In einem prozessualen Mediendenken untersucht das Teilprojekt, wie aus den Mitteilungen des Smartphones Teilhabebeziehungen hervorgehen, durchkreuzt werden, Gemeinschaften verfertigt und aufgelöst werden. Hierzu werden Vorgänge untersucht, die in den Interface-Operationen des Geräts und somit auf Displays kenntlich werden. Darüber hinaus wird die Dynamisierung von Resistenz in ihrer (Er-)Öffnung und Schließung von Spielräumen der Teilhabe fokussiert. Das Projekt untersucht, inwiefern aus diesen relationalen Gefügen der Teilhabe Geschlecht bzw. Vergeschlechtlichung hervorgebracht, verfestigt oder verschoben wird. Im Sinne von ‚ecologies of practices‘ (Stengers) richtet sich das Teilprojekt in seinen Untersuchungen auf die konkreten, historischen Situationen des Positionierens und Neustrukturierens von Teilhabebeziehungen zwischen menschlichen und technischen Akteur*innen und versteht Resistenz als situativ hervorgebrachte bzw. nur vorübergehend fixierbare Widerständigkeit oder Immunisierung. Ereignisse wie die Hervorbringung des MeToo-Hashtags oder antifeministischer Bewegungen auf Plattformen der mobilen Medienkultur sind zwar als politische Konstellationen bestimmbar, sie sollen jedoch im Rahmen der geplanten Untersuchungen in ihren Resistenzdynamiken und somit in ihren technologischen und medialen Dimensionen erschlossen werden. Das Projekt verfolgt somit das Anliegen, in spezifischen soziotechnischen Konstellationen des Smartphones den medialen Prozess des resistenten Restrukturierens von Gender mit diskursanalytischer und praxeologischer Herangehensweise nachzuvollziehen.
Mit dem Argument, dass das Konzept des modernen Films als Ergebnis transnationaler und kulturübergreifender Verflechtungen von Filmpraktiken und -ästhetiken überdacht werden muss, will das Forschungsprojekt einen wichtigen Beitrag zur "Provinzialisierung" der europäischen Filmtheorie und -geschichte aus einer postkolonialen Perspektive leisten (Chakrabarty 2000). Obwohl es interdisziplinär angelegt ist - es führt theoretische und methodische Überlegungen der Medienarchäologie, der Filmwissenschaft und der Wissensgeschichte zusammen -, greift es die Perspektive eines postkolonialen Ansatzes der Filmwissenschaft auf, der sich mit den anhaltenden Bewegungen und Beziehungen zwischen Westeuropa und dem Rest der Welt beschäftigt (Chow 2012). Anstatt die transnationalen Beziehungen zwischen dem westeuropäischen und dem indischen Kino in den ersten Jahrzehnten nach der Unabhängigkeit (1947-1975) im Sinne einer einseitigen Beeinflussung in die eine oder andere Richtung zu diskutieren, nimmt es die in Indien von westeuropäischen Autoren produzierten Filme während dieser Zeit des tiefgreifenden Wandels als Ausgangspunkt für die Rekonstruktion dieser gegenseitigen Begegnungen. Durch die Betrachtung der ästhetischen Praktiken, der Filme selbst sowie der kritischen Rezeption und der theoretischen Debatte in Indien und Westeuropa will das Projekt zeigen, dass die Entstehung des 'Neuen' (neue Filmästhetik, neue Filmtheorie) als Effekt dieser Verflechtungen betrachtet werden muss. Im Ergebnis wird die filmische Moderne wie auch ihre Theoretisierung nicht nur de-zentriert, sondern gerät als kosmopolitisches Projekt in den Blick.
Meine Arbeit bewegt sich an der Schnittstelle von Critival Computing, Algorithm Studies und feministischer Technowissenschaft. Ich interessiere mich speziell für die Bereiche der künstlichen Intelligenz und des maschinellen Lernens und dafür, wie Entwicklungen in diesen Bereichen Vorstellungen von Körper, Subjektivität, Wissen und sozialen Beziehungen neu konfigurieren. meine Herangehensweise an diese Fragen ist von der kontinentalen Philosophie und der materialistischen Medientheorie, dem Interaktionsadesign sowie dem aufkommenden feministischen neuen materialistische Denken geprägt. Alle diese Ansätze konvergieren in der Beharrlichkeit der Materialität von Medien und Kommunikationsthechnologien und ihrer entscheidende Rolle bei der Formung von Wissens- und Seinsweisen. Meine aktuelle Arbeit bescâftigt sich mit den Formen der Wissensproduktion in maschinellen Lernsystemen, auch bekannt als praktische KI-Anwendungen oder datenbasierte prädikative Algorithmen. Währen sich Forderungen nach einer Entschärfung von maschinellen Lernsystemen oft auf die Untersuchung von maschinellen Lernanwendungen postfaktisch und eine enge, technische Definition von "Fairness" und "Verantwortlichkeit" konzentrieren, interessiere ich mich für die epistemischen Prinzipien, wie maschinelle Lernsysteme lernen und Wissen produzieren. In meiner Arbeit untersuche ich, wie sich diese Prinzipien auf einen breiteren Nexus von geschlechtsspezifischen und rassischen Machtverhältnissen beziehen und wie sie in Resonanz mit und abweichend von den etablierten Modi wissenschaftlichen Wissens stehen und wie sie von einem feministischen und post/dekolonialen epistemologischen und theoretischen Ansatz aus interveniert werden können. Die breitere Prämisse meiner Arbeit ist es, zu kritischen feministischen Reimaginierungen technologisch vermittelter Zukünfte beizutragen und kritische Theorien und technologische Praktiken dazu zu bringen, eine Rolle bei der Entwicklung und Umsetzung solcher Imaginarien zu spielen.
