BARBARA KRUGER UND HÄNDE

Die Bilder müsst ihr selber suchen. Eine interaktive Praxis

„By bringing the world into her work, Kruger confronts the stereotypes and cliches of power, sexuality, and representation. Kruger as a spectator does not accept the reflection, nor does she shun it or hit it with the violent force of a fist. She „ruins“ these representations–shattering them with a generous empathy, a rigorous intelligence, a sharp wit, and a big „dollop“ of laughter.“
(Barbara Kruger von von Barbara Kruger (Autor), Ann Goldstein (Autor)..., 1999 S. 36)

EINLEITUNG

Im Zusammenhang mit dem „Text und Bild“ Seminar beschäftige ich mich mit den Bildern von Barbara Kruger. Wie in der Werbeindustrie setzt sie Fotografie und Text ein. Ihre Werke vermitteln starke Aussagen über gesellschaftliche bis hin zu politischen Inhalten. Diese bewegen sich oft in Widersprüchen und vermeintlicher Dualität.
Ich bin verschiedene Ansätze durchgegangen, auf was ich mich in dieser Hausarbeit konzentrieren will.
Wie soll ich das sagen? Ihr Werk ist sehr zugänglich. Jeder versteht die Bilder. Gerade deshalb habe ich das Gefühl: Was soll ich dazu sagen?
Also hatte ich überlegt kunsthistorisch daran zu gehen, Kruger und Andy Warhol zu vergleichen. Einfach weil beide Bildsprachen von Werbung übernehmen. Vielleicht tue ich das auch am Ende.
Aber erst einmal will ich mich auf etwas anderes konzentrieren. Aus dem Thema „Bild und Text“ mache ich das Thema „Hände und Text“.
Schaut man durch ihre Bilder findet man immer welche, in denen Hände das Hauptmotiv sind: Sie tuen etwas, halten etwas, berühren sich.
„You feel with your hands“ steht auf einem ihrer Bilder.
Welche Fragen entstehen für mich zu Beginn?
Ich denke an Hände, die handeln - im Gegensatz zu dem Text, der Abstrakt und im Kopf ist.
Ich denke, dass Hände die Figur anonymer machen. Wem gehört die Hand: „You“ oder „I“?
Und ist es nicht so, dass die Welt voll mit Bildern von Händen ist? Deshalb ist es bei Barbara Kruger nicht anders „By bringing the world into her work“.
Wie würde ich das wieder mit Andy Warhol verbinden? Was doch der ursprüngliche Plan war. Vielleicht greift einer ihrer schwarz/weiß Hände am Ende nach einer „Campbell Soup“.
Ich wünsche den LeserInnen viel Spaß.

IHRE METHODE

Zunächst müsste man klären, wo die ganzen Bilder mit Händen herkommen. Barbara Kruger lernte ihre Methode im Grafik Design.
„Can I just become an artist by using magic marker (...) –No of course not!“ (Barbara Kruger: Part of the discourse, 2017, https://spruethmagers.com/ artists/barbara-kruger/) Erzählt sie über ihren Weg zur Künstlerin, denn es zeigte sich anders, als in diesem Dialog.
Die Bilder sammelte sie in alten Magazinen. Manche sind ikonisch. Die meisten sind aber von einer beeindruckenden Banalität - Bildermüll. Wären sie nicht von ihr ausgewählt worden, wären sie schon längst vergessen. Wie die Bilder heute noch: von Händen, die einen Bauch streicheln oder die Haare raufen, in ein paar Apothekenmagazinen auftauchen und anschließend wieder verschwinden. Das Fußvolk der Werbefotos.
Sie sagt, entweder ist zuerst der Satz da, für den sie dann das passende Bild findet, oder sie findet ein Bild, zu dem sie unbedingt einen Satz machen muss.
Die Sätze: Sie sind immer in Futura Bold oder Helvetica Ultra Condensed typeface gestaltet. Auch diese sind aus den normalen Wörtern der alltäglichen Werbung zusammengesetzt. Fast immer ein „You“ und „I“, meistens knapp und noch irgendetwas mit Liebe oder Business.
Die Zusammensetzung macht dann den Inhalt, den Widerspruch der uns unruhig werden lässt. Und die Power, die sie in die Zusammensetzung steckt! Denn ich habe das Gefühl, dass ich ihre Aufregung spüre, wenn ich über ihre Bilder auf die Welt schaue.
Bild: schwarz/weiß. Text: weiß/rot. „Don’t be a jerk“ Wir würden sie immer erkennen mit ihrem stringenten Stil. Gutes Marketing - Oder eher Campaining für kritisches Denken.

