgeprägt war, verliert sich in seiner weiteren Entwicklung schrittweise. 1984 äußert er sich dazu wie folgt: "Meine Arbeit ist weder aufklärerisch noch soll sie bestimmte Aufmerksamkeiten wecken. Es ist reines l'art pour l'art. Reiner und unbefleckter geht's gar nicht." An anderer Stelle beschreibt er ergänzend seine künstlerische Wirkungsrelevanz so: "Ich produziere Kunst um der Kunst willen, die dann in der Gesellschaft Wirkung tut."


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