Das Dissertationsprojekt befasst sich mit der Intersektion von Kryptographie, IT-Sicherheit, und Gender, Körperlichkeiten, Immunologie und der Frage danach, ob ein queerer Sicherheitsbegriff für die IT-Sicherheit gedacht werden kann.
Die Dissertation besteht aus drei Teilen. Im ersten Teil wird eine Wissenschaftsgeschichte von Kryptographie und IT-Sicherheit als Forschungsfeldern vorgelegt. Dafür wird mittels Foucault’scher Diskursanalyse, sowie Positionen und Theorien aus den Gender Studies problematisiert, was IT-Sicherheit eigentlich ist, wann und wie IT-Sicherheit zu einem Gegenstand der Wissensproduktion wurde, und welcher Sicherheitsbegriff zugrunde liegt.
Ausgehend von der Ransomware-Welle des Jahres 2017 (#WannaCry) und der Geschichte von Ransomware sowie der Herausbildung des Gebiets der Kryptovirologie konzentriert sich der zweite Teil der Arbeit auf das Verhältnis von IT-Sicherheit und Immunologie, und geht auf die strukturellen und personellen Überschneidungen der beiden Bereiche ein, die IT- Sicherheit mit dem HIV/AIDS-Diskurs der 1980er Jahre verknüpfen. Im dritten Teil der Dissertation wird auf Basis der bisherigen Ergebnisse ein Queer Reading von Backdoors als privilegierten Figurationen innerhalb des immunologisch-paranoid strukturierten IT-Sicherheitsdiskurses vorgenommen, sowie ein queerer Sicherheitsbegriff im Zusammenhang mit IT-Sicherheit erprobt werden. Abschließend wird damit zur Diskussion gestellt, ob es angesichts der strukturellen Funktionsweise von IT-Sicherheit, ihren Verstrickungen und Defiziten, nicht vielleicht ganz andere Möglichkeiten gibt, IT-Sicherheit und die Art, wie Software und Hardware aufgebaut sind, zu denken.
Im Netzwerk möchte ich mich mit einem in der feministischen Wissenschaftstheorie wurzelnden Denken von Methoden befassen. Dies betrifft gleichermaßen die Produktion und Vermittlung von Wissen: ihre mediale „Formatierung“ (Linseisen). Grundlegend dafür ist das Konzept der Situierung von Donna Haraway sowie Karen Barads Theorie des Entanglements von Sein und Wissen. Ich möchte dies für interventionistische, kreative und kooperative Verfahren der empirischen Forschung weiterdenken.
Gegenstand dieser Metaperspektive auf Methodenentwicklung sind eigene Projekte, wie z. B. Fahrradmedien und feministische Fahrradkollektive, in denen es um Medienpraktiken, Aktivismen und Praktiken des Radfahrens geht. Leitend sind in den betrachteten Projekten kombinierte Methodiken, die feministische Ansätze mit Medienanalysen und teilnehmenden Beobachtungen kombinieren. Aus einer Perspektive der feministischen STS frage ich nach der Medialität der Methoden in verschiedenen Kontexten. So möchte ich Praktiken der Wissensproduktion, der Vermittlung und eines aktivistischen Wissens zu einer „Interferenz [...] von Praktiken“ (Deleuze: 358) verbinden. Ich frage auch, wie man kooperativ und kollektiv online und offline, lokal und delokal (Lowenhaupt Tsing) Ethnographie betreiben kann. Unter den Stichwörtern Decolonize Ethnography (Bejarano et al.) Decolonize Methodology (Smith) sowie Activist Research (Strega/Brown) möchte ich Methoden diskutieren, die gemeinsam mit Communities Wissen für lokale Kontexte produzieren, statt über sie zu forschen.
Nicht zuletzt interessiert mich, wie wir durch künstlerische und mediale Methoden wie Essayfilm, ethnographische Filme und Desktopdocumentaries ein mediales Wissen der Medien produzieren können und damit eine immanente, situierte Perspektive einnehmen. Dies schließt an mein Projekt Erfahrungsbilder an, in welchem ich den ethnographischen Film als Praxis und Methode beschrieben habe.
Ich interessiere mich für Beziehungen - ihre Formen, Bewegungen und (Un-) Materialitäten, und ich interessiere mich besonders für ihr Umdenken durch Unberechenbarkeit. Wie wir uns zueinander verhalten, zu jedem Ding, ob lebendig, tot, materiell oder nicht, zu jeder Struktur oder jedem System, zur Welt, wird durch Medien und Technologie bestimmt. Deren Ideengeschichte war natürlich schon immer eng mit dem Denken der race (und des Kolonialismus) verwoben, also dem rassischen Denken. Die Grenzen dessen zu verschieben, was überhaupt als Technologie zählt, und in der Folge, wo die Linien und Verknüpfungen zwischen Medien, Technologie und Rasse zu finden sind, ist eine wesentliche Arbeit in den heutigen Medien- und Technologiestudien.
