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Augustustplatz | Rektoratsgebäude | Arbeiterklasse und Intelligenz
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Werner Tübke: Arbeiterklasse und Intelligenz

W. Tübke - Arbeiterklasse und Inteligenz

Im März 1970 wurde der Wettbewerb für die Gestaltung der Wandfläche im Rektoratsgebäude des ersten Universitätsneubaus der DDR ausgeschrieben. In dem Wandgemälde sollten die zeitlichen und personellen Umstände des Leipziger Universitätsneubaus reflektiert und die von Karl Marx formulierten programmatischen Ziele des Sozialismus - die Aussöhnung von Arbeit, Kunst und Wissenschaft - verdeutlicht werden. Werner Tübke konnte mit seinem Konzept einer detailreichen und räumlichen Malerei, die konträr zum geometrischen Funktionalismus des neugebauten Universitätsgebäudes steht, überzeugen. Die Arbeit an dem Bild dauerte insgesamt drei Jahre. Eine Schwierigkeit in der Umsetzung lag darin, eine Reihe räumlich isolierter und figurenreicher Szenen zu einem Wandgemälde mit dem ungewöhnlichen Format von 3,2 x 14 Metern zusammenzufügen. Der Maler fertigte eine Vielzahl von Studien zum Herausarbeiten der Gesamtkomposition, zu den einzubringenden Gruppen und Persönlichkeiten an. Im Rahmen der Vorbereitungen zu dem Werk "Arbeiterklasse und Intelligenz" entstanden schließlich 11 Gemälde, ca. 20 Aquarelle und rund 120 Zeichnungen.

W. Tübke - Arbeiterklasse und Inteligenz - Entwurf Tübke äußerte sich 1973 in der Leipziger Universitätszeitung zu seiner Absicht, im Bild "eine Fülle von lebendigen Gestalten zu schaffen", wobei der Einzelne auch unabhängig von der Funktion des Bildes als Individuum in Erscheinung treten sollte und nicht nur als Element der Gruppe, seiner (sozialen) Klasse oder seines Ranges.
So besteht das Bild auch aus ca. 120 zumeist portraithaft wiedergegebenen Einzelgestalten, wobei dem Gesicht eines Arbeiters die gleiche gestalterische Prägnanz zukommt wie der eines Wissenschaftlers. Die agierenden Personen - die Szene wird allgemein von der Jugend beherrscht - sind zu sechs gleichberechtigten Gruppen zusammengefaßt (Gedankenaustausch, Forschung, Lehre, Lebensfreude, Repräsentation und Arbeit), die sich in einem von links nach rechts bewegenden Figurenfries entfalten und aufgrund ihres gemeinschaftlichen Lernens, Diskutierens und Reagierens miteinander verbunden erscheinen.
Das Bild wurde 1973 fertiggestellt und löste wegen der extrem harmonisierten Inszenierung zunächst skeptische Reaktionen aus. In der DDR hatte die breite Bevölkerung Schwierigkeiten, sich im schönen Schein des Bildes wiederzuerkennen; im Westen empfand man es - zu Zeiten von Studentenunruhen und Universtätsreformen - als unzeitgemäße Idylle. Man kann in dem Wandgemälde aber auch eine Vision des Malers sehen: der Traum von einer herrschaftslosen, gleichberechtigt sich kommunikativ austauschenden, einer geistig inspirierten und ästhetisch geprägten Gesellschaft.

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