UNTITLED (YOU INVEST IN THE DIVINITY OF THE MASTERPIECE), 1982

Übersetzung: Du investiert in die Göttlichkeit des Meisterwerks.
Als erstes Bild der Betrachtung habe ich dieses ausgewählt. Simpel, weil es das älteste Stockfoto mit Händen ist, das sie verwendet. Die klassischsten Hände der europäischen Kunstgeschichte. Die Hände von Adam und Gott im “masterpiece“ von Michelangelo.
Die Berührung der Finger steht für die Erschaffung des Menschen. Hier wohl eher des Mannes.
„she draws a parallel between the Biblical creation story and that of a lauded masterpiece of Western painting“ und kritisiert damit die Aufrechterhaltung des „patriarchal narratives“.
(Gallery label from What is Painting? Contemporary
Art from the Collection, July 7–September 17, 2007.)
Anmutig und romantisch fügen sich die Hände in eine Linie. Dadrunter direkt groß und brutal „divinity“ als wäre es ein Schimpfwort.

HÄNDE IN DER KUNSTGESCHICHTE

"Hände sind schon ein komplizierter Organismus, ein Delta, in dem viel fern herkommendes Leben zusammenfließt, um sich in den großen Strom der Tat zu ergießen. Es gibt eine Geschichte der Hände, sie haben tatsächlich ihre eigene Kultur, ihre besondere Schönheit; man gesteht ihnen das Recht zu, eine eigene Entwicklung zu haben, eigene Wünsche, Gefühle, Launen und Liebhabereien.“ (Auguste Rodin von Rainer Maria Rilke, 1902)
Hände sind wohl schon lange ein beliebtes Bildmittel. Sie machen Gesten und erzählen Geschichten. Ich kann an beliebige Gemälde der Renaissance denken und sehe vor mir eine Komposition, die sich komplett über Hände trägt. Sie zeigen auf etwas. Sie halten etwas. Sie berühren sich und machen eine Beziehung
auf. Hände sind ohne Worte einfach super um Geschichten zu erzählen. Bis hin zu Taubstummensprache.
Die Hände von Gott und Adam werden ikonisch in ihrer Geste. Überall werden sie zitiert. Bestimmt auch in weiteren Stockfotos von Krugers Bildern, die wir betrachten werden.
„Traditionell war die Hand des Künstlers das Sinnbild seiner Genialität: Sie übertrug den Geist auf das Material. Mit Duchamp übernahm der Kopf die Regie.“
(Geschichte der Hand in der Kunst Ein Werkzeug für alle Fälle von Sebastian Frenzel, Monopol 6/2014)
Klar, Hände und handgemachtes verschwinden in der Industrie und die Konzeptkunst, wie auch Krugers Werk, braucht keine Handarbeit mehr, arbeitet durch Ideen und Gedanken. Aber die Symbolik von Händen hört nicht auf. Was wir aus den alten Gemälden kennen geht in Pop-Kultur und Werbung weiter. Wie die „Fußvolk“ Werbefotos. Ganz schnell und simpel. Handmodell ist ein Job.
Und bei diesen einfachen Fotografien, die irgendwie so simpel, möglichst allgemein gültige Sehnsüchte veranschaulichen, springt Barbara Kruger ein. Hände sind in einer Handlung, setzen sich in Beziehung zu einander.
„Who owns what?“ Das bietet sich an, um Machtstrukturen auf Handlungsebene zu betrachten.