In diesem Projekt verfolge ich die medialen und technogenetischen Substanzen im Lebenswerk des martinischen Dichters, Philosophen und Theoretikers Édouard Glissant, um die disruptiven Geschichten von race und Technologie zu verstehen, die die Organisation des heutigen Lebens prägen. Ich tue das, indem ich sein Werk im Einklang mit, gegen und im Vorfeld von kybernetischen Texten, Konzepten und Imaginarien lese. Seine Poetik und sein poetisches Wissen, Worte im Spiel, waren ein Mittel, um neue Imaginarien zu schaffen. Meine Lektüre führt mich zu drei sehr unterschiedlichen Schauplätzen mit sehr unterschiedlichen Zielsetzungen, nämlich zum einen zur Informationsreise während der Haitianischen Revolution (Kommunikation und Kontrolle), die von Glissants scheinbar ungewöhnlichem Denken über die Mittlere Passage inspiriert und theoretisch informiert wird, zum anderen, zu einer Episode, in der Glissant ein Projekt beschreibt, bei dem eine japanische Computerfirma in das Studium afrikanischer mündlicher Sprachen investierte, um eine Computersprache zu entwickeln (Weben/Codieren, Kreole), was mich von der Frage der Poetik und Epistemologie und der Entwicklung eines für die heutige digitalisierte Welt geeigneten Glossars zu einer Neukonfiguration der Frage führt, wie man in eben dieser Welt in Beziehung treten kann. Wir müssen uns in Beziehung setzen, um uns zu organisieren, um kritische Subjekte zu sein, um zu kollektivieren, um uns zu solidarisieren, um Widerstand zu leisten, um zu erzählen, um einzuschreiben und um zu schreiben. Dieses Projekt ist ebenso historisch wie aktuell, es ist ebenso konzeptionell wie empirisch, und es oszilliert zwischen den Disziplinen.
Welche geschlechtlich codierten Vorstellungen von Jüdischsein werden in unterschiedlichen Medienkonstellationen hergestellt und verhandelt? Dieser grundlegenden Frage widmet sich Véronique Sina in ihrem Forschungsvorhaben, das an der Schnittstelle von Medienwissenschaft, Visual Studies, Jewish Cultural Studies, Gender- und Queer Theory angesiedelt ist. Aus der interdisziplinären Perspektive der Jewish Visual Culture Studies werden verschiedene zeitgenössische Inszenierungen kultureller jüdischer Identitäten in (audio-)visuellen Medien in den Blick genommen. Dabei wird ein besonderer Fokus auf die vielschichtige Verbindung zwischen Jewishness und Queerness gelegt, die spätestens im 19. Jh. in der weit verbreiteten Vorstellung einer durch Juden_Jüdinnen verkörperten transgressiven Sexualität ihren Ausdruck findet. Zugleich manifestiert sie sich in unzähligen Reproduktionen antisemitischer Körper- und Geschlechterbilder, die bis heute in der internationalen Medienlandschaft verbreitet sind. Entlang ausgewählter Bildmedien wird dieser (historisch weit zurückreichenden) Vergeschlechtlichung des Jüdischen im Rahmen einer diskursanalytisch orientierten gender- und queertheoretischen Untersuchung nachgegangen und herausgearbeitet, wie Jüdischsein in medialen Artefakten nicht nur als Anderssein – im Sinne jüdischer Differenz – sondern auch als Form der normabweichenden Queerness inszeniert und problematisiert wird.
Im Rahmen des Netzwerks möchte ich der Frage nachgehen, inwiefern Konzepte wie Affekt, Diffraktion, Ökologie dabei helfen können materiale, medienkulturelle/soziotechnische Gefüge zu verstehen und zu designen. Alle drei Konzepte handeln weniger von der Bestimmung oder analytischen Reflexion festgelegter, stabiler Positionen oder Strukturen, sondern von einer spekulativen Aufmerksamkeit oder Achtsamkeit (attentiveness) für das, was erscheint, sich ereignet, bzw. erscheinen oder sich ereignen könnte. Sie lassen sich nicht zurückführen auf etwas, das hinter diesem Erscheinen liegt und von dem aus sich bestimmen ließe, was erscheinen kann: vielmehr sind sie prekäre Manifestationen von etwas, das un/bestimmt und gerade deshalb macht- und gewaltvoll sein kann. Es geht mir insofern nicht um Aufdeckung, Offenlegung von Strukturen, sondern um die Ermöglichung anderer Gefüge/Prozesse, darum, Modelle zu (er-)finden, die bspw. in der Lage sind, die Verschränkung von so unterschiedlichen Gefügen wie Klima, Digitalität und Kolonialität denkbar zu machen, ohne ihre je spezifische Differenz zu verschlucken. Isabelle Stengers hat dafür im Anschluss an Deleuze/Guattari das Konzept der Divergenz ins Spiel gebracht, das auch in der dekolonialen lateinamerikanischen Debatte (bspw. von Blaser / de la Cadena) aufgegriffen und auf das Konzept des Pluriversums (A World of Many Worlds) bezogen wurde. Im Rahmen des Forschungsnetzwerks möchte ich der Bedeutung nachgehen, die Modelle der Divergenz, also Modelle der Ermöglichung der Koexistenz dessen, was divergiert, im Rahmen einer theoretisch/empirischen Achtsamkeit für Phänomene der Diffraktion, für affektive Dynamiken und Ökologien, die in den Zwischenräumen von Klima, Digitalität und Kolonialität erscheinen, spielen könnte.
