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Südfriedhof | Krematorium

Das Krematorium des Leipziger Südfriedhofs

Krematorium Mit der vollkommenen Umgestaltung des Friedhofareals ging die Planung einer Kapellenanlage einher, die nach dem Entwurf Otto Wittenbergs (1834-1918) und Otto Wilhelm Scharenbergs (1851-1920) im Zentrum des Rundweges errichtet werden sollte. Das Bauvorhaben war der Verdienst eines Feuerbestattungsvereins in Leipzig. Jener war 1891 ins Leben gerufen worden, nachdem sich zwei Mediziner (u.a. der Leipziger Professor Carl H. Reclam) mit den technischen Möglichkeiten dieser Bestattungsart, deren Tradition bis in die Antike zurückreicht, beschäftigt hatten. Schließlich gelang es dem Feuerbestattungsverein, nach zahlreichen Diskussionen mit dem damaligen Oberbürgermeister, die Errichtung eines Krematoriums durchzusetzen. Der entsprechende Entwurf Scharenbergs sah vor, die Leichenhallen und das Krematorium in einem Gesamtbauwerk zusammenzufassen. In der Gestaltung des Baukörpers orientierte man sich an einer Klosteranlage des frühen Mittelalters - der 1093 gegründeten Benediktinerabtei Maria Laach in der Eifel.
Die Schwierigkeit dabei lag in dem Versuch, jenes Gebäude in Einklang mit dem sich seit 1900 in unmittelbarer Nähe im Bau befindlichen Völkerschlachtdenkmal zu bringen, damit es nicht von dessen imposanter Größe erdrückt würde. Der zwei Millionen Mark teure Feuerhallenkomplex wurde in mehreren Bauphasen 1909/10 fertiggestellt und umfaßt eine Haupt-, Ost- und Westkapelle, welche durch Innenhöfe miteinander verbunden sind und zusammen eine Fläche von 1,25 Hektar ergeben.
Beim Betreten des Gebäudes gelangt man in eine Vorhalle, an die sich die als Basilika ausgebaute Hauptkapelle anschließt. Die Grundrisse aller drei Gebäude ergeben die Form eines griechischen Kreuzes. Die Gestaltung des Außenbaus mit zahlreichen plastischen Schmuckformen kehrt auch im Innern der Kapellen wieder. Die Gesimse, Säulen, Kapitelle und einzelne Wandfelder sind farbig gestaltet, wodurch den Räumen eine gewisse Feierlichkeit verliehen werden konnte. Die aus Eisen gefertigten Fenster wurden dagegen mit weißem Kathedralglas eher schlicht gestaltet. Bei den verwendeten Materialien beschränkte man sich auf Beuchaer Diorit und Postaer Sandstein. Alle Dachflächen sind zudem mit naturroten Mönch-und Nonnenziegeln gedeckt. Die Hauptkapelle tritt mit einem dreiundsechzig Meter hohen Glockenturm in unmittelbare, wenn auch bescheidene Konkurrenz zum Völkerschlachtdenkmal. Hinter ihr befindet sich die Einäscherungsanlage, an welche sich die Urnenhalle und der Urnenhain mit einer Teichanlage anschließt.


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