Jahresrückblick 2022
Im „Jahresrückblick 2022“ werden verschiedene Ansätze zu künstlerischen Geschichten aufgezeigt und ihre Unvollendetheit, bildet die Gesamtheit jener Zusammenfassung. Die Frage „Warum“ muss dieses Werk entstehen, umgeistert den Betrachter und dieser wird mit dem unangenehmen Gefühl allein gelassen, denn die Arbeit gibt keinen Mehrwert. Es ist präsentiert in einer Installation, wo das Video in einem großen Pappschloss untergebracht ist, das immer wachsend wirkt und von skizzierten aber gerahmten Bildern umgeben ist. Amalia Kuhlmann hatte schon seit ihrer Kindheit einen seltsamen Arbeitsethos und einen extremen Hang zu suchthaften Schlafexessen. In ihren Träumen, sagt sie, findet sie eine ganze sich wiederholende Welt wieder, der immer die Pointe fehlt und die darum, ungleich des Kinofilms, in Unendlichkeit vor sich hin wachsen kann.
Es entsteht die Frage: „Was ist Unterhaltung?“
Dieser Artist Statement entsteht, um für den künstlerischen Prozess einen Abschluss zu finden, den er sich selber nicht geben konnte. Das folgende Zitat „…in die feste Rolle dienender Tätigkeit gezwungen.“ wurde einem Artikel entnommen, der damit die Küntslerin Ursula fälschlich als eine arme Hausfrau einsortierte, obwohl sie ihrer Zeit eine erfolgreiche Künstlerin war. Aus diesem Grund wird es hier seinem Sinn entrissen in ein neues Kleid gewandelt und dient dem Verständnis spinnerhaften Prozesskunst.

Meine künstlerische Praxis hat mich
„…in die feste Rolle dienender Tätigkeit gezwungen.“

Die nächste Arbeit wird heissen:„Gut zu Vögeln“
Von diesen Ansätzen aus wollen wir weitergehen, um Ihnen die neue Welt vom nächsten Epos zu zeigen. In „gut zu Vögeln“ werden wir die Freundin der Künstlerin, Clara Rotermund, bei der ornithologischen Kontemplation betrachten. Sie stellt sich ihre persönlichen Fragen, während das Video weitergeht in einem Drohnenflug zu den Felsen bei nistenden Möwen zu leben. Mit der herrlichen Technik des Zwischenschnitts können wir diesen Welten eine Gleichzeitigkeit verleihen. In der Technik finden wir gute Tricks, so wie jetzt auch der Film in dieser Pitch/Text Form keinen Schwierigkeiten der Umsetzbarkeit unterliegt. Clara Rotermund wird einen Kaffee zubereiten und Spiegeleier braten und mit dieser Tätigkeit an den Unterwasserhosen Epos (Siehe Jahresrückblick 2022) anschließen. In surrealistischer Manier können sich Vögel in Fische, Drohnen in U-Boote und Geschichten in andere Geschichten verwandeln, wobei wir die Unabschließbarkeit, der Erzählung erfahren.
„Ist das Unterhaltung?“
Die Künstlerin, Amalia Kuhlmann, hat sich schon im Teenager Alter auf unterschiedlichen, damals noch unbezahlten Streamingdiensten, der Welt der Sequels gewidmet. Der Hauch von Fantasterei und der Freude niemals Abschied nehmen zu müssen verziert den Ekel der endlosen Ausschlachtung einer Idee. Es ist eine eigene Frage, wie man mit Ideen umzugehen hat, wenn man allen Figuren, die man künstlerisch erschaffen hat im Jenseits wieder begegnen wird. Werde ich tausenden Häusern unterwasser begegnen oder einem einzigen, mit irritierender Architektur?

Einige weitere Aspekte
Viele Bilder der Künstlerin entstanden in einem Prozess des Abpausens, was sie nicht müde wird ihrem Umfeld zu erzählen. Es ist eine einfache und auch recht praktische Methode, um einigermaßen schnell zu einer großen Zahl handgemachter Bilder zu gelangen. Da jeder künstlerische Prozess seine Technik braucht kommt man nicht umhin über die verschiedenen Ebenen nachzudenken, auf denen diese Technik funktioniert. In diesem Fall möchte ich im Besonderen auf die der Sabotage hinweisen. Zwar ist die Künstlerin mit ihrem Werk und ihrem Tuen weitesgehend allein, aber es gibt immer die Möglichkeit durch eine spleenige Besessenheit auf eine Methode sich weit von diesen Dingen und ihrer eigenen Gedankenwelt zu entfernen. Arbeitet sie 80% Prozent an einer vermeintlich geistigen Arbeit, schafft sie es trotzdem 90% dieser 80% mit durchpausen, nachziehen, einschwärzen und durchdrücken zu verwenden. Auf englisch nennen sie diese Technik tracing und somit verfolgen. Während da eine Geschichte ist, die erkannt werden, entdeckt werden will, schafft es die geübte Künstlerin, durch ständiges Verfolgen der Form und der Linien in eine handwerkliche Jagd zu verschwinden, aus der sie erst erwacht, wenn sie den Hinweisen nachspürend mit krampfender Hand so zu sagen am anderen Ende der Stadt angelangt ist. Für den Ausstellungskontext wird dies zu einem Segen, für all jene die eine volle Wand mit einem wohligen Gefühl begegnen, es wurde gearbeitet, konsultiert, manövriert und sabotiert. Man umarbeitet die „Sachen“ vielleicht in einer spiralförmigen Geste. Was uns zu der Frage weiterführt:
„Was heißt es Teil von Kultur zu sein?“
Kultur ist immer mehr als Unterhaltung, während einem ein Unterhalt als Lebensgrundlage dienen kann. Im Grunde wissen alle, was in der Mitte der spiralförmigen Geste zu finden ist, aber niemand spricht es aus. Ich möchte dies an dem künstlerischen Beispiel festmachen, am ersten Abschnitt des „Jahresrückblicks 2022“ in dem eine Geschichte von einem schwarzen Loch erzählt wird. In erster Linie interessieren sich alle für schwarze Löcher, für allgemein Weltraumreisen und traurige aber schöne Protagonistinnen. Zwar ist die Geschichte noch nicht geschrieben, ja, man ist sich noch nicht sicher, ob es überhaupt ein guter (neuer) Ansatz ist, aber die Künstlerin hat bereits einige Füße, Köpfe, Nasen und Hände abgepaust, getraced, verfolgt, das heißt die Spur verfolgt eines Stop-Motion Films, der nun ohne Text und ohne Kontext im Nichts hängt. Im Nichts hängt wie unsere Protagonistin. Wenn etwas eine geübte Künstlerin ausmacht, dann dass sie niemals müde werden darf zu labern, also zu assoziieren, also frei den Mund immer offen zu haben. Jeder Schritt verlangt einen nächsten. Wenn ich dem schwarzen Loch im Jenseits begegnen muss, sollte ich lieber wollen das es einen interessanten Charakter hat. Daran sieht man, wie vorauseilende Sabotage eine starke Grundlage für ein künstlerisches Werk werden kann, wie man durch spiralförmigen Zeitvertreib eine endlose Quelle finden kann, und wie alle Menschen dazu ermutigt werden sollten sich selber auf ihre eigene seltsame Art immer zurückzuhalten, sich selbst abzubringen, sich zu sabotieren.
Auch wenn sie es immer noch nicht aussprechen wollen, bin ich mir ziemlich sicher das sie nun verstehen, was in der Mitte unserer prozesshaften Spirale zu finden ist.