In den Gender Media Studies ist eine performative Wende vollzogen worden, die die Fluidität, Prozesshaftigkeit und Relationalität von Geschlecht in Verbindung gebracht hat zur Performativität von Medien. Unter dem Begriff der Medialen Männlichkeiten interessieren wir uns für die Ko-Konstitution von Gender, Medialität und Technik mit Blick auf den Bereich digitaler Medien und deren spezifische Affektkulturen.
Angesichts gegenwärtig sowohl vermehrt zu beobachtender Inanspruchnahmen wie auch Zurückweisungen von Identitätspositionen und -politiken stellt sich die Frage, wie diese Konzepte für eine Kritik sozialer Hierarchisierungen und Ausschlussmechanismen insbesondere unter digitalen Bedingungen produktiv gemacht werden können. Mit dem strategischen Begriff der Medialen Männlichkeiten stellen wir dabei die Ko-Konstitution von Gender, Medialität und Technik in den Vordergrund, wie sie sich insbesondere in zeitgenössischen selbst/dokumentarischen Praktiken vollzieht: Er ermöglicht uns eine Analyse spezifischer digitaler Medienpraktiken und -materialitäten in ihrer Beteiligung an der (Wieder-)Herstellung von Identitätskonzepten wie auch deren Infragestellung. Dabei interessiert es uns, Männlichkeit mithilfe der Analysekategorie Geschlecht und unter Berücksichtigung weiterer Differenzkategorien wie Klasse und Race zu analysieren, um auf diese Weise die spezifischen Dynamiken von Geschlechterdifferenzen und Medien in den Blick zu bekommen, wie sie beispielsweise in den diffusen Mediengefügen einer »Manosphere« entstehen. Diese Gefüge daraufhin zu untersuchen, inwiefern sie Subjektivierungsweisen und Identitätspositionen ermöglichen oder verunmöglichen, bedeutet auch, einerseits den Begriff der medialen Männlichkeiten selbst in seiner funktionalen Setzung einer kritischen Befragung zu unterziehen sowie andererseits diese mit einer Revision und Repolitisierung von Affektbegriffen zu verbinden. So gilt bereits die
Beobachtung verunmöglichter Identitätspositionen in einem zweifachen Sinn: Als Diffusion in Anonymität einerseits, als Kampf um die Anerkennung stets auf dem Spiel stehender Subjektivierungen andererseits. In diesem Sinn ist eine Kritik der Frage dringend, in welcher Weise digitalmediale Gefüge »Empfindungen« dokumentieren, in welcher Weise also Perzepte und Affekte zu differentiellen medialen Kräfteverhältnissen werden, die vergeschlechtlichen und rassifizieren.
Ausgehend von Theorien negativer Affektivität sowie von Ontologien der Enteignung interessiert mich, wie der Wissens- und Sinnabbruch, der durch rassistische Gewaltgeschichte und Traumatisierungen hervorgerufen wird, zugleich den prekären Ausgangspunkt eines reparativen Akts darstellt, der am Ort der Verletzung und Verwundung selbst operiert. In dieser Hinsicht möchte ich zeigen, wie in Zonen der Enteignung und Entrechtung sich widerspenstige Affizierungsverhältnisse behaupten können, aus denen Dynamiken und Sozialitäten hervorgehen, die die Produktion possessiver Identität, die Inbesitznahme der eigenen Affizier- und Verletzbarkeit, die Vervollständigung von autonomer Subjektivität oder die Fixierung von Zugehörigkeiten übersteigen. Am Ort der Gewalt, in der Enteignung entstehend und mit ihr vernäht, manifestieren diese widerspenstigen Sozialitäten keine identitätsstiftenden Solidaritäten, Positionen oder Standpunkte mehr. Als affektive Übergänge bleiben sie in der Zerbrochenheit, denn Enteignung wird nicht mehr in Aneignung, Verkennung nicht mehr in Anerkennung verwandelt, vielmehr eröffnen sie ein prekäres, kritisches und spekulatives Affekt-Wissen. In meinen Forschungsarbeiten verbinde ich poststrukturalistische Ansätze mit Queer, Postcolonial und Black Studies und frage: Wie kann eine derartige Politik der negativen Affekte im Kontext rassistischer Gewalt das Trauma auf sich nehmen und „weniger“ als Politik sowie „mehr“ als Sorge werden?