UNTITLED (ADMIT NOTHING/BLAME EVERYONE/BE BITTER), 1987

Übersetzung: Gebe nichts zu/ beschuldige jeden/ sei hart
Bleiben wir bei Männern die sich die Hände reichen. Zwei Hände sind davor sich zu greifen, einen Pakt zu schließen. Im Hintergrund eine Landkarte. Teilen sie sich die Welt auf? Man sieht den Saum von Anzügen: Also Business Männer. Auf dem Handschlag steht der Satz in drei roten Bannern: Der Business Codex auf den sie sich einigen. Herrschaftlich und freudig schlagen sie ein. Wofür? Dafür keine Verantwortung zu übernehmen, sich alles zu nehmen. Kurz unsozial und fies zu sein. Zwei Menschen verbünden sich niemanden zu helfen. Auch nicht gegenseitig? Schließlich reichen sie sich die Hände?
Hier sehen wir wieder das Motiv von Adam und Gott. Eine Hand von links unten. Die andere Hand von rechts oben. Eine dynamische aufwärts Diagonale. „Die Erschaffung des Business Mannes“

UNTITLED (THINKING OF YOU), 1999-2000

Übersetzung: An dich denken
In diesem Bild sehen wir die Hände ganz nah. Sie stechen sich selber mit einer Sicherheitsnadel. Was ein unangenehmer, intimer Moment! Zu der Selbstverletzung setzt sie fett den liebevollen Satz „denke an dich“ hinzu. Die Sicherheitsnadel lässt mich an eine Hausfrau denken; Im Zusammenhang mit dem Satz an eine unglückliche Ehe. Wer ist das „You“, die abwesende Figur an die gedacht wird. Bin ich dann als BetrachterIn diese Person, wegen der sich eine andere Quält. Die Abgründe von Liebe.

UNTITLED (YOU KILL TIME), 1983

Übersetzung: Du tötest Zeit.
Das Bild passt gut zu „Thinking of You“. Einfach ganz schön. Handwerklich präzise bemalen die Hände einen kleinen Totenkopf. Und damit tötet er Zeit. Also „You“ - Also ich - Also ich mache das. Dabei basteln die Hände den unschuldigen Totenkopf. Beschäftigen sich mit Tod. Produzieren Tod. Töten dabei Zeit? Hände die alleine für sich etwas tun sind bei diesem und dem davor auf einem schwarzen Hintergrund. Im Nichts. In der Einsamkeit. Lassen wir die beiden Einsamen mit einander kommunizieren.
Das ist lustig.
„Thinking of you- You kill time“ „You kill time- Thinking of you“
Alles Nutzlos.

