rFACE_to_vFACE ist die Inzenierung einer Face-to-Face Kommunikation
an der Schnittstelle zwischen REALEM (physischen) und VIRTUELLEM RAUM
- eine Gratwanderung an den Grenzen zwischen REAL LIFE und VIRTUAL LIFE.
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Die Arbeit ist Bestandteil meiner derzeitigen Auseinandersetzung mit DISPLACED_PERSONS,
Personen ohne Ort, unlokalisierbar zwischen IRGENDWO und NIRGENDWO, wobei im Mittelpunkt
dieser Installation die Konfrontation jeweils zweier Personen steht
(Ausstellungsbesucher/in, User/in), die nicht wirklich direkt miteinander kommunizieren können.
Dem Besucher vor Ort (rFACE) steht als einziges aktives Kommunikationsmittel nur der
eigene Blick, sowie Mimik und Gestik zur Verfügung, dem User (vFACE) im Internet nur Text/Sprache,
welcher vor Ort mit Hilfe eines Sprachsynthesizers in ein künstliche Stimme umgewandelt wird.
Durch das Internet wird die KOMMUNIKATION, die SOZIALE INTERAKTION, maßgeblich verändert. So entwickelt es sich mehr und mehr zum SOZIALLABOR FüR EXPERIMENTE. Das beständige Pendeln zwischen sogenannter realer (physischer) und virtueller Welt gestaltet sich immer unauffälliger, das Agieren in aufgeteilten Präsenzen (vor Ort und überall gleichzeitig) wird kaum bewußt als solches wahrgenommen. Die Erfahrungen, die in dieser "WELT OHNE TIEFE" gemacht werden, sind jedoch durchaus ernst zu nehmen und nicht als bloßer Schein zu bagatellisieren. Erst sie verstehen zu lernen bedeutet auch einen kritischen Zugang zu ihnen zu ermöglichen. |
INSTALLATIONSBESCHREIBUNG
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VOR ORT (im Ausstellungsraum) befindet sich an einer Wand eine schlichte
Holzkiste mit einem kreisrunden Loch, welches die Besucher/innnen bei einem
Blick ins Innere NICHTS sehen läßt und somit den Voyeurismus der Betrachter/innen
schon nach kürzester Zeit enttäuscht. Das "Schauen" der Betrachter/innen wird synchron
mittels einer in der Kiste befindlichen Infrarotkamera unbemerkt aufgezeichnet und
zeitgleich im wahrsten Sinne des Wortes "hinter deren Rücken" auf eine Videoleinwand
projiziert. Allein der/die Voyeur/in ist in der Lage für einen kurzen Augenblick lang
eine Projektion erscheinen zu lassen ohne, daß der Vorgang für ihn selbst jemals
wahrnehmbar ist. Es bedarf der Aufklärung durch andere Besucher/innen VOR ORT.
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INTERNET
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Das selbe VIDEOBILD erscheint parallel dazu in der Bildmitte der Website
rFACE_to_vFACE. Befindet sich kein Betrachter/in vor Ort sieht der USER
auf der Website durch das weiße Loch gleichsam in die Ferne.
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Ein von Zeit zu Zeit ins Loch blickender Besucher schaut scheinbar
aus den Weiten des Netzes dem USER direkt ins Auge. Je mehr sich
die Besucher/innen vor Ort dem LOCH nähern, desto schärfer erscheinen sie.
Nur das unmittelbar ins Loch blickende Auge ist in völliger Schärfe zu erkennen.
Beim Entfernen verschwimmen die Konturen der Gesichter erneut bis sie sich
wieder ganz im Weißen auflösen.
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Der User hat die Möglichkeit, sich mit Hilfe des unter dem Videobild
befindlichen TEXTEINGABEFENSTERS vor ORT zu äußern. Der Text, welcher
in das Textfeld eingegeben wird, ist unmittelbar nach der Bestätigung
durch die Returntaste aus einem Lautsprecher neben der Kiste vor Ort als
synthetische Stimme zu hören. Mit Hilfe dieses Instruments kann der User
nunmehr versuchen Besucher/innen mit Hilfe von Äusserungen in die Nähe des
Loches zu bewegen. Die Betrachter vor Ort haben im Gegenzug nur die
Möglichkeit sich über Blicke, Mimik und Gestik mitzuteilen.
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Beide Formen der Äußerung (was im Netz sichtbar ist und vor Ort hörbar ist)
dienen als Realitätsersatz. Sie sind der einzige Zugang, das einzige Indiz
für eine Existenz oder Präsenz, selbst wenn es das Gegenüber nicht wirklich
geben sollte. Trotz hinweisendem Konzept (vor Ort und auf der Website) sind
beide (User und Besucher) auf ihren Glauben aneinander angewiesen,
im gegenseitigen unnachprüfbaren Vertrauen darauf, ob das Gegenüber wirklich
existiert. Dahinter steckt die Frage in welchem Ausmaß die reale Welt selbst
zum Simulationsspiel geworden ist.
Bewahren wir noch ein Gespür dafür, wann sich SIMULATION von WIRKLICHKEIT unterscheidet und ist dieses Gespür mehr als eine Illusion? Wenn Sie eine ANTWORT haben, lassen sie es mich wissen ... |