‚Soziale Medien‘ sind immer auch mit ökonomischen, (staats-)politischen, kulturellen Diskursen und Praktiken verwoben. Die hierbei entstehenden Sozialitäten und Öffentlichkeiten lassen sich zugleich als Affektgefüge fassen, die spezifische Verbindungen schaffen und andere ausschließen oder zumindest unwahrscheinlich machen. In Anlehnung daran, geht es um die affektive Dimension von Prozessen der Plattformisierung und damit zusammenhängende konzeptuelle Fragen. Ein Fokus liegt auf der Evozierung von ‚feel good‘-content bei den wechselseitigen Plattformisierungen von Museen und Sozialen Medien (spezifisch: TikTok). In diesem Zusammenhang interessieren mich Diskursivierungen, Infrastrukturen, Ästhetiken und Praktiken von ‚Kreativität‘ und ‚Wissen‘ entlang ‚guter‘ Gefühle: „dancing and having fun where we can. […] experiencing the comfort and warmth that comes through simple human connection […] caring for one another“.[1] Eine These lautet: Museen bzw. das Museale sind für die Plattformisierung von TikTok ebenso bedeutsam wie umgekehrt die Sozialen Medien bedeutsam für die Plattformisierung des Musealen sind, wobei die entstehenden Affektgefüge ko-evolutiv aufeinander bezogen sind. Auf dieser Basis geht es mir um eine Theoretisierung und Methodologisierung plattformisierer Affektgefüge, die eben jene als multiple Verschränkungen begreift. Zentrale Fragen hierbei: Wie ließen sich ‚diffraktive Ethnographien‘ denken und umreißen? Könnten sie als Scharnier zwischen medienwissenschaftlichen Methoden und Methoden der empirischen Sozialforschungen fungieren?
[1] https://newsroom.tiktok.com/en-us/our-commitment-to-covid-19-relief-efforts/ (22.02.21).
Welche geschlechtlich codierten Vorstellungen von Jüdischsein werden in unterschiedlichen Medienkonstellationen hergestellt und verhandelt? Dieser grundlegenden Frage widmet sich Véronique Sina in ihrem Forschungsvorhaben, das an der Schnittstelle von Medienwissenschaft, Visual Studies, Jewish Cultural Studies, Gender- und Queer Theory angesiedelt ist. Aus der interdisziplinären Perspektive der Jewish Visual Culture Studies werden verschiedene zeitgenössische Inszenierungen kultureller jüdischer Identitäten in (audio-)visuellen Medien in den Blick genommen. Dabei wird ein besonderer Fokus auf die vielschichtige Verbindung zwischen Jewishness und Queerness gelegt, die spätestens im 19. Jh. in der weit verbreiteten Vorstellung einer durch Juden_Jüdinnen verkörperten transgressiven Sexualität ihren Ausdruck findet. Zugleich manifestiert sie sich in unzähligen Reproduktionen antisemitischer Körper- und Geschlechterbilder, die bis heute in der internationalen Medienlandschaft verbreitet sind. Entlang ausgewählter Bildmedien wird dieser (historisch weit zurückreichenden) Vergeschlechtlichung des Jüdischen im Rahmen einer diskursanalytisch orientierten gender- und queertheoretischen Untersuchung nachgegangen und herausgearbeitet, wie Jüdischsein in medialen Artefakten nicht nur als Anderssein – im Sinne jüdischer Differenz – sondern auch als Form der normabweichenden Queerness inszeniert und problematisiert wird.
In den Gender Media Studies ist eine performative Wende vollzogen worden, die die Fluidität, Prozesshaftigkeit und Relationalität von Geschlecht in Verbindung gebracht hat zur Performativität von Medien. Unter dem Begriff der Medialen Männlichkeiten interessieren wir uns für die Ko-Konstitution von Gender, Medialität und Technik mit Blick auf den Bereich digitaler Medien und deren spezifische Affektkulturen.
Angesichts gegenwärtig sowohl vermehrt zu beobachtender Inanspruchnahmen wie auch Zurückweisungen von Identitätspositionen und -politiken stellt sich die Frage, wie diese Konzepte für eine Kritik sozialer Hierarchisierungen und Ausschlussmechanismen insbesondere unter digitalen Bedingungen produktiv gemacht werden können. Mit dem strategischen Begriff der Medialen Männlichkeiten stellen wir dabei die Ko-Konstitution von Gender, Medialität und Technik in den Vordergrund, wie sie sich insbesondere in zeitgenössischen selbst/dokumentarischen Praktiken vollzieht: Er ermöglicht uns eine Analyse spezifischer digitaler Medienpraktiken und -materialitäten in ihrer Beteiligung an der (Wieder-)Herstellung von Identitätskonzepten wie auch deren Infragestellung. Dabei interessiert es uns, Männlichkeit mithilfe der Analysekategorie Geschlecht und unter Berücksichtigung weiterer Differenzkategorien wie Klasse und Race zu analysieren, um auf diese Weise die spezifischen Dynamiken von Geschlechterdifferenzen und Medien in den Blick zu bekommen, wie sie beispielsweise in den diffusen Mediengefügen einer »Manosphere« entstehen. Diese Gefüge daraufhin zu untersuchen, inwiefern sie Subjektivierungsweisen und Identitätspositionen ermöglichen oder verunmöglichen, bedeutet auch, einerseits den Begriff der medialen Männlichkeiten selbst in seiner funktionalen Setzung einer kritischen Befragung zu unterziehen sowie andererseits diese mit einer Revision und Repolitisierung von Affektbegriffen zu verbinden. So gilt bereits die
Beobachtung verunmöglichter Identitätspositionen in einem zweifachen Sinn: Als Diffusion in Anonymität einerseits, als Kampf um die Anerkennung stets auf dem Spiel stehender Subjektivierungen andererseits. In diesem Sinn ist eine Kritik der Frage dringend, in welcher Weise digitalmediale Gefüge »Empfindungen« dokumentieren, in welcher Weise also Perzepte und Affekte zu differentiellen medialen Kräfteverhältnissen werden, die vergeschlechtlichen und rassifizieren.