UNTITLED (THE MARRIAGE OF MURDER AND SUICIDE), 1988

Übersetzung: Die Hochzeit von Mörder und Selbstmord
Wir hatten die Business Hände, die ihren Pakt schließen und die Hände, die das Leid einer Ehe verdeutlicht. In diesem Bild kombiniert sich beides. Ein Mann reicht einen angebissenen Apfel nach vorne ins Bild. Da er ein Anzug trägt denke ich wieder an die Business Männer. Beim Apfel denke ich an den Sündenfall und Adam und Eva. War es nicht eigentlich Eva die Adam den Apfel reicht? Hier ist es der Mann. Wieder wird hier scheinbar ein Pakt geschlossen. Wir schauen nicht von außen zu sondern sind
Vertragspartner. Dem Mann gegenüber. Sein Angebot ist nicht verlockend. Nicht nur das er von dem Apfel schon was abgebissen hat, sondern auch was auf dem Apfel steht. Es ist kleiner geschrieben, als sonst auf Krugers Bildern. Man muss schon genauer hingucken. „ Die Hochzeit von Mörder und Selbstmord“. Wenn ich annehme? Wer werde ich sein? Was wird da passieren? Der Mörder bringt jemanden um. Aber es ist Selbstmord. Keiner wird dafür gerichtlich belangt werden. Hier nimmt es wieder die
Hände mit der Sicherheitsnadel auf. Beziehen wir das auf häusliche Gewalt. Auf psychische Gewalt. Dann sieht Kruger klar eine Verantwortung bei den Partnern. Es taucht keine unglückliche Person auf ohne eine zweite, die Grund/Täter für das Unglück ist.
Zwischeneinzug: Es fällt auf wie viele christliche Motive vorkommen. Selbst in der Behandlung der modernen westlichen Welt. Dies verdeutlicht in Krugers Sinne auch die Kontinuität der patriarchalen Gesellschaftsstrukturen.

UNTITLED (I SHOP THEREFOR I AM), 1987

Übersetzung: Ich shoppe dafür bin ich.
Noch eine Hand, die uns etwas Anbietet. Ein Versprechen das wieder doch nicht verlockend ist. Die Hand hält ein Rechteck. In der Größe einer Kreditkarte. Dadrauf der Satz „I shop therefor I am“. Es ist das Versprechen der Kreditkarte als Sinnbild für Konsum. Hier ist es auf die Spitze getrieben. Die Kreditkarte, das Shoppen wird zu einem Ausweis. Der Konsum zu deiner Identität. Mal wieder lehnen wir das Angebot ab. Ich will ja nicht dafür da sein, um zu shoppen. Jeder Selbstzweck ist dann weg.
Bin ich dann da für die Produkte, die geshoppt werden wollen?
Ein berühmtes Bild von ihr. Es wurde auch auf Einkaufstaschen gedruckt. Da bringt das Medium noch mehr ironischen Twist - Lustig.

WEM GEHÖREN DIE HÄNDE?

Sind es die Hände von einem Mann oder einer Frau? Vor allem bei den Themen von Geschlechterungleichheit und Schuld wollen wir es wissen oder meinen es eh schon zu wissen. Aber eigentlich bleiben die Hände an sich undefiniert und austauschbar. Wie das „You“ und „I“. Nur den Attribute und Gegenstände lassen uns wissen wem die Hand gehört, ob ich mich damit selber identifiziere. Die Rollen in Machtverhältnissen sind kreiert. Es bedarf seiner Inszenierung. Und Gewalt ist eine Handlung. Das ist der Witz oder die Illusion in den Dualitäten, die in den Bildern behandelt werden. Es ist nicht in sich festgeschrieben wer welche Rolle spielt.

UNTITLED (YOU ARE SEDUCED BY THE SEX APPEAL OF THE INORGANIC), 1981

Übersetzung: Du bist verführt von dem Sexappeal von dem Unorganischen
Besonders schön sieht man den vorherigen Absatz in dieser Arbeit. Die Handschuhe sind das Gegensatzpaar von Mann und Frau. Der Witz ist nur das es dafür gar keine echten Hände braucht. Nur das Attribut, die Mode, ist in diesem Fall das Liebespaar. Unterschiedliche Stoffe und Schnitte machen die Figuren hart und weich. Und sie berühren sich so intensiv, die leeren Hände. Als hätten die Finger Sex. Sexappeal ist eine Ware. Und Geschlechterrollen eine Verkaufsstrategie. Und das verführt dich! Da merkt man auch, wie nur die Idee einer Hand für eine ganze Geschichte ausreichend ist.

