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Jenny Holzer | künstlerisches Konzept

Jenny Holzers küstlerisches Konzept

Jenny Holzer, die in ihren frühen Jahren gerne Plakat- und Flugblattaktionen benutzte, bedient sich heute gern multimedialer Arbeitsmittel, um ihre Botschaften zu verbreiten. Die Laserprojektion auf das Leipziger Völkerschlachtdenkmal zeigt das eindrücklich. Um so erstaunlicher ist es, wenn sie in ihrer neuen Leipziger Arbeit die insgesamt einen eher sinnlich-meditativen Charakter hat auf traditionelle, jahrhundertealte Techniken und Mittel, wie den mit Schriftzeichen behauenen Stein oder die Glocke zurückgreift. Sie schafft so eine Abwechslung zu den Arbeiten, die man sonst eher mit ihrem Namen in Verbindung bringt.
Seit jeher war der Künstlerin die an vielen Kriegsdenkmälern so häufig verwendete »allegorische, in Stein gehauene Bildsprache, die einer Gesellschaft die problematisch gewordenen Vorstellungen von Heldentum, Ehre, Patriotismus, Opfer vor Augen geführt hatte«, suspekt. (*) Metall und Stein waren und sind wichtige »Bedeutungsträger bei historischen Denkmälern« (*) und verkörpern Dauerhaftigkeit und Unveränderlichkeit. Sie nimmt diesen Sachverhalt zum Ausgangspunkt für eine weitere Sparte ihres künstlerischen Schaffens: Sie verwendet gleiche Mittel, also geschliffenen Granitstein, in welchen sie Texte einmeißeln läßt, deren Tonfall ebenso pathetisch-nüchtern scheinbar unverrückbare, festgefügte Wahrheiten verkündet. Der Unterschied liegt allerdings darin, daß Jenny Holzer mit ihren Texten gegen Gewalt, Krieg und Unterdrückung aufruft. Die Besonderheit des Leipziger Ehrenmals liegt darin, daß sie sich allein auf Texte Goerdelers beschränkt hat und auf eigene Texte verzichtete.
Die Arbeiten mit dem Material Stein sind nicht die ersten ihrer Art. Auf der Biennale in Venedig oder im Guggenheim-Museum in New York trat sie schon einmal mit einem gemeißeltem Text an die Öffentlichkeit. Dabei ist es ihr ausdrückliches Anliegen, als Künstlerin völlig in den Hintergrund zu treten und ungenannt zu bleiben, da ihre Texte ohnehin entsprechende Wirkung zeigen. Dies ist ein wesentlicher Ansatzpunkt und Teil des künstlerischen Konzeptes Jenny Holzers.
Mit ihrer Arbeit will sie einen weiteren Adressatenkreis als denjenigen ansprechen, der es gewohnt ist, nur innerhalb des Museums Kunst anzutreffen. Die Künstlerin spricht in ihrem Werk über Dinge, die in öffentlichen Diskussionen gewöhnlich tabu sind. Besonders thematisiert sie »Frau und Gewalt«, sowie »Angst, Machtmißbrauch, Vergewaltigung, Folter, Schmerz, Verletzung, Terror, Verlust der Menschenwürde, Aufgabe des eigenen Denkens, Herdentrieb...«. (*) Jenny Holzer versucht ihre Texte so zu »feilen, bis sie so klingen, als seien sie jahrhundertealte Redewendungen«. (*)
Jenny Holzer legt auf folgenden Sachverhalt besonderen Wert: »Die Schrift berieselt den Betrachter nicht, sie will gelesen werden« und erlaubt insofern »keinen einfachen Konsum.« (*)
»Schrift lesen [...] erweist sich [...] als überaus körperliches Erlebnis. Die geschilderten, behaupteten [...] Sachverhalte prägen sich dem Bewußtsein ein und lösen nachhaltig wirkende Assoziationen und Empfindungen aus. [...] Die Sensibilisierung für und durch Jenny Holzers Beschwörung von Gewalt und Tod und Terror und Krieg ist hier so gesteigert, daß die Betrachtung ihrer Arbeit zum kathartischen Erlebnis werden kann.« (*)


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