Der Leipziger Südfriedhof und seine Monumente
Zahlreiche Monumente namhafter Leipziger Künstler (u.a. Max Klinger, Paul
Möbius, Carl Seffner) lassen sich über das gesamte Friedhofsgelände verteilt
finden. So bildet beispielsweise ein 1911 von Max Klinger (1857-1920)
geschaffenes Denkmal das Zentrum der Urnengemeinschaftsanlage in der VIII.
Abteilung. Dieses ursprünglich für den Kaufmann Fritz Nachrod bestimmte Grabmal
befand sich in der VI. Abteilung. Nach dem Zerfall des Grabes entschloß man
sich allerdings für die Aufstellung an dem heutigen Ort. Die mit
Marmorreliefs versehene Stele, welche an allen vier Seiten etwa lebensgroße
trauernde Figuren zeigt, stellt nur ein Werk Klingers neben einer Vielzahl anderer in
Leipzig dar (u.a. "Beethoven" im Neuen Gewandhaus).
Anhand der Gräber des Südfriedhofs läßt sich auch die Entwicklung der
Stadt Leipzig zu einer bedeutenden Messe-, Universitäts- und vor allem
Kulturstadt nachempfinden, denn zahlreiche bekannte Bürger dieser Stadt
haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden.
Erwähnt seien an dieser Stelle nur exemplarisch:
- Carl Reinecke (gest.1910): Gewandhauskapellmeister
- Carl Seffner (1861-1932): Bildhauer
- Christian Fürchtegott Gellert (gest.1769): Professor für Philosophie, Rhetorik und Dichtkunst
- Clemens Thieme (1861-1945): Erbauer des Völkerschlachtdenkmals
- Hugo Licht (1841-1923): Baurat und Professor für Baukunst
- Julius Lips (1895-1950): Professor der Ethnologie und Rektor der Universität Leipzig
- Otto Wittenberg (1834-1918): städtischer Gartendirektor
- Samuel Heinicke (1727-1790): Begründer der ersten Taubstummenschule der Welt 1778
In der XV. Abteilung befindet sich eine grabarchitektonische Besonderheit
- eine beinahe detailgetreue Nachbildung des von Donato Bramante (1444-1514)
für das Kloster San Pietro in Montorio in Rom 1502 geschaffenen
Rundtempels. Der "Tempietto" wurde im Auftrag des Kommerzienrates Ernst
Traugott Fritzsche errichtet, der für einhundert Jahre das Nutzungsrecht von
einhundertsechs Quadratmetern Boden auf dem Südfriedhof erworben hatte und eine
Nachbildung jenes Tempels wünschte. Mit dem Vorhaben wurde der Leipziger
Architekt Carl William Zweck beauftragt, unter dessen Leitung die Arbeiten
im September 1914 begannen. Um das römische Vorbild so nahe wie nur möglich
nachzuempfinden, ließ Fritzsche selbst den Kalkstein aus dem gleichen
italienischen Steinbruch kommen, was jedoch ab 1916 im Zuge des Krieges unmöglich
wurde. Aus diesem Grund mußten vier der insgesamt 14 Säulen sowie
Kuppel und Tambour aus einheimischem Sandstein gefertigt werden. Fritzsche starb
im Jahre 1916 und wurde in dem noch unvollendeten Tempel, welcher erst am
9. Mai 1919 fertiggestellt werden konnte, bestattet. Die Witwe des
Verstorbenen ließ allerdings seine sterblichen Überreste ausheben, um sie in
unmittelbarer Nähe des Tempels begraben zu lassen. Daraufhin schenkte sie 1920
den äußerst kostspieligen Bau der Stadt Leipzig unter der Bedingung, daß dieser
zukünftig für die Öffentlichkeit zugänglich sein solle. Den Besuchern war nunmehr
die Möglichkeit gegeben, die Innenausstattung mit dem "Segnenden Christus" zu betrachten.
Desweiteren solle er allein zum Gedenken der Familie Fritzsche genutzt werden, deren
Nachfolger auf alle Zeit das alleinige Besitzrecht innehaben durften. Die Erhaltung
des Gebäudes erwies sich allerdings aufgrund fehlender finanzieller Mittel in der
Folgezeit als äußerst schwierig, so daß erst nach 1989 eine mehrjährige Restaurierung
vorgenommen werden konnte.
Weiteres zum Thema "Leipziger Südfriedhof"
- Einführung
- Gestaltung der Friedhofsanlage
- Das Krematorium des Leipziger Südfriedhofs
- Die Umgestaltung der Hauptallee in der DDR
- Der Leipziger Südfriedhof und seine Monumente
- Literaturhinweise