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Deborah Jeromin

Bauvorhaben Richard-Wagner-National-Denkmal

Abbildung
Bauschild am Richard-Wagner-Hain Foto: Deborah Jeromin

Das Bauschild »Bauvorhaben Richard-Wagner-National-Denkmal« gibt die fiktive Bauzeit Mai bis Oktober 2013 für das Richard-Wagner-National-Denkmal an (dessen reales Vorbild sollte 1932/33 entstehen). Grafisch orientiert es sich an einem aktuellen Bauschild der Stadt Leipzig. Alle darauf erwähnten Ämter, Telefonnummern und das Wappen deuten auf den Nationalsozialismus hin. Verwendet wurde beispielsweise das historische Datum, an dem Hitler den Grundstein für das »Richard-Wagner-National-Denkmal« gelegt hat, oder die fiktive Institutionenbezeichnung »Amt für Volk und Boden«. Die ›Bauleitung‹ haben der Landschaftsarchitekt Gustav Allinger, der den Richard-Wagner-Hain geplant hat, und der Bildhauer Emil Hipp, der das nie vollendete National-Denkmal fertigte. Anstelle der Stadt Leipzig ist das »Historische Leipzig« der Bauherr, um auf die unsichtbare NS-Vergangenheit des Richard-Wagner-Hains, der eigens für das Denkmal angelegt wurde, aufmerksam zu machen. Der riesige Reliefklotz, der das eigentliche Denkmal darstellen sollte, erreichte Leipzig kriegsbedingt nie und fügt sich damit in die Reihe unvollendeter Richard-Wagner-Denkmäler für Leipzig ein. Besonders an diesem Plan für ein Richard-Wagner-National-Denkmal sind die größenwahnsinnigen Dimensionen. Die Pläne für das »Richard-Wagner-Forum« als Ort für eine Art NS-ideologischen Initiationsritus lassen dessen Verquickung mit wagnerschen Mythen erschreckend vor das innere Auge treten. Die Arbeit »Bauvorhaben Richard-Wagner-National-Denkmal« versuchte, die Verbindung zwischen der Rezeption von Wagner und dem Nationalsozialismus zu benennen – im »Wagner-Jahr 2013«, in dem die Stadt Leipzig zu einer neuen Identifizierung mit dem in Leipzig geborenen Wagner ansetzt, beispielsweise mit der Image-Kampagne »Richard ist Leipziger«, die Wagner lokalpatriotisch »positiv« besetzen soll. Während der Ausstellungszeit gab es viele Reaktionen auf das Bauschild, die auf dem Blog »richardwagnernationaldenkmal.blogsport.de« nachzulesen sind.

Text: Deborah Jeromin

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