Das Dissertationsprojekt befasst sich mit der Intersektion von Kryptographie, IT-Sicherheit, und Gender, Körperlichkeiten, Immunologie und der Frage danach, ob ein queerer Sicherheitsbegriff für die IT-Sicherheit gedacht werden kann.
Die Dissertation besteht aus drei Teilen. Im ersten Teil wird eine Wissenschaftsgeschichte von Kryptographie und IT-Sicherheit als Forschungsfeldern vorgelegt. Dafür wird mittels Foucault’scher Diskursanalyse, sowie Positionen und Theorien aus den Gender Studies problematisiert, was IT-Sicherheit eigentlich ist, wann und wie IT-Sicherheit zu einem Gegenstand der Wissensproduktion wurde, und welcher Sicherheitsbegriff zugrunde liegt.
Ausgehend von der Ransomware-Welle des Jahres 2017 (#WannaCry) und der Geschichte von Ransomware sowie der Herausbildung des Gebiets der Kryptovirologie konzentriert sich der zweite Teil der Arbeit auf das Verhältnis von IT-Sicherheit und Immunologie, und geht auf die strukturellen und personellen Überschneidungen der beiden Bereiche ein, die IT- Sicherheit mit dem HIV/AIDS-Diskurs der 1980er Jahre verknüpfen. Im dritten Teil der Dissertation wird auf Basis der bisherigen Ergebnisse ein Queer Reading von Backdoors als privilegierten Figurationen innerhalb des immunologisch-paranoid strukturierten IT-Sicherheitsdiskurses vorgenommen, sowie ein queerer Sicherheitsbegriff im Zusammenhang mit IT-Sicherheit erprobt werden. Abschließend wird damit zur Diskussion gestellt, ob es angesichts der strukturellen Funktionsweise von IT-Sicherheit, ihren Verstrickungen und Defiziten, nicht vielleicht ganz andere Möglichkeiten gibt, IT-Sicherheit und die Art, wie Software und Hardware aufgebaut sind, zu denken.
Im Netzwerk möchte ich mich mit einem in der feministischen Wissenschaftstheorie wurzelnden Denken von Methoden befassen. Dies betrifft gleichermaßen die Produktion und Vermittlung von Wissen: ihre mediale „Formatierung“ (Linseisen). Grundlegend dafür ist das Konzept der Situierung von Donna Haraway sowie Karen Barads Theorie des Entanglements von Sein und Wissen. Ich möchte dies für interventionistische, kreative und kooperative Verfahren der empirischen Forschung weiterdenken.
Gegenstand dieser Metaperspektive auf Methodenentwicklung sind eigene Projekte, wie z. B. Fahrradmedien und feministische Fahrradkollektive, in denen es um Medienpraktiken, Aktivismen und Praktiken des Radfahrens geht. Leitend sind in den betrachteten Projekten kombinierte Methodiken, die feministische Ansätze mit Medienanalysen und teilnehmenden Beobachtungen kombinieren. Aus einer Perspektive der feministischen STS frage ich nach der Medialität der Methoden in verschiedenen Kontexten. So möchte ich Praktiken der Wissensproduktion, der Vermittlung und eines aktivistischen Wissens zu einer „Interferenz [...] von Praktiken“ (Deleuze: 358) verbinden. Ich frage auch, wie man kooperativ und kollektiv online und offline, lokal und delokal (Lowenhaupt Tsing) Ethnographie betreiben kann. Unter den Stichwörtern Decolonize Ethnography (Bejarano et al.) Decolonize Methodology (Smith) sowie Activist Research (Strega/Brown) möchte ich Methoden diskutieren, die gemeinsam mit Communities Wissen für lokale Kontexte produzieren, statt über sie zu forschen.
Nicht zuletzt interessiert mich, wie wir durch künstlerische und mediale Methoden wie Essayfilm, ethnographische Filme und Desktopdocumentaries ein mediales Wissen der Medien produzieren können und damit eine immanente, situierte Perspektive einnehmen. Dies schließt an mein Projekt Erfahrungsbilder an, in welchem ich den ethnographischen Film als Praxis und Methode beschrieben habe.
Ich interessiere mich für Beziehungen - ihre Formen, Bewegungen und (Un-) Materialitäten, und ich interessiere mich besonders für ihr Umdenken durch Unberechenbarkeit. Wie wir uns zueinander verhalten, zu jedem Ding, ob lebendig, tot, materiell oder nicht, zu jeder Struktur oder jedem System, zur Welt, wird durch Medien und Technologie bestimmt. Deren Ideengeschichte war natürlich schon immer eng mit dem Denken der race (und des Kolonialismus) verwoben, also dem rassischen Denken. Die Grenzen dessen zu verschieben, was überhaupt als Technologie zählt, und in der Folge, wo die Linien und Verknüpfungen zwischen Medien, Technologie und Rasse zu finden sind, ist eine wesentliche Arbeit in den heutigen Medien- und Technologiestudien.
