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"NeuRecht" ist der Versuch, über die Einbindung potentieller "Künstlicher Intelligenzen/ Wesen/ Korporationen" (welche Bezeichnung man dafür auch immer wählen mag) in eine fiktive, zukünftige Gesetzgebung virtuelle Denkbilder mittels Sprache zu erzeugen - Vorstellungen über mögliche und unmögliche künstliche Lebensformen und -formationen an den Grenzübergängen heutiger Denkmuster. |
"NeuRecht" ist eine Arbeit innerhalb des Projekts "KonTaktVersuch", in welchem es um
mögliche Veränderungen des Menschen innerhalb einer von den sogenannten "Neuen Technologien"
beeinflußten Gesellschaft geht. In diesem Kontext sind weitere Arbeiten entstanden, die sich
neben der in "NeuRecht" bearbeiteten juristischen Komponente mit einem möglichen Entwurf
vom zukünftigen Menschen beschäftigen, d. h mit dem Versuch einer biologischen und
anthropologischen Einordnung, basierend auf der jetzt bestehenden, naturwissenschaftlichen
Grundlage (u.a. Entwürfe über die mögliche Weiterentwicklung der Evolutionsbäume,
über die Entwicklung von natürlicher zu künstlicher Evolution usw).
Das Konzept für "NeuRecht" ist Anfang 1994 entstanden und wurde anläßlich der Ausstellung
"WHEN TEKKNO TURNS TO SOUND OF POETRY" in der Shedhalle, Zürich (Juni 1994), sowie in
KunstWerke, Berlin (1995) realisiert."NeuRecht" besteht aus insgesamt 75 Teilen
(Formation s. Grundriß)
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a) 25 Arbeiten (auf der linken Seite der Installation) bestehen aus einem Stahlrahmen (DinA 4), in den 2 Glasscheiben eingefaßt sind. Auf den hinteren Glasscheiben befinden sich jeweils Auszüge aus unterschiedlichen Gesetzestexten, wie Strafgesetzbuch, Bürgerliches Gesetzbuch, Grundgesetz, Wehrstrafgesetz, Tierschutzgesetz etc. . Auf den vorderen Glasscheiben befinden sich Diagramme, die die Bezüge zwischen einzelnen Begriffen aufzeigen, welche sich im Falle der Existenz von wie auch immer denkbaren "Künstlicher Intelligenzen" mit Sicherheit verändern müßten (wie z.B Familie, Anwesenheit, Bewußtsein, Gefahr für Leben und Tod usw.) . Ein Beispiel wäre die Abhängigkeit des Begriffes "Strafe" vom Begriff "Eigentum". Solange man nicht Eigentümer ist, - sei es als Eigentümer an sich selbst (Verweise auf Begrifflichkeiten wie Freiheit, Gleichheit) oder als Eigentümer an materiellen od immateriellen Gütern kann man nach den derzeitig bestehenden Gesetzen nicht bestraft werden, welche im wesentlichen Geldstrafe oder Freiheitsentzug vorsehen. |
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b) gegenüber (auf der rechten Seite der Installation) hängen weitere 25 Stahl/ Glasrahmen, von denen der erste den Text "NeuGesetz" enthält. Dieser Gesetzestext steht in Analogie zu den ersten drei Paragraphen des Grundgesetzes, die im wesentlichen das Gleichberechtigungspostulat enthalten. Die weiteren 24 Rahmen enthalten nichts außer der leeren Glasscheibe selbst, wodurch die Betrachter/innen selbst an die Grenzen der jeweils eigenen Denkmuster und Vorstellungen gelangen sollen. |
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c) Auf der Frontseite hängen 3 Stahl/Glasrahmen mit Diagrammen: Der linke enthält Pergamentpapier mit einem Diagramm über die Aufschlüsselung der heutigen Gesetzgebung in Personenrecht - Sachrecht, rechtsfähig nicht rechtsfähig, geschäftsfähig, beschränkt geschäftsfähig, nicht geschäftsfähig etc. Hierauf sind mit Stecknadeln Folien mit Textfragmenten befestigt, welche Auskunft geben über wesentliche Gesetzesänderungen, z.B Abschaffung der Sklaverei, Einführung des Frauenwahlrechts usw. Der mittlere Rahmen enthält ein Diagramm über Domestikationsbeziehungen zwischen Pflanzen, Tieren, Menschen und Künstlichen Intelligenzen. Der rechte Rahmen enthält auf Pergamentpapier ein Diagramm über mögliche Transformationen innerhalb der Gesetzgebung bezüglich Künstlicher Intelligenzen (z.B den Aufstieg innerhalb des Sachrechts, den Wechsel vom Sach- ins Personenrecht, den Aufstieg innerhalb des Personerechts). Die fiktiven Transformationen basieren auf bereits vollzogenen realen Gesetzesänderungen, wie der Veränderung der Rechtsstellung von Frauen, Kindern, Sklaven, Tieren. |
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d) Zwischen diesen Arbeiten hängen von der Decke herab 21 weitere Stah/ Glasrahmen (angeordnet in Form eines Dreiecks) in DinA3, welche Bildumrahmungen von nicht vorhandenen Bildern enthalten. Darunter stehen die Abbildungsnummer, eine verbale Beschreibung des jeweiligen Bestrafungsvorgangs, sowie der Bildnachweis. Bei den Bildunterschriften handelt es sich sowohl um Vorgänge, die real geschehen sind, durchmischt von Bestrafungsvorgängen die real hätten passiert sein können, sowie Strafen, die es möglicherweise zukünftig geben könnte. Mit Hilfe der rein verbalen Darstellung soll erreicht werden, die bereits im Kopfe der Betrachter/innen manifestierten Bilder hervor oder wach zu rufen und somit bewußt zu machen. |
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e) zu Beginn der Installation befindet sich ein rahmenloses Eisentor, das über die eigene Achse in alle Richtungen drehbar, keine "Schwelle", keinen festzumachenden Übergang darstellt und die Frage nach der möglichen Veränderung der Definition des Begriffes "Raum" stellt. |
Die gesamte Installation ist der Versuch mittels eines "materiellen" "Entbilderungsvorganges" über die Stufen: Material als Bild, Text als Bild, Nichttext als Bild, um somit die Betrachter/innen sich ihrer eigenen inneren Bilder bewußt werden zu lassen.