Das Theorie-Seminar geht von folgender Grundüberlegung aus:
Philosophie unterliegt einem dreifachen Übertragungsprozess. Sie übersetzt zunächst konkrete Wirklichkeit in Theorie, um als solche anschließend wieder in Praxis überführt zu werden. Dabei wirkt sie in beide Richtungen schöpferisch und erzeugt sowohl neues Denken als auch neues Handeln. Um diese zwischen Theorie und Praxis hin- und herwechselnden Prozesse über die Grenzen ihres bloßen Entstehens hinaus zu gewährleisten, muss Philosophie seit jeher von einer Sprache in andere übersetzt werden. Da Philosophie mit ihrer langen Geschichte eins ist und nicht anders kann, als irgendeine Form von Allgemeinheit zu beanspruchen, lässt sich ihr Text nur mannigfaltig als und in Übersetzungen bewerkstelligen.
Das Seminar beschäftigt sich mit mannigfaltigen Problemen philosophischer Über/Setzungen. Zum Beispiel: Wie lassen sich neu geschöpfte und an bestimmte Praktiken gebundene Begriffe übersetzen? Hat Philosophie einen Stil, muss sie auch als Literatur behandelt werden? Wie übertrage ich Lebensraum und Zeit, in denen Philosophie konkret entsteht? Ist Denken kulturell so verschieden, dass es unübersetzbar bleibt oder gerade aus diesem Grund nach Übersetzung verlangt? Warum gibt es Neuübersetzungen und übersetzende Arbeit am Begriff? Diese theoretischen Fragen werden an ausgewählten Beispielen zumeist moderner Philosophie behandelt, wobei vor allem Autor:innen in Betracht kommen, die derlei Übersetzungsprobleme – Theorie: Praxis; Sprache: Sprache – stets reflektiert haben.