In diesem Projekt verfolge ich die medialen und technogenetischen Substanzen im Lebenswerk des martinischen Dichters, Philosophen und Theoretikers Édouard Glissant, um die disruptiven Geschichten von race und Technologie zu verstehen, die die Organisation des heutigen Lebens prägen. Ich tue das, indem ich sein Werk im Einklang mit, gegen und im Vorfeld von kybernetischen Texten, Konzepten und Imaginarien lese. Seine Poetik und sein poetisches Wissen, Worte im Spiel, waren ein Mittel, um neue Imaginarien zu schaffen. Meine Lektüre führt mich zu drei sehr unterschiedlichen Schauplätzen mit sehr unterschiedlichen Zielsetzungen, nämlich zum einen zur Informationsreise während der Haitianischen Revolution (Kommunikation und Kontrolle), die von Glissants scheinbar ungewöhnlichem Denken über die Mittlere Passage inspiriert und theoretisch informiert wird, zum anderen, zu einer Episode, in der Glissant ein Projekt beschreibt, bei dem eine japanische Computerfirma in das Studium afrikanischer mündlicher Sprachen investierte, um eine Computersprache zu entwickeln (Weben/Codieren, Kreole), was mich von der Frage der Poetik und Epistemologie und der Entwicklung eines für die heutige digitalisierte Welt geeigneten Glossars zu einer Neukonfiguration der Frage führt, wie man in eben dieser Welt in Beziehung treten kann. Wir müssen uns in Beziehung setzen, um uns zu organisieren, um kritische Subjekte zu sein, um zu kollektivieren, um uns zu solidarisieren, um Widerstand zu leisten, um zu erzählen, um einzuschreiben und um zu schreiben. Dieses Projekt ist ebenso historisch wie aktuell, es ist ebenso konzeptionell wie empirisch, und es oszilliert zwischen den Disziplinen.
Welche geschlechtlich codierten Vorstellungen von Jüdischsein werden in unterschiedlichen Medienkonstellationen hergestellt und verhandelt? Dieser grundlegenden Frage widmet sich Véronique Sina in ihrem Forschungsvorhaben, das an der Schnittstelle von Medienwissenschaft, Visual Studies, Jewish Cultural Studies, Gender- und Queer Theory angesiedelt ist. Aus der interdisziplinären Perspektive der Jewish Visual Culture Studies werden verschiedene zeitgenössische Inszenierungen kultureller jüdischer Identitäten in (audio-)visuellen Medien in den Blick genommen. Dabei wird ein besonderer Fokus auf die vielschichtige Verbindung zwischen Jewishness und Queerness gelegt, die spätestens im 19. Jh. in der weit verbreiteten Vorstellung einer durch Juden_Jüdinnen verkörperten transgressiven Sexualität ihren Ausdruck findet. Zugleich manifestiert sie sich in unzähligen Reproduktionen antisemitischer Körper- und Geschlechterbilder, die bis heute in der internationalen Medienlandschaft verbreitet sind. Entlang ausgewählter Bildmedien wird dieser (historisch weit zurückreichenden) Vergeschlechtlichung des Jüdischen im Rahmen einer diskursanalytisch orientierten gender- und queertheoretischen Untersuchung nachgegangen und herausgearbeitet, wie Jüdischsein in medialen Artefakten nicht nur als Anderssein – im Sinne jüdischer Differenz – sondern auch als Form der normabweichenden Queerness inszeniert und problematisiert wird.
Im Rahmen des Netzwerks möchte ich der Frage nachgehen, inwiefern Konzepte wie Affekt, Diffraktion, Ökologie dabei helfen können materiale, medienkulturelle/soziotechnische Gefüge zu verstehen und zu designen. Alle drei Konzepte handeln weniger von der Bestimmung oder analytischen Reflexion festgelegter, stabiler Positionen oder Strukturen, sondern von einer spekulativen Aufmerksamkeit oder Achtsamkeit (attentiveness) für das, was erscheint, sich ereignet, bzw. erscheinen oder sich ereignen könnte. Sie lassen sich nicht zurückführen auf etwas, das hinter diesem Erscheinen liegt und von dem aus sich bestimmen ließe, was erscheinen kann: vielmehr sind sie prekäre Manifestationen von etwas, das un/bestimmt und gerade deshalb macht- und gewaltvoll sein kann. Es geht mir insofern nicht um Aufdeckung, Offenlegung von Strukturen, sondern um die Ermöglichung anderer Gefüge/Prozesse, darum, Modelle zu (er-)finden, die bspw. in der Lage sind, die Verschränkung von so unterschiedlichen Gefügen wie Klima, Digitalität und Kolonialität denkbar zu machen, ohne ihre je spezifische Differenz zu verschlucken. Isabelle Stengers hat dafür im Anschluss an Deleuze/Guattari das Konzept der Divergenz ins Spiel gebracht, das auch in der dekolonialen lateinamerikanischen Debatte (bspw. von Blaser / de la Cadena) aufgegriffen und auf das Konzept des Pluriversums (A World of Many Worlds) bezogen wurde. Im Rahmen des Forschungsnetzwerks möchte ich der Bedeutung nachgehen, die Modelle der Divergenz, also Modelle der Ermöglichung der Koexistenz dessen, was divergiert, im Rahmen einer theoretisch/empirischen Achtsamkeit für Phänomene der Diffraktion, für affektive Dynamiken und Ökologien, die in den Zwischenräumen von Klima, Digitalität und Kolonialität erscheinen, spielen könnte.
