Leipziger Kunstorte
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Augustusplatz | Mendebrunnen | Umfeld

Umfeld des Brunnens

Ab 1704 war der jetzige Augustusplatz der Leipziger Kohlenmarkt. Im späten 18. Jh. begann man mit der Planung von Parkanlagen an dieser Stelle, die im englischen Stil ausgeführt wurden. Der Augustusplatz war primär eine Schöpfung des 19. Jahrhunderts. Auch die Aufstellung des Mendebrunnens 1886 passt sich in das architektonische Ensemble ein. Nach der nahezu kompletten Zerstörung der Platzarchitektur durch einen Luftangriff am 3./4. Dezember 1943 bedurfte es eines neuen Bebauungsplanes.

Anfängliche Bemühungen dem Platz sein altes Antlitz wiederzugeben, wurden schnell verworfen. 1945 wurde der Platz in Karl-Marx-Platz umbenannt. Der Beschluß des ZK der SED 1959 zur Neugestaltung des Karl-Marx-Platzes bildet fortan die Grundlage für planerische Überlegungen. Der Platz sollte zum Symbol des neuen sozialistischen Leipzig werden. Im Zuge der Neubebauung wurde auch der Mendebrunnen 1968 beseitigt. Erst 1982 kam es zur Wiederaufstellung. Historische Bauten hatten zu der Zeit eine untergeordnete kulturelle Bedeutung.


Kirche St. Pauli und Dominikanerkloster

Auf das Jahr 1240 kann man die Weihe der St. Pauli Kirche an der Westfront des Augustusplatzes datieren. 1543/44 ging sie durch eine Schenkung an die Universität. Bis 1710 fungierte sie dort als Universitätsaula. Während der Völkerschlacht diente sie der Unterbringung von Kriegsgefangenen und nahm dadurch erheblichen Schaden. 1830 bekam die Universität ein neues repräsentatives Hauptgebäude, das Augusteum, welches an die Stelle des alten Klosters trat. Die Kirche hatte allerdings Bestand und bekam im Zuge der Neugestaltung des Platzes eine neugotische Fassade. Zwischen 1897 und 1899 wurde die Paulinerkirche erneut einer umfangreichen Renovierung unterzogen. Ab 1960 begannen die Diskussionen um die Zukunft der Kirche. Ein sakraler Bau an so bedeutender Stelle passte nicht recht in die sozialistische Architektur und Ideologie. Am 30. Mai 1968 wurde die Kirche trotz voller Funktionstüchtigkeit gesprengt.

Augusteum

Unter Baudirektor Geutebrück entstand in den Jahren 1830 - 1836 das Augusteum. Es befindet sich südlich der Paulinerkirche an der Westfront des Augustusplatzes. Den Entwurf für das Hauptportal lieferte Schinkel (die Ausführung übernahm Ernst Rietschel). Zwischen 1891 und 1899 bekam die Hauptfassade ein neues Antlitz. Mit reichlich Figurenschmuck sollte sich der Bau der Formensprache der Zeit anpassen. Bei einem Bombenangriff wurde das Augusteum im II. Weltkrieg zerstört.

Von 1968 - 1975 entstand der Universitätsneubau nach Entwürfen von Henselmann. Dazu gehört auch das Universitätshochhaus in unmittelbarer Nähe zur Moritzbastei mit seiner Stahl-Aluminium Vorhangfassade. Es ist bis heute ein dominierendes Element des Platzes.

Hauptpost

Baudirektor Geutebrück, der die Gestaltung des Augustusplatzes maßgeblich vorantrieb, weihte 1838 die Hauptpost ein, die sich an der östlichen Seite des Platzes befand. In den Jahren 1881 - 1884 wurde der spätklassizistische Bau grundlegend in seinen Innenräumen, aber auch an der Fassade neugestaltet. Man wollte eine Einheit mit dem Museum und dem Theater schaffen. Auch die Hauptpost wurde bei einem Luftangriff 1943 vollständig zerstört. Bereits 1946 machte man Planungen für den Neubau. Doch erst im Jahr 1959 wurde per Parteitagsbeschluß ein Neubau in der Architektur "(...) die unserer neuen Gesellschaftsordnung entspricht" verabschiedet. 1964 wurde der Bau mit einer Fassade nach Entwürfen von Kurt Nowotny fertiggestellt.

