Meat Lover

ILLUSTRATED BY JULIA

CONTENT NOTE:
Enthält explizite Darstellung und Erwähnung von körperlicher Gewalt, Blut, Verletzungen, Tod, Sex und menschlicher sowie nichtmenschlicher Leichen


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Diese illustrierte Geschichte basiert auf dem wahren Fall von Armin Meiwes, der seine Internetbekanntschaft Bernd Brandes im Jahr 2001 tötete und zum Teil verspeiste. Für diese Tat wurde er wegen Mordes und Störung der Totenruhe zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt.
An einigen Stellen wurde die Geschichte gekürzt und auch die Darstellungen sind natürlich eine freie Interpretation der Geschehnisse. Die Informationen zum Tathergang kommen aus verschiedenen Dokumentationen und Zeitungsberichten, besonders wurden aber Meiwes‘ eigene Aussagen aus einem Interview beachtet. Dr. Thomas Müller, Fallanalytiker und Kriminalpsychologe, führte Teile dieses Interviews und trug dabei eine glänzende Lederjacke. In diesem Interview wird ausführlichst über die Hintergründe zur Tat und den Tathergang gesprochen, Müller wirkt dabei sehr verständnislos für Meiwes‘ Verlangen, einen anderen Menschen zu schlachten und zu essen. Es scheint für ihn ein mysteriöser und monströser Denkvorgang zu sein, den Meiwes gebraucht hat, um die Tat zu begehen. Die offensichtlichen Parallelen zu seiner Jacke fallen ihm wohl nicht auf, weil er von der Produktionsweise seiner Jacke zu sehr distanziert ist. Diese Verschiebung der eigenen Moral, je nachdem um wen es geht, ist eine Auffälligkeit, die in dem Buch in den Fokus gerückt werden soll. Das Unbehagen, was beim Lesen des Buches und beim Betrachten der Seiten entsteht ist eines, was vielleicht ausbleibt, handelt es sich um normalisierte Akte der Grausamkeit, zum Beispiel in der Schulmensa, beim Eis essen oder auf einem Grillfest. Noch nie gab es eine Triggerwarnung vor Supermarktwerbungen, obwohl diese voll mit expliziten Leichendarstellungen sind. Dabei sind diese alltäglichen Akte, gerade durch die Perfektion des Ausbeutungs- und Tötungsvorgang und auch durch die bloße Anzahl der Opfer, mindestens genauso aufsehenerregend und verstörend, wie Meiwes` Tat wahrgenommen wird.

Der bestehende Glaube, dass menschliche und nichtmenschliche Tiere einen derart anderen gesellschaftlichen Stand haben, dass dieser es rechtfertigt, die vermeintlich weniger Wertvollen allein für den Geschmack, zu züchten, aufzuziehen und zu töten, ist fest in unserer Gesellschaft verankert und trotzdem auf keinem logischen Argument basierend. Diese Unterscheidung wird als selbstverständlich vorausgesetzt und scheint ein unhinterfragbares Dogma zu sein, obwohl wir längst wissen, dass andere Tiere genau wie Menschen Familienstrukturen, Empfindungen, Persönlichkeit, Selbstbewusstsein und Autonomie haben. Dass Tiere denken können, ist mittlerweile wissenschaftlicher Konsens. Manchen nichtmenschlichen Tieren wird sogar ein besonderer Status eingeräumt, ihnen wird eine Persönlichkeit und Individualität zugestanden, so etwa Hunden und Katzen in vielen Gesellschaften. Dass selbst innerhalb der „anderen“ Tierspezies solche willkürlichen Unterschiede gemacht werden, unterstreicht nur die Absurdität dieses gesellschaftlichen Dogmas.

Zuletzt denke ich, dass es in einer Gesellschaft, in der schon Kinder vorgelebt bekommen, dass es in Ordnung ist, andere empfindsame Lebewesen zu töten, aufgrund der bloßen Tatsache, dass diese anders und damit angeblich weniger wert sind, fast schon selbstverständlich ist, dass dieses Argument auch auf menschliche Lebewesen übertragen wird. Teile der Kannibalen-Community, die sich im Internet wie Meiwes und Brandes über Tötungsfantasien austauschen, wurde im Kindesalter mit normalisierten Gewaltakten gegenüber nichtmenschlichen Tieren, so etwa Hausschlachtungen, konfrontiert. Es kann keine gewaltfreie Gesellschaft geben, wenn die Grundpfeiler dieser auf gewaltvoller Ideologie aufgebaut sind und gewaltvolles Handeln normalisiert und sogar belohnt wird.

Kontakt: juliari@hgb-leipzig.de
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