In den Gender Media Studies ist eine performative Wende vollzogen worden, die die Fluidität, Prozesshaftigkeit und Relationalität von Geschlecht in Verbindung gebracht hat zur Performativität von Medien. Unter dem Begriff der Medialen Männlichkeiten interessieren wir uns für die Ko-Konstitution von Gender, Medialität und Technik mit Blick auf den Bereich digitaler Medien und deren spezifische Affektkulturen.
Angesichts gegenwärtig sowohl vermehrt zu beobachtender Inanspruchnahmen wie auch Zurückweisungen von Identitätspositionen und -politiken stellt sich die Frage, wie diese Konzepte für eine Kritik sozialer Hierarchisierungen und Ausschlussmechanismen insbesondere unter digitalen Bedingungen produktiv gemacht werden können. Mit dem strategischen Begriff der Medialen Männlichkeiten stellen wir dabei die Ko-Konstitution von Gender, Medialität und Technik in den Vordergrund, wie sie sich insbesondere in zeitgenössischen selbst/dokumentarischen Praktiken vollzieht: Er ermöglicht uns eine Analyse spezifischer digitaler Medienpraktiken und -materialitäten in ihrer Beteiligung an der (Wieder-)Herstellung von Identitätskonzepten wie auch deren Infragestellung. Dabei interessiert es uns, Männlichkeit mithilfe der Analysekategorie Geschlecht und unter Berücksichtigung weiterer Differenzkategorien wie Klasse und Race zu analysieren, um auf diese Weise die spezifischen Dynamiken von Geschlechterdifferenzen und Medien in den Blick zu bekommen, wie sie beispielsweise in den diffusen Mediengefügen einer »Manosphere« entstehen. Diese Gefüge daraufhin zu untersuchen, inwiefern sie Subjektivierungsweisen und Identitätspositionen ermöglichen oder verunmöglichen, bedeutet auch, einerseits den Begriff der medialen Männlichkeiten selbst in seiner funktionalen Setzung einer kritischen Befragung zu unterziehen sowie andererseits diese mit einer Revision und Repolitisierung von Affektbegriffen zu verbinden. So gilt bereits die
Beobachtung verunmöglichter Identitätspositionen in einem zweifachen Sinn: Als Diffusion in Anonymität einerseits, als Kampf um die Anerkennung stets auf dem Spiel stehender Subjektivierungen andererseits. In diesem Sinn ist eine Kritik der Frage dringend, in welcher Weise digitalmediale Gefüge »Empfindungen« dokumentieren, in welcher Weise also Perzepte und Affekte zu differentiellen medialen Kräfteverhältnissen werden, die vergeschlechtlichen und rassifizieren.
‚Soziale Medien‘ sind immer auch mit ökonomischen, (staats-)politischen, kulturellen Diskursen und Praktiken verwoben. Die hierbei entstehenden Sozialitäten und Öffentlichkeiten lassen sich zugleich als Affektgefüge fassen, die spezifische Verbindungen schaffen und andere ausschließen oder zumindest unwahrscheinlich machen. In Anlehnung daran, geht es um die affektive Dimension von Prozessen der Plattformisierung und damit zusammenhängende konzeptuelle Fragen. Ein Fokus liegt auf der Evozierung von ‚feel good‘-content bei den wechselseitigen Plattformisierungen von Museen und Sozialen Medien (spezifisch: TikTok). In diesem Zusammenhang interessieren mich Diskursivierungen, Infrastrukturen, Ästhetiken und Praktiken von ‚Kreativität‘ und ‚Wissen‘ entlang ‚guter‘ Gefühle: „dancing and having fun where we can. […] experiencing the comfort and warmth that comes through simple human connection […] caring for one another“.[1] Eine These lautet: Museen bzw. das Museale sind für die Plattformisierung von TikTok ebenso bedeutsam wie umgekehrt die Sozialen Medien bedeutsam für die Plattformisierung des Musealen sind, wobei die entstehenden Affektgefüge ko-evolutiv aufeinander bezogen sind. Auf dieser Basis geht es mir um eine Theoretisierung und Methodologisierung plattformisierer Affektgefüge, die eben jene als multiple Verschränkungen begreift. Zentrale Fragen hierbei: Wie ließen sich ‚diffraktive Ethnographien‘ denken und umreißen? Könnten sie als Scharnier zwischen medienwissenschaftlichen Methoden und Methoden der empirischen Sozialforschungen fungieren?
[1] https://newsroom.tiktok.com/en-us/our-commitment-to-covid-19-relief-efforts/ (22.02.21).