Bildermuseum

Der Bau eines Bildermuseums geht auf die Idee des Leipziger Kunstvereins zurück, der einen Ort für seine sich ständig erweiternde Gemäldesammlung beanspruchte. Durch den Nachlass (2.1.1854) des Kunstliebhabers Schletter wurde die Sammlung umfangreicher und die finanziellen Mittel gestellt. Nach einer, auch in der Öffentlichkeit, kontrovers geführten Debatte um den Standort des Museums entschied man sich 1855 für die Südseite des Augustusplatzes. Der Entwurf Ludwig Langes passte sich der bestehenden Architektur an. 1883 musste der Bau bei Verdopplung der Grundfläche erweitert werden. Nach dem Luftangriff diente das südliche Areal des Platzes zur Trümmerentsorgung. Der Aufbauplan von 1949 sah eine Rekonstruktion des Museums vor. Die Neugestaltung des Platzes als Demonstrationsplatz sah vorerst die Oper an der Südseite vor, da an ihrem früheren Standort ein Kulturhochhaus entstehen sollte. 1962 kam es endgültig zum Abbruch der Ruine des Bildermuseums. In Planung war ein der sozialistischen Architektur entsprechender kubischer, dreigeschossiger Neubau. An seiner Stelle wurde allerdings das Neue Gewandhaus 1977 - 1981 gebaut, welches das Pendant zum gegenüberliegenden Opernhaus bildet. Mit der Neuaufstellung des Mendebrunnens an seinem alten Standort wurde es 1982 eingeweiht.

Neues Theater

1863 konnte der Königlich Preußische Oberbaurat Karl Langhans für das Projekt gewonnen werden. Die Pläne Langhans waren mit einer eindeutigen Empfehlung für den Standort des Theaters versehen: die Nordseite des Augustusplatzes. An der Stelle des ehemaligen Schneckenberges begannen 1864 die Bauarbeiten unter der Leitung von Brückwald und Rossbach. 1935 wurde das Haus im Geschmack der Zeit restauriert - die äußere Erscheinung wurde vereinfacht. Nach der Zerstörung 1943 erwog man vorerst den Wiederaufbau, riss das Gebäude aber in den 50er Jahren ab und ersetzte es 1960 durch einen Neubau. Vor dem Operngebäude befindet sich heute eine Fontäne mit einem weitreichenden, ebenerdigen Becken.

Geschäftsbauten

Im Stile des zurückgenommenen Klassizismus erschien 1835 das "Café Francais" in der Mitte der Westfront des Augustusplatzes. Zwischen 1877 und 1879 wurde auch diese Fassade einer grundlegenden Umgestaltung unterzogen: aus einem klassizistischen wurde ein historistischer Bau. 1880 entstanden auf der gegenüberliegenden Seite Wohn- und Geschäftsgebäude im Gründerzeitstil. Der Bau von Hendrik Petrus Berlage für eine niederländische Versicherungsgesellschaft von 1903 an der Ostseite des Platzes verzichtete auf plastische Elemente und Bauschmuck. Nach der Zerstörung im II. Weltkrieg entstand an dieser Stelle der siebengeschossige Plattenbau "Hotel Deutschland".

Das Franz-Mehring-Haus von Martin Dülfer ist heute noch erhalten. Zur Betonung der Ost-Westachse des Platzes entwarf Bestelmeyer das turmartige Gebäude für den Bankier Kroch in der Goethestrasse, welches heute ebenfalls erhalten ist. 1929 entstand im Zuge des Generalbebauungsplans das Europahaus an der Ostseite. Der Bau von Burghardt steht als Gegengewicht zum Krochschen Hochhaus.


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