HÄNDE UND GEFÜHLE

UNTITLED (ARE WE HAVING FUN YET?), 1987

Übersetzung: Haben wir jetzt Spaß?
Hände, die in Beziehung zu einander stehen. Da gibt es aber auch noch die Hände, die ein Gesicht verdecken. Emotional. Ein Ausdruck des Grauens. Die Nägel der Hand sind lackiert. Eine Frau? Und über ihrem verdeckten Gesicht fragt der Satz ob sie jetzt Spaß haben. Offensichtlich nicht! Der Satz scheint an die Frau gerichtet zu sein und ihren Horror zu vervollkommnen. Sie ist zwar füllend auf dem Bild aber will nicht gesehen werden. Sie will nicht auf dem Bild sein. Die einzige Chance sich zu schützen ist ihr Gesicht mit ihren Händen zu bedecken. Und wir schauen ihr zu. Das ist unangenehm voyeuristisch. Ist es gewaltvoll, dass wir sie angucken. „Having fun yet?“ Sollte sie nicht vielmehr glücklich aussehen, wie wir das gewöhnt sind, wenn wir eine Frau auf einem Plakat sehen. Wo ist ihr strahlendes Lächeln. Nicht hier. Hier ist die Kameralinse ein Horror. Die Kameralinse kommt so nah an das verdeckte Gesicht als würde sie gleich durch die Finger gehen, um doch noch was zu sehen. Beklemmend. Das will man eigentlich nicht sehen. Das ist ein immer wieder kehrendes Thema: Jemanden zu fotografieren, als ein gewaltvoller Akt. Betrachtet zu werden und in einer gewissen Art dargestellt zu werden, eine Verletzung. Es würde dich doch immer in ein Raster drängen. Barbara Kruger behandelt da meist Frauen in der Modefotografie. Sie sind Frauen, nur Frauen, schön und sie existieren in dem Bild für die Kamera und die Hüte, die zu verkaufen sind: „I’m your reservoir of poses“.

UNTITLED (PERFECT), 1980

Was ein schöner Abschluss in dem Bildzyklus über Hände in Krugers Werk. Zum Gebet gefaltet sieht man Frauen(?)hände. Eine biedere Strickjacke. Saubere Haut. „Perfekt“. Hier finden wir wieder das christliche Motiv. Perfektes Christentum, genau so. Heilig, ruhig und verschlossen. Wie die Hände inneneinender greifen. Der gelbe durchsichtige Streifen über der betenden Hand, wie über dem Schriftzug. Er lenkt den Blick auf die verdeckte Fläche zwischen den Händen und die überkreuzten Finger. Perfekt.
Sehe ich es nach dem Bild „Are we having fun yet?“ Kommt in das ruhige Beten ein anderer Faktor. Ein sich verschließen und verstecken. Sich in einer Norm verstecken. In dem perfekten. In dem, wie etwas zu tun ist. Besonders als Frau. In der heiligen und keuschen Zurückhaltung, die das Foto verdeutlicht.

FAZIT HÄNDE

Was haben wir jetzt über Hände gelernt?
„Remote/Control“ Sie handeln. Sie sind Menschen, aber kondensiert auf ihre Handlungen. Sie interagieren, bieten sich oder bieten uns was an. Wie an einer Einkaufskasse. Geben, nehmen und „Who owns what?“ . So changieren sie zwischen den Bildern des Konsum, des Handels und den ideologischen Bildern, die sich noch aus christlichen Gesten speisen. Aber die Grenzen verfließen. Beten und Segnen wird zu Handel und Eigentum. Kaufen und Verkaufen zu einer Ideologie geladenen Pose. Für Barbara Krugers klare eindringliche Sprache sind die Hände und ihre Kraft, Geschichten und Verhältnisse zu erklären, unumgänglich. Es geht Hand in Hand. Geht es um Produkte und Konsum sind die Hände dem körperlich am nächsten. Sie greifen nach etwas. Begreifen auch etwas. Aber du siehst das Produkt in dem Griff einer Hand und fragst dich: Wem gehört diese Hand? Vielleicht ist das meine Hand? Wenn du runter guckst und da eine neuesArmbanduhr glitzert.

KRUGER UND WARHOL

Und nun wollten wir zum Ende des Textes Krugers Hand nach Warhols Campbell Soup greifen lassen. Wagen wir es! Warhol zeigt uns das Produkt nur das Produkt, wie eine Götzenfigur. Kruger gibt uns die betenden dazu. Die Menschen (und ihre Hände), die um das Produkt ihre sozialen Verstrickungen nachgehen.
„His (Warhols) acuity can be construed as a kind of coolness“ („Andy Warhol’s Contempt for, and Adoration of, the American Performance“ By Barbara Kruger November 12, 2018)
Tatsächlich finde ich in Warhols Werk fast keine einzige Hand. Und das ist kein Zufall. Seine Kunst steht für das Fabrizierte und die Maschinen. Er will selber lieber Maschine als Mensch sein. Keine Individualität eines Fingerabdrucks,
sondern für alle die gleichen Produkte. Alle genau gleich. Nennen wir das Aluminium der Dosensuppe kalt, also cool. Krugers Hände und aufgeheizten Verstrickungen zwischen Menschen sind warm bis heiss. Wohl uncool.
„I am trying to interrupt the stunned silences of the image with (...) uncool embarrassment of language.“
(Kruger, in Anders Stephenson, „Barbara Kruger,“ Flash Art, no. 136 (October 1987):55.
Nein ihre Texte sind das was sie „uncool“ nennt, weil sie so unverblümt und ehrlich sind? So ein bisschen einfach gestrickt? Aber trotzdem finde ich die „uncoolness“ liegt tiefer im Werk. In ihrer Aufgeregtheit bis Wut über die Welt. Über das Leid in so vielen Arten von Beziehungen.
Ich habe das Wort „uncool“ von ihr übernommen. Cool ist sie auf jeden Fall. Durchgehend. So wurde erst letztens ihr Font Style von der Marke „Supreme“ als das Mega Coole Ding verkauft. Auch klein und handlich als Fingerskateboard. Damit hat dann die Marktwelt Krugers Kunst wieder eingeholt. Sie imitiert oder ihre Überspitzungen zur Realität gemacht.
„I shop therefor I am“ wird einfach zu „Supreme“ und ihre Kunst wird zur Wirklichkeit oder war es halt schon immer.

LITERATURVERZEICHNIS:

• Barbara Kruger von von Barbara Kruger (Autor), Ann Goldstein (Autor), Rosalyn Deutsche (Autor), Calif.) Museum of Contemporary Art (Los Angeles (Autor), Whitney Museum of American Art (Autor), 1999
• Barbara Kruger: Part of the discourse, 2017, https://spruethmagers.com/artists/ barbara-kruger/
• Gallery label from What is Painting? Contemporary Art from the Collection, July 7–September 17, 2007.
• Auguste Rodin von Rainer Maria Rilke, 1902
• Geschichte der Hand in der Kunst: Ein Werkzeug für alle Fälle von Sebastian Frenzel, Monopol 6/2014
• „Andy Warhol’s Contempt for, and Adoration of, the American Performance“ By Barbara Kruger November 12, 2018
• Kruger, in Anders Stephenson, „Barbara Kruger,“ Flash Art, no. 136 (October 1987):55.

WERKLISTE

• Untitled (You invest in the divinity of the masterpiece), 1982
• Untitled (Admit nothing/Blame everyone/Be bitter), 1987
• Untitled (Thinking of You), 1999-2000
• Untitled (You kill time), 1983
• Untitled (The marriage of murder and suicide), 1988
• Untitled (I shop therefor I am), 1987
• Untitled (You are seduced by the sex appeal of the inorganic), 1981
• Untitled (Are we having fun yet?), 1987
• Untitled (Perfect), 1980
• Cover design for remote control, 1993
• Mini Skateboards: https://www.pinterest.de/pin/722053752743750679/